Mehr als nur Unterrichten an Förderschulen

Die Sonderpädagogik umfasst eine Vielzahl von Aufgaben und bedeutet nicht nur das Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf, sondern auch deren Begleitung in ein selbstbestimmtes Leben. Lehrerinnen und Lehrer der Sonderpädagogik wissen um die besonderen Lehr- und Lernsituationen der Kinder mit den unterschiedlichen Beeinträchtigungen. Diese können in kognitiven, sozialen, emotionalen, körperlichen oder motorischen Entwicklungsbereichen vorliegen.

 

Lehrerinnen und Lehrer der Sonderpädagogik kennen Fördermaßnahmen, gestalten und planen den gemeinsamen Unterricht mit oder arbeiten an spezifischen Förderzentren. Zudem beraten und begleiten sie auf der Grundlage sonderpädagogischer und diagnostischer Erkenntnisse im inklusiven Unterricht. Sie entwickeln inklusive Schulkonzepte mit, um den Schülerinnen und Schülern die Teilhabe an Bildung und den Einstieg in ein Berufsleben zu gewährleisten.

Wie werde ich eine sonderpädagogisch ausgebildete Lehrkraft?

Wenn du Lehrerin oder Lehrer für Sonderpädagogik und inklusive Pädagogik werden möchtest, steht dir eine mehrstufige Ausbildung bevor. Die Grundausbildung ist das Lehramtsstudium der Sonderpädagogik, das mit einem Master oder Staatsexamen abschließt. Darauf folgt der Vorbereitungsdienst, das sogenannte Referendariat. Im Studienbereich der Sonderpädagogik/inklusive Pädagogik spezialisierst du dich im Lehramtsstudium auf die Schulformen Förderschule sowie allgemeinbildende Schulen inklusiver Ausrichtung. Teil des Studiums ist ein Unterrichtsfach der Oberschule (Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Ethik/Philosophie, Evangelische Religion, Geschichte, Informatik, Kunst, Mathematik, Musik, Physik, Sport oder Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales) oder die Grundschuldidaktiken (Deutsch/ Mathematik/Sachunterricht und Kunst oder Musik oder Sport oder Werken). Die Bildungswissenschaften sind darüber hinaus immer Teil jedes Lehramtsstudienganges. Zusätzlich wählst du im Studium der Sonderpädagogik zwei Förderschwerpunkte.

Welche Förderschwerpunkte stehen zur Auswahl?

  • Emotional-Soziale Entwicklung
  • Geistige Entwicklung
  • Körperlich-Motorische Entwicklung
  • Lernen
  • Sprache und Kommunikation
  • Hören
  • Sehen

Was muss ich für das Studium mitbringen?

Voraussetzung ist die Allgemeine Hochschulreife bzw. Fachgebundene Hochschulreife. Aber auch praktische Erfahrung musst du spätestens bei der Immatrikulation vorweisen können: vorab musst du ein Sozialpraktikum in einer beliebigen Kinder-, Jugend- oder Sozialeinrichtung im Umfang von vier Wochen absolviert haben. Darüber hinaus ist ein phoniatrisches Gutachten notwendig. Dieses wird von einer Fachärztin oder einem Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie oder von der Fachärztin oder dem Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde mit der Subspezialisierung Stimm- und Sprachstörungen ausgestellt. Dadurch bescheinigen sie, dass du über eine uneingeschränkte Stimm- und Sprechfunktion verfügst. Aufgrund der stimmlichen Belastung im Lehramt stellt diese Funktion eine Schlüsselqualifikation für den Lehrberuf dar.

Je nach Fach können noch weitere Voraussetzungen wie Sprachkenntnisse oder Eignungstests (zum Beispiel in Kunst, Musik und Sport) auf dich zukommen. Neben den festgelegten Zugangsvoraussetzungen kannst du auch mithilfe eines FSJ Pädagogik herausfinden, ob du für die Sonderpädagogik geeignet bist. Denn gerade für diesen Beruf solltest du besonders gut mit Menschen umgehen können und eine stark ausgeprägte soziale Ader ist von großem Vorteil. Das sagt zumindest Mirko Altmann in unserem Interview. Und er muss es wissen! Denn er ist schon seit vielen Jahren im Beruf. Die persönlichen Erfahrungen eines Sonderpädagogen kannst du direkt hier nachlesen.

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Der Zivildienst brachte Mirko Altmann zur Sonderpädagogik

Eigentlich war Lehramt keine Option. Obwohl Mirko Altmann aus einer Lehrerfamilie stammt, hatte er selbst nie den Wunsch, Lehrer zu werden. Doch das änderte sich nach dem Abitur. Seinen Zivildienst absolvierte er an einer Schule für geistige Entwicklung. Schnell wurde ihm währenddessen klar, dass er Förderschullehrer werden möchte. Begeistert erinnert er sich an diese Zeit zurück: „Ich konnte es jeden Morgen kaum abwarten, endlich wieder in der Schule zu sein.“ Also verwarf er seinen eigentlichen Plan, Maschinenbau zu studieren und begann nach dem Zivildienst sein Studium der Sonderpädagogik für Geistig- und Sprachbehinderte.

Beratung, Inklusion, Diagnostik und Lehre: als Förderpädagoge gibt es viele Verantwortungsbereiche

Heute arbeitet Mirko Altmann im Leipziger Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Sprache „Käthe Kollwitz“. Mittlerweile unterrichtet er nur noch die 1. Klasse. Dadurch ist er dauerhaft Klassenleiter, was ihm besondere Freude bereitet. Es gäbe auch die Möglichkeit, Fachlehrer zu sein. Doch durch seine Beratung und Verantwortung im Bereich Diagnostik kennt er sich insbesondere mit Kindern im jungen Alter aus. „Wenn man im Gang angesprochen wird und die ehemaligen Schülerinnen und Schülern einen grüßen, da freue ich mich immer.“ Da die Klassen deutlich kleiner sind als in anderen Schulen, ist eine engere und intensivere Betreuung der einzelnen Schülerinnen und Schülern möglich.

 

In seiner Funktion als Diagnostiklehrer ist er auch für die vorschulische Früherkennung zuständig. Dies erfolgt meist schon in der KiTa, kann aber auch erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein. Hier werden beispielsweise diverse Tests durchgeführt, um die individuellen Bedürfnisse eines Kindes festzustellen. Die Bedarfe sind unterschiedlich, wodurch man beispielsweise die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache, Hören oder Sehen voneinander differenziert. „Ich empfehle jedem, ein FSJ-Pädagogik zu absolvieren, einfach um zu sehen, ob ich für diesen Job geeignet bin oder nicht.“ Mirko ist primär Klassenleiter und Diagnostiklehrer. Darüber hinaus ist er auch noch Pädagogischer IT- und Kommunikationsbeauftragter.

Eine stark ausgeprägte soziale Persönlichkeit ist ein Muss

Der Schulalltag beginnt bereits um 7:45 Uhr. Während des Unterrichts und der Schulpausen hat der Förderschullehrer selbst so gut wie keine Ruhe. In den Pausen muss er die Schülerinnen und Schüler betreuen, im Lehrerzimmer tauscht man sich aus und ansonsten wird unterrichtet. Regelmäßig schreibt er Entwicklungsberichte, um die Fortschritte der Schülerinnen und Schüler zu dokumentieren.

 

Der Förderschullehrer ist davon überzeugt, dass man nicht „einfach so“ Lehrer sein kann. Das müsse man lernen. Dabei sei es wichtig, dass der Wunsch intrinsisch vorliege. Auch als Lehrer lerne man das ganze Leben und entwickele sich stets weiter. „Als Förderschullehrer muss man eine intensivere Betreuung der Schülerinnen und Schüler gewährleisten. Man muss schon ein wirklich sozialer Mensch sein.“ Der Bedarf ist groß: es gibt eine Vielzahl unbesetzter Stellen, bei den Neueinstellungen konnten nur etwa zwei Drittel der Stellen besetzt werden. „Natürlich ist auch das Gehalt und die Verbeamtung attraktiv. Was aber nicht der Grund für die Entscheidung dieses Berufs sein sollte.“

Die individuellen Entwicklungen einzelner Schülerinnen und Schüler machen ihn stolz

Eines der schönsten Erlebnisse als Förderpädagoge hatte Mirko erst vor kurzem: Eine ehemalige Schülerin hat sich an seiner Schule für ein Praktikum beworben. Sie besucht inzwischen ein Gymnasium. Das beeindruckt ihn: „Sie hat sich super entwickelt. Da ist man einfach stolz. Aber diese Entwicklung hat sie sich selbst zu verdanken.“ Mit Freude blickt er auf das Wiedersehen mit seiner ehemaligen Schülerin. Nicht nur die persönlichen Entwicklungen sind ihm wichtig. Zu sehen, dass die Schülerinnen und Schüler gerne in die Schule kommen, mache ihn mehr als zufrieden.

Mehr Infos zum Lehramtsstudium

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Lehramt Sonderpädagogik

Was das Lehren an Förderschulen ausmacht

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