Für angehende Lehrerinnen und Lehrer ist es wichtig, schon während des Lehramtsstudiums in die Schulpraxis einzutauchen. Umso verlockender ist es, wenn man davon auch finanziell profitieren kann. In Sachsen gibt es mehrere Programme, die es Studierenden ermöglichen, im Rahmen eines Nebenjobs an städtischen und ländlichen Schulen zu arbeiten. 

 

Perspektive Land* hat dazu im Sommersemester 2023 eine Inforeihe zu den drei Rubriken durchgeführt. Ziel war es, Lehramtsstudierende auf die vielfältigen Möglichkeiten eines Nebenjobs aufmerksam zu machen und gleichzeitig den Unterstützungsbedarf – insbesondere an Schulen im ländlichen Raum – aufzuzeigen. 

Lernbegleitung individuell und in Kleingruppen

StartTraining, UnS (Universität nützt Schule) und VieLes (Vielfalt im Lehramt und an Schulen): So heißen die drei Projekte der Universität Leipzig, die angehenden Lehrenden wichtige Praxiserfahrungen ermöglichen. Als Lernbegleiter haben Studierende die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler einzeln oder in Kleingruppen während oder nach dem Unterricht zu unterstützen.

 

Das Besondere an diesen Projekten ist, dass die Studierenden durch Workshops begleitet und fortgebildet werden. Die Projekte stehen allen Lehramtsstudierenden in Sachsen offen und vermitteln wichtige Kenntnisse in Beziehungsarbeit, leistungsdifferenzierter Förderung und Sprachbildung. 

Angebote außerhalb des Unterrichts: GTA  

Ganztagsangebote richten sich an Kinder und Jugendliche aller Klassen der allgemeinbildenden Schulen und sind unterrichtsergänzende Maßnahmen. Bereits Lehramtsstudierende können Ganztagsangebote, sogenannte GTA, gestalten: Die Angebotsbereiche reichen von leistungsdifferenzierten Bildungsangeboten, die u. a. Themen aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler aufgreifen, bis hin zu freizeitpädagogischen Angeboten. 

 

Im Rahmen der GTA können sich die Studierenden auch im bundesweiten Programm Paper.Plane von Teach First Deutschland engagieren. Paper.Plane vermittelt den Kontakt zwischen Studierenden und Schulen und bietet eine fundierte Vorbereitung auf die Tätigkeit im GTA-Bereich.  

Vertretungsunterricht an Schulen: Die Unterrichtsversorgung (UV)

Das Programm Unterrichtsversorgung bietet Studierenden die Möglichkeit, bereits vor dem Referendariat als Lehrkraft im Fachunterricht tätig zu werden. Gesucht werden sowohl Lehramtsabsolventinnen und -absolventen als auch Lehramtsstudierende, die vorübergehend Unterricht an Schulen vertreten möchten. 

 

Das Projekt Online-Lernzeit Mittweida (OLM) bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Unterricht online durchzuführen. Zielgruppe der OLM sind Schülerinnen und Schüler, die über einen längeren Zeitraum nicht an einer Schule unterrichtet werden können, beispielweise aufgrund von körperlichen Einschränkungen, psychischen Erkrankungen oder längeren Krankenhausaufenthalten. Für die Durchführung des Online-Unterrichts im Projekt OLM werden engagierte Lehramtsstudierende aller Fächer gesucht.   

Du möchtest mehr über Schulen auf dem sächsischen Land erfahren?

*Perspektive Land  ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus. Eszielt darauf ab, Lehramtsstudierenden die Vielfalt der sächsischen Schullandschaft abseits der Großstädte aufzuzeigen. 

Das Ziel unserer Lehrerwerbekampagne ist klar definiert: Menschen für den Lehrerberuf in Sachsen begeistern, um dem akuten Lehrermangel entgegenzuwirken. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein breit angelegtes Marketing unerlässlich. Denn so schaffen wir Sichtbarkeit und gewinnen wertvolle Menschen für diesen wunderbaren Beruf.  

 

Da der Klimawandel auch vor Sachsen nicht Halt macht, stellt sich uns natürlich die Frage: Wie nachhaltig sind wir eigentlich in unseren Werbemaßnahmen? Denn auch wenn Werbemittel ein ehrenwertes Ziel verfolgen, haben sie meist nur eine kurze Lebensdauer und stellen somit eine Belastung für die Umwelt dar. Genau an dieser Schwachstelle setzt das Konzept des Recyclings beziehungsweise Upcyclings an – ein kreativer und nachhaltiger Ansatz, der nicht nur Deponien entlastet, sondern auch wertvolle Ressourcen einspart und dadurch unsere Natur schont. 

Aus Werbebannern werden Taschen und Federmäppchen

Zu unseren Marketingmaßnahmen gehören neben nützlichem Merch für den Schulalltag und Infomaterial zum Studium auch Werbebanner an öffentlichen Orten. Solche Banner haben wie wir zuletzt im Winter in den sächsischen Skigebieten platziert. Nach der Wintersaison hatten diese Werbemittel dann aber schnell ausgedient. 

 

Wir haben uns daraufhin unserer sozialen und ökologischen Verantwortung gestellt und unseren ausgedienten Bannern aus dem Winter ein neues Leben geschenkt: Entstanden sind neben Umhängetaschen auch Federmäppchen für den täglichen und hoffentlich dauerhaften Einsatz im Schulalltag. Diese neuen nachhaltigen Werbemittel wurden zudem integrativ in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) zusammengenäht. So leisteten unsere Werbebanner nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen sozialen Beitrag. Im Rahmen eines Social Media Gewinnspiels wurden die Upcycling-Produkte pünktlich zum Schulbeginn unter allen Teilnehmenden verlost. 

 

Ihr habt davon nichts mitbekommen? So sehen unsere nachhaltigen Schmuckstücke aus den alten Werbemitteln aus:

Federmäppchen und Tasche aus recycelten Bannern
Recycelte Mäppchen und Taschen
Federmäppchen und Tasche aus recycelten Bannern

Der Lehrermangel betrifft alle Fächer und Schularten in Sachsen, doch in einem Bereich ist er besonders dramatisch: den MINT-Fächern. Und doch gibt es sie, die jungen, frischen und modernen Lehrer, die die Schönheit des logischen Denkens an neue Generationen weitergeben wollen. Einer von ihnen ist Carsten Albert, der gerade am Leibniz-Institut (IFW) in Dresden promoviert. Warum er Physik und Mathematik auf Lehramt studiert hat, aus welchen Gründen Sachsen für ihn als Wohnort alternativlos ist und wie er als erster Lehramtsstudent überhaupt den Dresden Excellence Award gewonnen hat, erfahrt ihr hier.

Physik und Mathematik auf Lehramt: Fachliches trifft Soziales

Carsten Albert ist ein junger Mann von Mitte 20, der eine angenehme Ruhe ausstrahlt – und eine spürbare Leidenschaft für seinen Beruf. Im Gespräch über sein Lehramtsstudium in den MINT-Fächern Physik und Mathematik und seine Promotion wird schnell klar: Er weiß, wovon er spricht, wo er herkommt und wohin er will.

 

Geboren und aufgewachsen im Vogtland, zieht Carsten 2015 in die sächsische Landeshauptstadt, um an der TU Dresden Physik zu studieren. Ein Jahr später wechselt er an derselben Universität auf Lehramt und wählt Mathematik als zweites Fach: „Physik hat mich schon immer fasziniert, deshalb habe ich damit angefangen. Mathe und Physik waren schon in der Schule meine Lieblingsfächer und ich hatte sie als Leistungskurse. Schon während meiner Schulzeit habe ich gerne Prüfungsvorbereitungskurse für meine Mitschüler abgehalten oder Nachhilfe gegeben.“

 

Als Carsten im ersten Semester Physik studiert, merkt er schnell, dass ihm die soziale Komponente des Erklärens und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fehlen. Das Lehramt für Physik und Mathematik war für ihn die perfekte Lösung, um das Fachliche mit der für ihn wichtigen sozialen Aspekten zu verbinden. Aus fachlichem Interesse schloss Carsten parallel zu seinem Lehramtsstudium den Bachelor in Physik ab.

 

Und warum Dresden? „Dafür gab es mehrere Gründe, aber vor allem die Nähe zu meinem Heimatort und meinen Eltern. Die attraktive Stadt und der gute Ruf der Universität waren weitere Faktoren, die für Dresden sprachen.“

 

Seine Studienzeit in der Elbstadt beschreibt er dank des vielfältigen Kultur- und Freizeitangebots als „rundum schön“. Auch die TU Dresden selbst sei empfehlenswert – vor allem in den Fächern Mathematik und Physik. „Außerdem ist Dresden ein florierender Wissenschaftsstandort. Aus all diesen Gründen und wegen meiner aktuell laufenden Promotion steht es aktuell nicht zur Diskussion, die Region zu verlassen“, ergänzt der angehende Lehrer.

MINT: Lösungen für die komplexen Probleme unserer Zeit?

An den Naturwissenschaften fasziniert Carsten vor allem „die klare Logik“. Er selbst sei ein strukturierter Denker, was gut zu den Fächern passe: „Sie erfordern das Verständnis von Konzepten und bieten oft die Möglichkeit, komplexe Probleme auf grundlegende Prinzipien zurückzuführen. Es sind keine reinen ‚Auswendiglernfächer‘. Das Schöne ist, dass man durch die MINT-Fächer lernt, dass komplexe Dinge in sich logisch aufgebaut sind.“

 

Ob Klimawandel, Hungersnöte oder Bevölkerungswachstum: Die jungen Generationen sehen einer Zukunft voller Krisen entgegen. Wo liegen die Lösungsansätze? „Zu einem großen Teil in den Inhalten der MINT-Fächer“, sagt Carsten. Aber warum? Er nennt zwei Hauptgründe:

 

„Erstens sind die MINT-Fächer eine Art Denkschule. Das gilt vor allem für die Mathematik. Neben dem Lernen von Inhalten geht es darum, wie man Probleme angeht und löst. Man erwirbt viele übergeordnete Fähigkeiten, die sich nicht nur auf die Inhalte beschränken“, so der angehende Physik- und Mathematiklehrer: „Und zweitens sind MINT die Basis für alle Technologien von heute und morgen.“

 

Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, vor denen wir stehen, sei ein technologischer Ansatz in vielerlei Hinsicht unverzichtbar: „MINT ist die Basis für diese Technologien.“

Wie sich Lehrtätigkeit und Bildungsforschung vereinen lassen

Carstens Leidenschaft für die MINT-Fächer und den Lehrerberuf spiegelt sich auch in seinem Engagement in diesem Bereich wider: „Die Arbeit im Bildungsbereich macht mir sehr viel Spaß. Ich interessiere mich nicht nur für das Unterrichten, sondern auch für die Forschung.“

 

Bereits während seines Studiums arbeitet Carsten deswegen als studentische Hilfskraft am Leibniz-Institut* für Festkörper- und Werkstoffforschung in der Wissenschaftskommunikation. Nach Carstens Staatsexamen bietet ihm das Institut in einer besonderen Kooperation mit der TU Dresden und dem von Bund und Ländern geförderten Exzellenzcluster ct.qmat eine Promotion im Bereich der Bildungsforschung mit dem Schwerpunkt Physikdidaktik an. „Normalerweise steht das Institut für Physik- und Materialforschung, aber indem es die Forschung in diesem Bereich unterstützt, fördert es langfristig auch den eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs und stärkt die Wissenschaftskommunikation.“

Als Forschungsthema hat er sich die Vermittlung von Quantenphysik in der Schule ausgesucht. Das Thema habe er während seiner Staatsexamensarbeit entdeckt und als äußerst spannend empfunden. Sein Forschungsziel: die Entwicklung eines Lehrkonzepts, um jungen Schülern, insbesondere der 9. Klasse, die Grundlagen der Quantenphysik zu vermitteln: „Die Chance, die mir das Leibniz-Institut  zusammen mit der Professur für Didaktik der Physik an der TU Dresden und dem Exzellenzcluster ct.qmat bietet, aktiv an der Gestaltung zukünftiger Bildung mitzuwirken, musste ich daher einfach nutzen. Zumal ich durch meine Forschung mit vielen verschiedenen Schulen zusammenarbeiten kann, was ich bereichernd finde.“

Wichtiges Zeichen: Die Verleihung des Dresden Excellence Award

Carstens Einsatz für die MINT-Fächer an sächsischen Schulen wurde bereits mehrmals ausgezeichnet. Im Frühjahr 2023 wurde er vom Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert mit dem Dresden Excellence Award speziell für seine Abschlussarbeit im ersten Staatsexamen ausgezeichnet: „Ich war der erste Lehramtsstudent, der diesen Preis bekommen hat. Das zeigt, dass das Lehramtsstudium, obwohl es manchmal von anderen Studiengängen unterschätzt wird, auch fachliche Anerkennung verdient und bekommen kann“, meint Carsten.

 

Kurz zuvor bekam er die Victor-Klemperer-Urkunde verliehen: Eine Auszeichnung für hervorragende Studienleistungen als einer der besten Absolventen des Studienjahres 2021/2022 am Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB), verliehen von der Rektorin der TU Dresden, Prof. Dr. Ursula M. Staudinger.

Tipps für das Studium der MINT-Fächer auf Lehramt

Ob er einen Tipp für diejenigen hat, die über ein MINT-Lehramtsstudium nachdenken? „Früh übt sich! Denn unsere Abbrecherquoten sind ein großes Problem.“ Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Organisation eine Herausforderung sein kann: „Das Lehramtsstudium sollte nicht unterschätzt werden, genauso wie der Lehrerberuf insgesamt nicht unterschätzt werden darf“, empfiehlt Carsten: „Es braucht mehr Anerkennung für den Lehrerberuf, aber insbesondere auch für das Studium der MINT-Fächer auf Lehramt. Das Studium ist durch die Kombination von zwei Fächern und den Bildungswissenschaften fachlich hoch anspruchsvoll.“

 

Während des Studiums hat er selbst bereits an einer benachbarten Schule angefangen, Nachhilfe in Mathematik im GTA-Bereich zu geben. „Das Studium an der Universität bleibt theoretisch, auch wenn es Praktika gibt. Die wöchentliche Arbeit in der Schule hat mir geholfen, in der Schulpraxis und im Rhythmus des Erklärens zu bleiben.“ Die Lehrerschaft sei sehr offen gewesen und habe ihn direkt eingebunden.

 

Im vergangenen Schuljahr hat er neben dem allgemeinen Förderunterricht sogar die Begabtenförderung an dieser Schule übernommen. Ab diesem Schuljahr stellt er sich einer neuen Herausforderung und übernimmt eine 8. Klasse in Mathematik: „Anstatt des Förderunterrichts werde ich nebenberuflich einen regulären Lehrauftrag an einem Dresdner Gymnasium im Rahmen der Unterrichtsversorgung übernehmen, um Unterrichtserfahrung zu sammeln“, erzählt Carsten und ergänzt: „So helfe ich außerdem dabei, den Unterrichtsausfall aufgrund des Lehrermangels zu reduzieren.“

* Die Leibniz-Institute sind ein Zusammenschluss von 97 Instituten aus ganz Deutschland, darunter rechtlich, wissenschaftlich und wirtschaftlich selbstständige Forschungseinrichtungen.

Du interessierst dich für das MINT-Lehramt?

Machen wir uns nichts vor: Mathematik gehört oft nicht zu den Lieblingsfächern der Schülerinnen und Schüler. Das wiederum kann die spätere Wahl der Unterrichtsfächer beeinflussen, wenn sich junge Menschen für ein Lehramtsstudium entscheiden. Und doch ist das Studium der Mathematik auf Lehramt eine wertvolle Reise, an deren Ende man andere für diese außergewöhnliche Wissenschaft begeistern kann. 

Warum Mathematik auf Lehramt studieren? 

Als Mathematiklehrerin oder -lehrer spielst du eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung junger Menschen. Du vermittelst ihnen nicht nur mathematische Kompetenzen, sondern schärfst auch ihr logisches Denken, was ihnen in anderen Lebensbereichen von großem Nutzen sein wird. Deine Arbeit basiert dabei auf theoretischen Konzepten und erfordert ebenso die Fähigkeit, den Schülerinnen und Schülern komplexe Ideen verständlich nahezubringen. 

Schwerpunkte des Studiums

Von der Zahlentheorie und Algebra über die Analysis und Geometrie bis hin zur Statistik: Während des Studiums beschäftigst du dich intensiv mit allen grundlegenden Disziplinen der Mathematik, um ein solides Verständnis für ihre Struktur und Anwendungen zu entwickeln. 

 

Darüber hinaus bereitet dich das Mathematikstudium auf Lehramt auch auf die pädagogische Seite des Faches vor. So lernst du, den Unterricht effektiv und kreativ zu gestalten, den Lehrplan zielorientiert umzusetzen und dabei auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen. Auch didaktische Methoden und der Einsatz moderner Lehrmittel spielen eine wichtige Rolle.  

Praktische Erfahrung vor und während des Studiums

Erfahrene Lehrkräfte empfehlen, bereits vor dem Studium praktische Erfahrungen zu sammeln. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen: Mit einem FSJ Pädagogik kannst du schon vor Studienbeginn testen, ob der Lehreralltag etwas für dich ist.

  

Aber auch während des Studiums kannst du Erfahrungen sammeln, zum Beispiel durch die vorgesehenen Blockpraktika. Aufgrund des hohen Lehrerbedarfs ist es sogar möglich, nach dem Staatsexamen ohne Referendariat eine Mathematikklasse zu übernehmen. 

Berufsaussichten

Mathematik wird in Sachsen an allen gängigen Schularten unterrichtet: von der Grundschule über das Gymnasium bis hin zur Förderschule. Aufgrund des akuten Lehrermangels in den MINT-Fächern hast du zudem gute Chancen, an deiner Wunschschule unterzukommen – egal ob auf dem Land oder in der Stadt. 

Dein gesellschaftlicher Beitrag als Mathematiklehrer

Das Studium der Mathematik auf Lehramt mag anspruchsvoll sein, aber die persönlichen Belohnungen sind unbezahlbar: Indem du Schülerinnen und Schülern hilfst, mathematische Konzepte zu verstehen und ihre logischen Fähigkeiten zu verbessern, leistest du einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaftsbildung. 

Mathematik ist zudem eine Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird; als Mathematiklehrerin oder -lehrer wirst du anderen diese universelle Sprache beibringen und ihnen weltweit Türen öffnen.  

 

Das Studium der Mathematik auf Lehramt ist eine Chance, diese Welt noch tiefer zu erkunden und die nächste Generation für diese wunderbare und bedeutende Wissenschaft zu begeistern. 

Wo du in Sachsen Mathematik studieren kannst, erfährst du hier:

Rietschen – Die Gemeinde im Landkreis Görlitz liegt ganz im Osten des Freistaates Sachsen. Herrliche Natur vor der Haustür, Berlin und Polen sind nicht weit. In diesem geografischen Umfeld liegt die Hans-Fallada-Schule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung – ein Alleinstellungsmerkmal für die Region. Damit dieses Merkmal erhalten bleibt, braucht die Schule dringend Unterstützung. 

Auf 90 Schülerinnen und Schüler kommen an der Hans-Fallada-Schule 14 Lehrkräfte, acht pädagogische Fachkräfte und eine Schulassistenz. Das klingt viel, ist aber angesichts der zusätzlichen Herausforderungen, die eine Förderschule mit sich bringt, ausbaufähig. Hinzu kommt, dass im nächsten Jahr drei Lehrkräfte die Schule in den Ruhestand verlassen werden, was den Bedarf an zusätzlichen Lehrkräften weiter erhöht.

 

 

Dass das Wort Engagement an der Hans-Fallada-Schule großgeschrieben wird, zeigt auch die Beteiligung an unserem Interview: Neben dem Schulleiter Ronny Selbiger sind Frau Monden (stellvertretende Schulelternsprecherin und Mitglied der Schulkonferenz), Frau Gresens (junge Lehrerin für Sport, Biologie, Englisch und Teil der Schulkonferenz) sowie Leon (8. Klasse, Schülersprecher) anwesend. Sie alle eint der gemeinsame Wunsch: neue Lehrer für ihre Schule, da die Förderschülerinnen und -schüler sonst „durchs Raster fallen“. 

„Ein Buch, ein Stift, ein Kind und ein Lehrer können die Welt verändern.“

LEHRERIN SACHSEN: Eure Schule hat den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung – was bedeutet das? 

 

Frau Gresens: Wir sind eine Förderschule für verhaltensauffällige Kinder. Das sind Kinder, die manchmal Schwierigkeiten haben, in bestimmten Situationen richtig zu handeln. Manche können mit Wut nicht richtig umgehen, andere haben einen starken Bewegungsdrang. Im normalen Schulsystem haben diese Kinder keine Chance, sie fallen durchs Raster. Wir aber haben einen anderen Blick auf diese Schüler: Wir versuchen, sie nicht leistungsorientiert, sondern persönlich zu fördern. 

 

Herr Selbiger: Unsere Schule zeichnet sich dadurch aus, dass wir mit pädagogisch-psychologischem Sachverstand individuell fördern und fordern und uns dabei auf evidenzbasierte Verhaltensmodifikationen stützen. 

 

LEHRERIN SACHSEN: Was heißt das konkret? 

 

Frau Gresens: Das heißt, wir versuchen, durch verschiedene Token positive Verhaltensweisen zu entwickeln. Wir versuchen viel mit Visualisierungen zu arbeiten und direkt Konsequenzen zu ziehen. 

 

Frau Monden: Aus Elternsicht kann ich sagen, dass auch die Haltung uns gegenüber eine ganz besondere ist: Die Lehrer nehmen sich unglaublich viel Zeit für uns, zum Beispiel bei den wöchentlichen Gesprächen. Es ist einfach ein schönes Miteinander an der Schule. 

 

LEHRERIN SACHSEN: Das hört man gern! Was macht die Schule denn für neue Lehrkräfte attraktiv? 

 

Herr Selbiger: Das Lehrerkollegium ist ein junges, dynamisches und motiviertes Team. Wir schaffen Raum für pädagogische Freiheit, kreatives Denken und Arbeiten. Außerdem bieten wir eine sehr gute Ausstattung. 

 

Frau Monden: Hier kann sich jeder einbringen und die Kinder sind dankbar für jede Form von Wissen und Zuhören. Die Lehrer hier sind nicht nur das Augenmerk, sondern auch eine echte Augenweide! (alle lachen) 

 

Frau Gresens: Als junge Lehrerin kann ich sagen: Diese Schule ist perfekt für Berufseinsteiger. Alle Projekte werden von der Schulleitung unterstützt, man kann sich überall einbringen und ausprobieren. Das macht es für mich sehr wertvoll, hier zu arbeiten. 

Sonnenblumen gemalt von Schüler*in
Kunstwerk eines Schülers / einer Schülerin
Links und oben: Kunstwerke aus der Schülerschaft, rechts: Projekt „Entrinden wie im Mittelalter"
Entrinden Mittelalter

LEHRERIN SACHSEN: Was für eine Art von Lehrer braucht ihr an der Schule? 

 

Leon: Nette, lustige, lockere Lehrer. Nicht zu streng sollen sie sein, aber trotzdem durchsetzungsfähig – ein Mittelding eben. 

 

Frau Gresens: Die Schüler sind super dankbar, dass wir Lehrer auch mal zuhören. Man sollte also nicht an unsere Schule kommen, um den Lehrplan durchzupauken und auf Leistung zu drängen, das funktioniert nicht. 

 

LEHRERIN SACHSEN: Und nicht zu vergessen: Eure pädagogischen Fachkräfte, die nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die Schülerinnen und Schüler an Eurer Schule unterstützen und entlasten! 

 

Leon: Ja, das stimmt. Sie geben sich große Mühe und helfen, wo sie können – je nachdem, wie die Hilfe angenommen wird. 

 

Frau Gresens: Da Leon schon in der 8. Klasse ist, hat er nicht mehr so viel mit den Pädagogen zu tun. Sie kommen nur noch in die höheren Klassen, wenn es wirklich nötig ist, zum Beispiel im Sportunterricht. Generell gewährleisten die pädagogischen Fachkräfte eine intensive Betreuung der Schüler im Unterricht und bilden teilweise auch eine Schnittstelle zwischen den Kindern und den Lehrkräften.

 

Frau Monden: Die pädagogische Fachkraft ist vor allem bei den Jüngsten, weil dort der Förderbedarf am größten ist. Das kann ein Lehrer allein oft nicht kompensieren. Die Schülerinnen und Schüler erkennen diese zusätzliche Hilfe auch an. 

 

LEHRERIN SACHSEN: Und nun frei raus: Welche 3 Worte beschreiben eure Schule am besten? 

 

Herr Selbiger: Offen, agil, familiär! 

 

Leon: Lustig, familiär, abwechslungsreich.  

 

Frau Monden: Miteinander, nicht gegeneinander. 

 

LEHRERIN SACHSEN: Macht uns Rietschen schmackhaft! Was hat der Ort für Zugezogene zu bieten? 

 

Herr Selbiger: Hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Landkreis Görlitz! Dazu viel Natur und Weite, Erholung, Familienfreundlichkeit, bezahlbaren Wohnraum. 

 

Leon: Rietschen ist ziemlich cool: Man kann viel machen und sehen. Und trotzdem ist es überschaubar und man verirrt sich nicht so schnell. (lacht) 

 

Frau Gresens: Unser Ort ist eine sehr kleine Gemeinde: zentral im Natur-Erholungsgebiet gelegen, sehr grün und trotzdem nicht weit von Cottbus oder Görlitz entfernt. Ich habe selbst in Leipzig studiert; die Lebensqualität hier in Rietschen ist höher als in der Stadt. Außerdem befindet sich die Region durch das Ende der Kohleförderung im Wandel: Neue Infrastrukturen sollen entstehen, was die Region noch attraktiver macht. Ausschlaggebend waren für mich aber vor allem die Schule und das tolle Kollegium! 

 

Frau Monden: Hier werden auch Volksfeste gefeiert. Da kommen Jung und Alt zusammen. Langweilig wird es hier nie, aber wenn man mehr Action will, ist der Sprung nach Berlin oder Dresden nicht weit. Genauso wie der schöne Spreewald oder Polen. Ach, in Rietschen ist das Miteinander einfach schön! 

Hans-Fallada-Schule Rietschen
Die Hans-Fallada-Schule in Rietschen

LEHRERIN SACHSEN: Frau Gresens, Herr Selbiger: Haben Sie als Lehrerschaft zum Abschluss einen Appell an alle Lehramtsinteressierten da draußen? 

 

Herr Selbiger: Mir liegen Kinder und Jugendliche mit biografischen Brüchen, psychischen Auffälligkeiten und extremen Verhaltensweisen besonders am Herzen: Dahinter steckt immer ein Schatz. Unser Prinzip ist die bedingungslose Wertschätzung: Wir nehmen die Kinder vorbehaltlos an und glauben an sie. Das Glück hat nicht jeder. 

 

Frau Gresens: Lasst euch vom sächsischen Land nicht abschrecken! 

 

Herr Selbiger: Und lasst uns immer daran denken: Ein Buch, ein Stift, ein Kind und ein Lehrer können die Welt verändern. 

Grundstufenschüler

Du möchtest noch mehr über die Hans-Fallada-Schule erfahren?

Seifhennersdorf im polnisch-tschechischen Dreiländereck: Das steht für gelebtes Europa und ländliche Märchenidylle. Hier leben Menschen mit ehrgeizigen Visionen wie Katrin Keller. Doch die Schulleiterin des Oberland-Gymnasiums Seifhennersdorf hat ein Problem: akuten Lehrermangel.  

Gelebtes Europa auf dem sächsischen Land

In den schönen Tälern der Mandau und des Leutersdorfer Wassers liegt das sächsische Seifhennersdorf im Landkreis von Görlitz. Die Tschechische Republik ist nur einen Katzensprung entfernt, und auch nach Polen ist es nicht weit. Hier befindet sich das Oberland- Gymnasium Seifhennersdorf, das derzeit rund 500 Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Herkunft besuchen: Neben italienisch-, russisch-, englisch- oder polnischsprachigen auch zahlreiche Kinder und Jugendliche aus dem benachbarten Tschechien: „Wir sind ein Sinnbild für gelebte Euroregion“, so die Schulleiterin Frau Keller.  

 

Die sprachliche Einzigartigkeit beeinflusst den Schulalltag positiv: Mit dem tschechischen Gymnasium in Rumburk besteht eine Partnerschaft, die Schule bietet verschiedene Austauschprojekte an und nimmt jedes Jahr am trinationalen Camp Lanterna Futuri teil. Das Programm vernetzt Lernorte im Dreiländereck und schafft Begegnungen zwischen Menschen in der Neißeregion.  

„Hier gibt es keine Einzelkämpfer“

Neben dem gelebten Europagedanken engagiert sich die Schule – auch auf Initiative der Schülerinnen und Schüler – in Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit: „Der Antrag zur Klimaschule ist durch! Wir haben einen Ökogarten und seit Juni haben wir die ‚Schulbienen‘, die von unseren Imker-GTA betreut werden. Hier arbeiten wir fachlich eng mit dem Zentrum Ostritz zusammen“, so Frau Keller stolz.  

Ganz im Sinne des Teamgeistes bietet das sächsische Gymnasium ein breit gefächertes Sportangebot: Von Skikursen über Inlineskating und Floorball bis hin zu Leichtathletik und Geräteturnen. Nicht unerwähnt bleiben soll die lange Volleyballtradition der Schule, die neben modernen Außensportanlagen auch über einen Kraftraum verfügt – für Schüler und Lehrer! 

Neben dem Gemeinschaftssinn innerhalb der Schule spielt auch das soziale Engagement nach außen eine große Rolle: Beim ‚Lauf gegen den Hunger‘ werden unter anderem 50 Prozent an den Kinderschutzbund in Zittau gespendet: „Die Schülerinnen und Schüler stehen voll dahinter und fordern das soziale Engagement auch ein; ihnen ist bewusst, dass es ihnen hier in Seifhennersdorf besser geht als anderen“, so Frau Keller und weiter: „Hier gibt es keine Einzelkämpfer, wir packen die Dinge gemeinsam an!“  

Die Schülerinnen und Schüler des Oberland-Gymnasiums Seifhennersdorf beim 'Lauf gegen den Hunger'
Schülerinnen und Schüler beim ,Lauf gegen den Hunger'

Drei Worte: familiär, innovativ, offen

Fragt man die Schulleiterin, was das Leben an ihrer Schule ausmacht, zögert sie nicht lange: „Wir sind wie eine Familie!“ An der Schule gebe es kurze Wege zu allen Ansprechpartnern, immer ein offenes Ohr und man kenne sich schnell sehr gut. „Bei uns ist niemand nur eine Nummer. Hier wird jeder gehört, kann sich einbringen und wird dabei von uns unterstützt. Unsere Schule ist familiär, innovativ und offen“. 

 

Viele der Schülerinnen und Schüler seien zudem sehr heimatverbunden, also „Dorfkinder im positiven Sinne“. Das Gewaltpotenzial sei gering und Probleme im Schulalltag gebe es selten. Damit das auch so bleibt, wird in unterschiedliche Präventionsmaßnahmen investiert.  

 

Warum es sich außerdem lohnt, für ein Praktikum, ein Referendariat oder gar als Lehrer nach Seifhennersdorf zu kommen? „Ganz klar wegen der Natur: Das Zittauer Gebirge liegt vor der Haustür und zahlreiche Seen in der Umgebung – ein wahres Paradies für Sportler!“  

 

Wer glaubt, in der Region kulturell isoliert zu sein, der irrt; Dresden mit seinem wertvollen Kulturangebot liegt gleich um die Ecke. Ein weiterer Pluspunkt ist der verfügbare und vergleichsweise günstige Wohnraum.  

„Habt Mut!“

Was wünschen sich Frau Keller und ihre Kolleginnen und Kollegen für die Zukunft des Oberland-Gymnasiums Seifhennersdorf? „Offene und engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die die weite Welt nach Seifhennersdorf bringen, damit unsere Schülerinnen und Schüler Seifhennersdorf in die Welt hinaustragen können“.

 

Der Mensch bleibe zu häufig in seiner Komfortzone und gerade der ländliche Raum biete ungeahnte Chancen für Städter – „Habt Mut!“ lautet der Appell aus dem kleinen, aber feinen Seifhennersdorf in die Welt. 

Der Musikraum im Oberland-Gymnasium Seifhennersdorf
Oben: der Musikraum, rechts: der Kunstraum
Kunstraum im Oberland-Gymnasium Seifhennersdorf

Du interessierst dich für die Region?

,Wuj Ludwig’ (,Onkel Ludwig’) – so wird Ludwig Eckert, 36, oft genannt. Schon immer scharten sich die Jüngeren um ihn, schauten zu ihm auf, fühlten sich wohl bei ihm. Das hat sich nicht geändert: Heute ist er Sorbisch- und Geschichtslehrer an der Oberschule in Schleife, obwohl er sich selbst als Schüler im Unterricht nicht immer wirklich wohl gefühlt hat – oder ist er vielleicht gerade deswegen an die Schule zurückgekehrt? 

 

Behütete Kindheit in der Lausitz

Als Sohn einer sorbischen Mutter und eines deutschen Vaters in Cottbus geboren, zog Ludwigs Familie in das sorbische Dorf Räckelwitz, da war er drei Jahre alt. Seine Kindheit in der kleinen Dorfgemeinschaft beschreibt er als „schön und unkompliziert, mit viel Liebe und Verständnis“. Seitdem ist Sorbisch aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Er lernte die Sprache von seiner Mutter und seiner Großmutter, vor allem aber einfach „nebenbei“. Die Sprache war im ländlichen Alltag allgegenwärtig: ob beim Bäcker, auf dem Schulhof, im Sportverein oder sogar im Gespräch mit dem Versicherungsvertreter.  

Lange Zeit war Ludwig Mitglied in sorbischen Tanzgruppen (in Bautzen und Schmerlitz) und sogar 19 Jahre lang einer der Osterreiter in der traditionellen Prozession. 

Ludwigs Kindheits- und Jugendidylle wurde allerdings durch seine eigene Schulzeit manchmal auch getrübt: „Die Schule hat mir 12 Jahre lang nicht wirklich Spaß gemacht, obwohl ich die meisten Fächer interessant fand. Doch der Unterricht hat mich selten abgeholt, geschweige denn begeistert. Es gab allerdings einige Vorbilder, die mir gezeigt haben, dass es auch anders geht“. Diese Vorbilder spornten ihn an, es selbst besser zu machen. 

Nach dem Abitur wollte Ludwig etwas „Sinnvolles“ tun, der Gesellschaft etwas zurückgeben, denn der Wehrdienst kam für ihn damals nicht infrage: „Ich wollte lernen, wie man Leben rettet und nicht, wie man es nimmt!“ Also leistete er seinen Zivildienst im Krankenhaus. Für „Tante Ludwig“ war nach dieser Zeit klar: „Ich will der Gesellschaft dienen, ich werde Lehrer! “ 

Tropfen im Ozean

Ludwig studierte an der Universität Leipzig Sorbisch und Tschechisch auf Lehramt. Da es an seiner jetzigen Schule aber aktuell zu wenig Interessenten für Tschechisch gibt, unterrichtet er stattdessen Geschichte und wurde hier fachfremd eingearbeitet: „Das war für mich kein Problem, da Geschichte mein absolutes Steckenpferd ist und mich auch privat sehr interessiert. Ich habe auch schon Deutsch an einem tschechischen Gymnasium unterrichtet und mich auch in verschiedenen anderen Fächer ausprobiert.“ 

 

Das Fach Sorbisch ist für ihn eine Herzensangelegenheit, wie er selbst sagt: „Die Sprache ist für mich unglaublich wertvoll und ich finde es wichtig, sie zu erhalten. Sie ist ein Mehrwert nicht nur für Sachsen, sondern für ganz Deutschland – sie macht unser Land bunter.“ Sein Ziel: Bewusstsein schaffen für diesen einmaligen kulturellen und sprachlichen Schatz und die schöne Lausitz. Auch wenn sein Beitrag zum großen Ganzen klein ist, kann er als Lehrer viel bewegen. Frei nach Blaise Pascal: „Jeder Stein verändert das Meer.“ – Denn auch die kleinen Dinge wirken sich auf das große Ganze aus.“  

Glücksmomente eines Lehrers

Auf die Frage, welcher Lehrertyp er sei, antwortet er mit einem Lächeln: „Ich bin eher der lockere Lehrertyp, aber das war ich nicht immer. Wo ich anfangs aus Unsicherheit Strenge gezeigt habe, bin ich mit der Zeit und durch die Erfahrung entspannter geworden. Wichtig ist mir in der Arbeit das gegenseitige Vertrauen. Aber: Grenzen bleiben wichtig!“ 

Ludwig Eckert in der Oberschule in Schleife
Oberschullehrer Ludwig Eckert

Zu sehen, wie aus Kindern junge Erwachsene werden, macht Ludwig große Freude. Und wenn dann noch ein Schüler oder eine Schülerin zu ihm sagt: „Bei Ihnen macht es Spaß, weil ich immer so viel lerne“, ist er zwei Wochen lang glücklich, sagt er. 

 

Ludwigs Botschaft an alle, die sich für den Lehrerberuf interessieren: „Wir brauchen jede und jeden von euch!“ Sein Rat an alle Studieninteressierten: „Seid mutig, probiert euch aus, fragt proaktiv nach Praktika!“ Jedes Fach lasse sich spannend gestalten, egal wie schwierig die Lehrpläne seien – und das motiviere ihn jeden Tag aufs Neue. 

Schule am Puls der Zeit

Die Oberschule in Schleife, an der Ludwig unterrichtet, ist kreidefrei, digital auf dem neuesten Stand, das Kollegium ist jung. Was die Schule auf dem sächsischen Land noch besonders macht? Die Zweisprachigkeit: Im Kollegium gibt es fünf sorbische Muttersprachler, und auch die anderen Kolleginnen und Kollegen bemühen sich, die Sprache zu lernen. Der Schulleiter ist selbst Sorbe und lebt der Schülergeneration die sorbische Lebensart vor – so ist es ganz normal, dass man sich auf dem Schulflur auf Sorbisch begrüßt oder dass die Beschriftungen in der Schule zweisprachig sind. Von den 290 Schülerinnen und Schülern besucht zudem etwa die Hälfte Klassen mit sorbischem Unterricht– in diesem Jahr gab es sogar erstmals deutlich mehr Anmeldungen für die Sorbischklassen als für die Deutschklassen! 

Du möchtest Sorbischlehrerin oder -lehrer werden? Hier findest du alles über

Lausitz: Region in Deutschland zwischen Brandenburg und Sachsen, landschaftlich geprägt durch Flüsse und Seen, historisch geprägt durch die sorbische Kultur. Hier im Landkreis Bautzen liegt der kleine Ort Laske, in dem die 25-jährige Lehramtsstudentin Lydia Mattick geboren und aufgewachsen ist. Wir haben sie zum Interview getroffen und gefragt, was die Sorbin mit ihrer Heimat verbindet, wie sie durch ihre Herkunft geprägt wird und warum sie Sorbisch und Geschichte auf Lehramt studiert.

LEHRERIN SACHSEN: Liebe Lydia, du kommst aus der Lausitz, bist dort geboren und aufgewachsen. Wie würdest du deine Heimat beschreiben?

 

Lydia: In der Lausitz geht es sehr familiär und trotzdem bunt zu: Jeder kennt jeden, man fühlt sich verstanden und akzeptiert und es gibt viele gemeinsame Projekte. Schon deshalb komme ich immer wieder gerne in meine Heimat zurück.

 

LEHRERIN SACHSEN: Du hast als Kind eine sorbische Grund- und Mittelschule und als Jugendliche ein sorbisches Gymnasium besucht. Wie präsent war die sorbische Sprache und Kultur für dich in diesen Schulen?

 

Lydia: Sehr präsent! Fast alle Schülerinnen und Schüler und fast alle Lehrerinnen und Lehrer waren sorbische Muttersprachler. Abgesehen davon, dass wir mindestens zweimal in der Woche sorbischen Unterricht hatten, haben wir auch untereinander auf dem Schulhof sorbisch gesprochen.

 

LEHERERIN SACHSEN: Und wie präsent ist die sorbische Sprache und Kultur für dich heute im Alltag in der Lausitz?

 

Lydia: Das kommt ganz darauf an, wo man lebt. Die Lausitz erstreckt sich über zwei Bundesländer, Brandenburg und Sachsen, und die Region selbst gliedert sich in die Ober- und die Niederlausitz. In der ländlichen Oberlausitz wird im Alltag noch viel Sorbisch gesprochen und sorbische Traditionen gepflegt. In den Städten wie Kamenz, Bautzen oder Hoyerswerda hingegen ist die Alltagssprache inzwischen eher deutsch.

 

Wieder anders verhält es sich in der Niederlausitz: Hier wird im Alltag eher wenig Sorbisch gesprochen, aber auch hier werden sorbische Bräuche und Traditionen noch stark gepflegt. Sorbisch ist hier eher Zweit- als Muttersprache.

LEHRERIN SACHSEN: Wie lebst du beziehungsweise deine Familie die sorbische Sprache und Kultur?

Lydia: Wir sprechen zu Hause sorbisch. Außerdem pflegen wir in unserem Dorf die sorbischen Traditionen im Jahreslauf, wie zum Beispiel das Maibaumaufstellen oder die traditionellen Osterbräuche. Zu besonderen Festtagen tragen wir die sorbisch-katholische Tracht. Der katholische Glaube und die sorbische Tradition bilden eine Art Symbiose. Außerdem sind viele Mitglieder der sorbischen Volkstanzgruppe Schmerlitz – auch ich.

Volkstanzgruppe Schmerlitz mit Lydia in der Mitte

LEHRERIN SACHSEN: Erzähl uns davon!

 

Lydia: Die Tanzgruppe besteht seit 1964 und wir treffen uns jeden Samstag mit dem gemeinsamen Ziel, die sorbische Folklore zu erhalten. Mit unseren Tänzen stellen wir sorbische Traditionen tänzerisch dar – das stärkt automatisch den Wunsch, die wunderschönen sorbischen Lieder und Melodien zu erhalten und weiterzugeben.

 

Wem das altmodisch vorkommt: Das ist es nicht! Unser Choreograf Herr Wendisch versucht, die Tradition mit modernen Tanzeinflüssen neu zu interpretieren.

 

LEHERIN SACHSEN: Wie kann man sich das vorstellen?

 

Lydia: Wir versuchen, neue Tanzelemente oder auch slawische Tanzstile mit unseren traditionellen Elementen zu mischen und so Moderne und Folklore zu verbinden. Wir tanzen übrigens nicht nur in der Lausitz! Jedes Jahr machen wir eine Auslandstournee und treten auf verschiedenen Folklorefestivals auf. Sogar in Peru waren wir schon! Dieses Jahr geht es nach Serbien oder Korea und in der Lausitz haben wir unser eigenes Folklorefestival in Crostwitz.

LEHRERIN SACHSEN: Über deine Heimatregion hinaus engagierst du dich auch in Leipzig für die sorbische Sprache und bist Mitglied des sorbischen Studentenvereins „Sorabija Lipsk“. Erzähl uns mehr darüber!

 

Lydia: Die Studentenverbindung besteht seit 1716 und ist die älteste in Leipzig. Wir haben 65 Mitglieder und bieten ihnen unter anderem Wohnraum mit eigenem Klubraum. Wir sind offen für Sorben und Nicht-Sorben, aber die Sorben sind in der Überzahl. Natürlich haben wir auch ein geheimes Aufnahmeritual! (lacht).

 

Besonders bekannt sind wir bei allen Studierenden durch unseren Faschingsverein, der 1980 gegründet wurde und jedes Jahr im Februar eine Faschingsfeier mit einem Motto und einem abwechslungsreichen Programm veranstaltet.

 

LEHERIN SACHSEN: Und was ist euer Ziel?

 

Lydia: Die sorbische Kultursprache auch außerhalb der Heimat zu pflegen und zu leben, aber auch anderen näher zu bringen. Wir pflegen unsere Traditionen auch in Leipzig, indem wir z. B. die Kirmes feiern oder einen Maibaum aufstellen.

LEHRERIN SACHSEN: Was gefällt dir an der sorbischen Sprache und Kultur besonders?

 

Lydia: Die sorbischen Trachten! Ich trage sie allzu gerne und kann mich mittlerweile sogar selbst einkleiden – das habe ich von meiner Oma gelernt!

 

Aber auch die sorbischen Volkslieder gehören für mich unbedingt dazu: Auf fast jedem Dorffest werden sie irgendwann angestimmt. Sie haben einen einfachen Klang und wiederholen sich im Text – so reißen sie alle mit! Wenn die Stimmung dann richtig kocht, wird oft Polka dazu getanzt. Das macht einfach Spaß!

 

LEHRERIN SACHSEN: Mit welchem Klischee über Sorbisch möchtest du aufräumen?

 

Lydia: Dass die sorbische Sprache tot ist. Denn sie lebt – vor allem das Obersorbische!

LEHRERIN SACHSEN: Kommen wir zu deiner Berufswahl. Du studierst im 10. Semester Oberschullehramt in den Fächern Geschichte und Sorbisch an der Universität Leipzig. Warum möchtest du Lehrerin werden?

 

Lydia: Ich habe ein großes Ziel vor Augen: das Sorbische zu erhalten. Es ist zwar noch sehr lebendig, aber vom Aussterben bedroht. Deshalb habe ich mir die Frage gestellt: Wie kann man eine aussterbende Sprache und Kultur erhalten? – Indem man sie an die jungen Generationen weitergibt und die Geschichte der Sorben vermittelt.

 

Außerdem wurde mir schon während meiner Schulzeit immer wieder zurückgemeldet, dass ich Sachverhalte gut erklären kann und meine Vorträge wurden oft gelobt. Wann immer ich konnte, habe ich meinen Mitschülerinnen und Mitschülern geholfen und da war mir klar, dass der Lehrerberuf eine gute Wahl für mich ist.

 

LEHRERIN SACHSEN:  Warum hast du dich für die Schulform Oberschule entschieden?

 

Lydia: Das hatte vor allem praktische Gründe: Auf dem Land gibt es viele gute Oberschulen, so auch in meiner Heimatregion. Und da ich dorthin zurückkehren möchte, lag die Wahl dieser Schulform quasi auf der Hand.

 

Außerdem gibt es nur zwei sorbische Gymnasien: eines in Bautzen und eines in Cottbus. Diese sind aber bereits gut mit jungen Lehrerinnen und Lehrern mit meiner Fächerkombination versorgt.

 

LEHRERIN SACHSEN:  Du konntest bereits praktische Erfahrungen im Unterrichten sammeln. Was war dein bisher schönstes Erlebnis?

 

Lydia: Als ich gemerkt habe, dass es bei den Schülern „Klick“ macht. In meiner 2. Stunde Sorbisch als Fremdsprache in einer 10. Klasse z. B. entstand plötzlich ein „Inside-Joke“ zwischen einer Schülerin und mir auf Sorbisch. Da habe ich gemerkt, dass sich meine Vorbereitungen gelohnt haben und ich etwas vermitteln konnte.

 

LEHRERIN SACHSEN: Zum Schluss: Welche Art von Lehrerin möchtest du werden?

 

Lydia: Ich möchte in meinem Unterricht Spiel und Struktur verbinden, immer ein offenes Ohr haben, freundlich und motivierend sein. In meinem Unterricht soll gemeinsam gelacht und gelernt werden!

Du möchtest mehr über das Oberschullehramt erfahren? Lass dich inspirieren!

Die Heterogenität und Vielfalt an den sächsischen Schulen nehmen seit Jahren stetig zu: ob Herkunft oder Muttersprache, ob unterschiedliche Leistungsniveaus oder Lernvoraussetzungen. Neben positiven Auswirkungen auf den Schulalltag stellen diese Faktoren aber auch neue Herausforderungen für die schulische Bildung dar. Wie geht man mit dieser neuen Realität um? 

Seit 2018 gibt es in Sachsen ein neues Modellprojekt, das diesen wachsenden Herausforderungen durch den Einsatz von zusätzlichen Fachkräften im Schulalltag begegnen soll: die Schulassistenz. Sie ist als Unterstützungsinstrument für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrkräfte und Eltern gedacht und soll Brücken zwischen den einzelnen Akteuren bauen, aber auch Hilfe und Unterstützung in allen schulischen Bereichen bieten. 

Die vielfältigen Facetten der Schulassistenz

1. Allgemeine Schulassistenz  

Die Arbeit der allgemeinen Schulassistenz umfasst die Unterstützung der Lehrkräfte im Unterricht und die Betreuung der Schülerinnen und Schüler. 

Diese allgemeine Schulassistenz gliedert sich wiederum in zwei Teilbereiche, wobei auch eine Mischform aus beiden möglich ist:  

  • die pädagogische Schulassistenz mit dem Schwerpunkt in Regelklassen 
  • und die Sprach- und Integrationsmittlung mit dem Schwerpunkt in Vorbereitungs- und DaZ*-Klassen. 

Pädagogische Schulassistentinnen und Schulassistenten betreuen die Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts und darüber hinaus; sie begleiten Wandertage oder Ausflüge, bilden die Schnittstelle zu Inklusionsassistentinnen und -assistenten oder Sozialarbeiterinnen und -arbeitern und gestalten Förderstunden.  

Die Sprach- und Integrationsmittlung beinhaltet die gleichen Komponenten, wird aber durch eine starke interkulturelle und kommunikative Komponente ergänzt: Sprach- und Integrationsmittlerinnen und -mittler bilden die kommunikative Basis zwischen der Schule und den zugewanderten Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern. Das tun sie, indem sie beispielsweise bei Elterngesprächen dolmetschen oder Veranstaltungen zur gegenseitigen Verständigung begleiten.  

2. Die Schulverwaltungsassistenz 

Die Arbeit der Schulverwaltungsassistenz unterscheidet sich von der der allgemeinen Schulassistenz, denn sie umfasst vor allem die Bearbeitung von Verwaltungs- und Managementaufgaben sowie Öffentlichkeitsarbeit und PR.  

Der Schwerpunkt der Schulverwaltungsassistenz ist somit organisatorischer und nicht pädagogischer Natur und dient der Unterstützung der Schulleitung bei der Optimierung der schulischen Abläufe. Die Aufgabenverteilung ist von Schule zu Schule unterschiedlich und hängt von den Bedürfnissen der Schülerschaft und der Schulart ab. 

Wichtig: Schulassistentinnen und -assistenten sind keine Lehrer! Ihre Aufgaben sind klar definiert und sie können bei deren Bewältigung immer auf die tatkräftige Unterstützung der Lehrkräfte, der Schulleitung und des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB) zählen.  

*DaZ ist die Abkürzung für Deutsch als Zweitsprache: Für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zählt die deutsche Sprache als Zweitsprache und wird erst nach der Ankunft in Deutschland erlernt. 

Du möchtest Schulassistentin oder -assistent in Sachsen werden? Hier findest du alle Infos:

Nach einigen Jahren in der freien Wirtschaft hieß es für Michael Junghannß zurück zum Ursprungsziel. In diesem Jahr schließt er seinen Vorbereitungsdienst an einer sächsischen Grundschule ab und übernimmt dann als vollausgebildeter Lehrer die Leitung einer ersten Klasse – ganz so, wie eigentlich es immer sein Plan war.  

 

„Eigentlich wollte ich schon seit der zweiten Klasse Lehrer werden“, erzählt Michael Junghannß, „ich wurde sogar damals von meinen Mitschülern als Herr Lehrer angesprochen“, lacht er. Gerade beendet er seinen Vorbereitungsdienst und übernimmt danach eine Grundschulklasse als Klassenlehrer. Doch bis dahin war es ein langer und kurvenreicher Weg.  

 

Nach dem Abitur im sächsischen Neustadt an der tschechischen Grenze geht Junghannß zunächst für zwei Jahre zur Bundeswehr. Danach zieht es ihn nach Dresden, wo er auch geboren und aufgewachsen ist, bevor er mit seinen Eltern in die Kleinstadt zog. „Ich wollte einfach unbedingt nach Dresden, weil ich diese Stadt liebe. Es ist so schön zum Wohnen, die Leute sind nett. Vor allem, wenn man weiß, wie man sie nehmen muss …“, scherzt Junghannß. Überhaupt lacht er viel, nimmt vieles mit Humor – man kann sich vorstellen, dass seine Schülerinnen und Schüler ihn schätzen. Etwas ernster setzt er hinzu: „Außerdem: Wenn alle hier abhauen, dann wirds ja nicht besser!“ 

Im Ethikunterricht stehen die Kinder im Fokus, ganz nach Junghannß‘ Idealvorstellung

Mit Kindern konnte er schon immer gut, und weil der Bedarf an männlichen Lehrkräften an Grundschulen so hoch ist, nimmt er 2006 sein Studium zum Grundschullehramt an der TU Dresden auf. Neben den drei Grundschulfächern Deutsch / Mathe / Sachunterricht schreibt er sich für Philosophie / Ethik als Ergänzungsfach ein. „Im Ethikunterricht stehen die Kinder im Fokus. Das war genau das, was ich wollte.“ Das Philosophiestudium beeindruckt ihn, bringt ihn auch privat stark ins Reflektieren.

Bis heute bezeichnet Junghannß sich als Idealist. Als junger Mann will er etwas bewirken, engagiert sich im Fachschaftsrat, knüpft zahlreiche Kontakte. Seine Ausbildung als Lehrer hätte er eigentlich 2011 abschließen können. Direkt danach zurück an die Schule zu gehen, konnte er sich jedoch nicht vorstellen: „Das machen viele und das ist auch toll. Aber ich wollte noch etwas sehen von der Welt und bin dann ein Jahr nach Australien gegangen.“

Vor dem Schuldienst noch einmal für längere Zeit ins Ausland

Diese Zeit im Ausland erweitert seinen Horizont, er nimmt vieles für sich persönlich mit: Empathie, auf Menschen zugehen, auch wenn man sich nicht verständigen kann. Heute nutzen ihm diese Erfahrungen auch im Umgang mit Kindern, erzählt er. 

 

Australien aber ist teuer. Als der junge Mann zurückkehrt, ist erst einmal die Kasse knapp. Zuerst verdient er sich als Tutor an der TU Dresden, erledigt dann immer mehr Promo-Jobs in der Gastronomie. Auch hier nützt es ihm, dass er leicht auf Fremde zugehen kann. 2014 nimmt er einen Job bei einer Agentur an, bevor er ein Jahr später sein Erstes Staatsexamen schreibt. Durch einen unglücklichen Zufall kann er seinen Vorbereitungsdienst jedoch nicht direkt anschließen. Also bleibt er erst einmal im Sales Marketing. Nur für ein Jahr, bis er im darauffolgenden sein Referendariat beginnen kann – denkt er zunächst. Doch es kommt anders. Er bleibt, kommt in der Branche viel rum. 

Die Geburt seiner Tochter lässt ihn innehalten

Ein großer Schritt in die Zukunft: 2020 arbeitet Junghannß als Gebietsverkaufsleiter in Leipzig/Dresden für eine Spirituosenfirma, als seine Tochter zur Welt kommt. Durch die Zeit mit ihr beginnt er, sich auf sein ursprüngliches Vorhaben zurückzubesinnen. In ihm regt sich eine Stimme: „Ich hab das doch mal studiert! Seit der zweiten Klasse will ich mit Kindern arbeiten und bin dann irgendwie auf Umwege geraten.“  

Ein anderes Bundesland außer Sachsen kam für Junghannß nie infrage

Missen möchte er diese Erfahrungen um nichts in der Welt: „Alles, was ich privat und beruflich erleben und sehen wollte, habe ich gehabt!“ Immer wieder wird er in den vergangenen Jahren gefragt, warum er nicht in Hamburg oder Berlin lebe. Doch schon zu Studienbeginn kommt ein anderes Bundesland für Junghannß nicht infrage: „Ich wollte immer in Sachsen bleiben, denn hier ist mein Zuhause. Ich werde hier einfach gebraucht!“ 

 

Jetzt sei es für ihn an der Zeit, sich seiner eigentlichen Aufgabe zu widmen: Kindern die Welt zu zeigen. Also bewirbt sich Junghannß für seinen Vorbereitungsdienst, den er an einer Schule auf dem Land leistet – denn gerade hier bedürfe es moderner Strukturen und der Unterstützung von Heterogenität. „Weltoffenheit und Demokratieerziehung sind Grundsätze, die schon in der Grundschule die Basis für unsere Demokratie legen!“  

Grundschulkinder bedürften dringend auch männlicher Vorbilder

„Da kann man noch was bewegen – gerade als eines der wenigen männlichen Vorbilder.“ Viele Kinder erlebten in ihren ersten Jahren nur Frauen im erzieherischen Umfeld. Gerade im Sinne der Gleichstellung und Gleichberechtigung war es für Junghannß daher ganz klar, dass er als Lehrer an die Grundschule müsse. Und aufs sächsische Land: „Gerade die brauchen jemanden, der da ein wenig frischen Wind reinbringt.“ 

 

Etwa indem er seinen Schülerinnen und Schülern ganz selbstverständlich beibringe, Dinge zu hinterfragen. Geschlechterklischees zum Beispiel: „Wenn ich beispielsweise mit einem rosafarbenen Hemd in die Schule gehe, finden die Schülerinnen und Schüler das völlig verrückt. ‚Haben Sie ein Frauenhemd an, Herr Junghannß?‘, fragen sie dann. Und ich sage: ‚Rosa ist doch eine schöne Farbe und wenn es mir gefällt, darf ich das doch auch tragen, oder?‘ Das sehen die Kinder dann auch ein.“ 

Der Lehrer ist Lernpartner und Unterstützer in der Persönlichkeitsentwicklung

Ohnehin begreife er sich nicht nur als Wissensvermittler und Lernpartner; die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstbewusstsein seiner Schützlinge zu stärken, stehen für ihn an erster Stelle. „Die Kinder wissen jetzt schon, was sie alles nicht dürfen. Das möchte ich umdrehen: Was heißt zum Beispiel ‚lieb sein‘ in den Klassenregeln und was kannst du aktiv dafür tun? Diese Art der positiven Affirmation ist mir extrem wichtig. Es wird immer nach Fehlern gesucht, aber wir müssen doch die Stärken festigen.“  

 

Lehrerinnen und Lehrer tragen dazu einen großen Teil bei, das müsse aber endlich auch in der Gesellschaft ankommen: „Früher dachte ich in meiner Naivität, Lehrer arbeiten vormittags und haben nachmittags frei … Aber das ist natürlich absolut nicht wahr! Wir arbeiten viel und hart!“ Allein für die Organisation rund um den Unterricht ginge viel Zeit drauf, „eigentlich brauche ich eine Sekretärin!“ 

Lehrer brauchen mehr gesellschaftliche Anerkennung

Trotzdem ist Grundschullehrer nach wie vor Junghannß‘ lang gehegter Traumberuf und er genießt es für seine Schülerinnen und Schüler da zu sein, ihnen ernsthaft zuzuhören. Bindung stehe für ihn vor Erziehung und Bildung: „Überall müssen Kinder funktionieren, aber ich lasse sie gern auch mal Kind sein.“ Annäherung und Austausch seien auch im Kollegium sein Credo: „Ich will eine Verbindung sein zwischen allen – alten Lehrern, neuen Lehrern, Schülern und Eltern.“ Dass er ein guter Lehrer ist, daran zweifelt man kaum. Er hat immerhin seit der 2. Klasse dafür geübt. 

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