Moderner Werkunterricht geht weit über die Hobby-Ebene hinaus. Die Studienschwerpunkte umfassen verschiedene handwerkliche Tätigkeiten und den Umgang mit Geräten und Maschinen. Das Fach vernetzt analoge mit digitalen Techniken und stellt die praktische Arbeit in der Schule in einen kreativen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Kontext. Werken präsentiert sich damit als zukunftsgewandtes Fach, das auf traditionellen manuellen Fähigkeiten ebenso wie auf neuesten technischen Entwicklungen basiert.

Warum Werken auf Lehramt studieren?

Weil du als Generalist dein theoretisches Wissen immer in der Praxis anwendest und mit deinen Schülerinnen und Schülern unmittelbar die gebauten Objekte, Maschinen oder Modelle siehst. Weil du je nach Projekt deine Zeit in lebhaften Werkräumen oder draußen verbringen wirst. Und weil kein Tag dem anderen gleicht. Denn so wie deine Schülerinnen und Schüler den Unterricht kreativ mitgestalten, so unterschiedlich werden die Ergebnisse ausfallen.

Nicht zuletzt, weil du gute Berufsaussichten als Lehrer in Sachsen hast: Grundschullehrer und Sonderpädagogen sind mit oder ohne Schwerpunkt Werken gefragt. An einer Grundschule wirst du fächerübergreifend jüngere Kinder mit Augenmerk auf Technik im Alltag unterrichten. Als Sonderpädagoge wiederum arbeitest du in einer Förderschule oder in einer Regelschule mit inklusivem Schwerpunkt. Dort kannst du Kinder und Jugendliche in ihren motorischen und kognitiven Fähigkeiten stärken.

Du wirst wahrscheinlich sogar aus mehreren Angeboten wählen können, insbesondere, wenn du dich nach dem Examen für eine Stelle in ländlicheren Regionen bewirbst.

Praktische Erfahrung vor und während des Studiums.

Einen Lötkolben von einem Joystick unterscheiden zu können, ist bestimmt eine gute Voraussetzung für das Werken-Studium – Theoretiker wählen besser ein anderes Studienfach. Ein gutes Verständnis für Physik, Chemie, Biologie und Wirtschaft und ihre praktische Anwendung ist ebenfalls wünschenswert. Sechs Pflichtpraktika erwarten dich ohnehin im Rahmen deines Grundschulstudiums in Sachsen, aber vielleicht überlegst du, vorab länger in dein künftiges Fach und die Aufgabengebiete im Beruf hineinzuschnuppern? Freiwillige Praktika in einer Schule sind möglich. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) Pädagogik an einer Schule hast du vor Studienbeginn ebenfalls die Möglichkeit herauszufinden, ob du deine Erwartungen an den Lehrerberuf und die Schulrealität zueinander passen.

Neben didaktischen Methoden lernst du im Studium viel für deine praktische Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern. Projektmanagement und Arbeitssicherheit sind ebenfalls Teil deines Studiums.

Je nach Klassenstufe sind die Aufgaben, die du mit den Schülerinnen und Schülern bearbeitest und die Projekte, die du mit ihnen umsetzt, unterschiedlich komplex: Mit jüngeren Grundschülerinnen und -schülern wirst du eher aus Papier und Holzspieß einen Luftschrauber oder ein mittelalterliches Spielzeug mit Leinen, Leder und Steinen bauen. Mit älteren Schülerinnen und Schülern kannst du etwa eine Miniatur-Wasserkraftanlage oder ein Fachwerkhaus mitsamt Holzkonstruktion planen und errichten. In jedem Fall bist du dicht dran an der Lebensrealität deiner Schülerinnen und Schüler – wenn du beispielsweise mit ihnen einen Spielplatz erkundest, die Konstruktion der Geräte analysiert und sie mit ihnen im Modell nachbaust.
Schraubendreher sind ein typisches Werkzeug im Werkunterricht

Grundschullehramt oder Sonderpädagogik?

An den sächsischen Universitäten kannst du Werken auf Grundschullehramt oder auf Lehramt Sonderpädagogik studieren. In Kombination mit den sogenannten Studierten Fächern wie Deutsch und Mathematik kannst du in Chemnitz, Dresden und Leipzig im Rahmen der vier zusätzlichen Grundschuldidaktiken einen weiteren Schwerpunkt auf Werken, Kunst, Musik oder Sport legen. Schau dir die Möglichkeiten, Fächer miteinander zu kombinieren, im Detail an; sie variieren von Hochschule zu Hochschule. Die Universität Leipzig bietet außerdem als einzige der sächsischen Unis Werken als eine Grundschuldidaktik im Lehramtsstudiengang Sonderpädagogik an. Du solltest dich außerdem genau über weitere Studienvoraussetzungen wie einen Numerus clausus (NC), Praktika für das Lehramtsstudium oder ein phoniatrisches Gutachten für den Sprechberuf Lehrer informieren – damit du das zu dir passende Studium findest und zügig durchstarten kannst.

Die drei Universitäten in Sachsen und die Studiengänge, in denen du Werken studieren kannst:

Kneifzangen im Werkunterricht

Du weißt nicht, welches Fach du studieren sollst?

Nach einigen Jahren in der freien Wirtschaft ging es für Michael Junghannß zurück zum Ursprung. In diesem Jahr schließt er seinen Vorbereitungsdienst an einer sächsischen Grundschule ab und übernimmt dann als vollausgebildeter Lehrer die Leitung einer ersten Klasse – ganz so, wie eigentlich es immer sein Plan war.  

„Eigentlich wollte ich schon seit der zweiten Klasse Lehrer werden“, erzählt Michael Junghannß. „Ich wurde sogar damals von meinen Mitschülern als Herr Lehrer angesprochen“, sagt er lachend. Gerade beendet er seinen Vorbereitungsdienst und übernimmt danach eine Grundschulklasse als Klassenlehrer. Doch bis dahin war es ein langer und kurvenreicher Weg.  

Nach dem Abitur im sächsischen Neustadt an der tschechischen Grenze geht Junghannß für zwei Jahre zur Bundeswehr. Danach zieht es ihn nach Dresden, wo er geboren wurde und aufwuchs bevor er mit seinen Eltern in die Kleinstadt zog. „Ich wollte einfach unbedingt nach Dresden, weil ich diese Stadt liebe. Es ist so schön zum Wohnen, die Leute sind nett. Vor allem, wenn man weiß, wie man sie nehmen muss, scherzt Junghannß. Überhaupt lacht er viel, nimmt vieles mit Humor – man kann sich vorstellen, dass seine Schülerinnen und Schüler ihn schätzen. Etwas ernster fügt er hinzu: „Außerdem: Wenn alle hier abhauen, dann wird es ja nicht besser!“ 

Im Ethikunterricht stehen die Kinder im Fokus – ganz nach Junghannß‘ Idealvorstellung

Mit Kindern konnte er schon immer gut, und weil der Bedarf an männlichen Lehrkräften an Grundschulen so hoch ist, nahm er 2006 sein Studium zum Grundschullehramt an der TU Dresden auf. Neben den drei Grundschulfächern Deutsch, Mathe und Sachunterricht schrieb er sich für Philosophie/Ethik als Ergänzungsfach ein. „Im Ethikunterricht stehen die Kinder im Fokus. Das war genau das, was ich wollte.“ Das Philosophiestudium beeindruckt ihn, bringt ihn auch privat stark ins Reflektieren.

Bis heute bezeichnet Junghannß sich als Idealist. Als junger Mann will er etwas bewirken, engagiert sich im Fachschaftsrat, knüpft zahlreiche Kontakte. Seine Ausbildung als Lehrer hätte er eigentlich 2011 abschließen können. Direkt danach zurück an die Schule zu gehen, konnte er sich jedoch nicht vorstellen: „Das machen viele und das ist auch toll. Aber ich wollte noch etwas sehen von der Welt und bin ein Jahr nach Australien gegangen.“

Vor dem Schuldienst noch einmal für längere Zeit ins Ausland

Diese Zeit im Ausland erweitert seinen Horizont; er nimmt vieles für sich persönlich mit: Empathie, auf Menschen zuzugehen, auch wenn die Verständigung schwierig ist. Heute nützten ihm diese Erfahrungen im Umgang mit Kindern, berichtet er. 

 

Australien aber ist teuer. Als Junghannß zurückkehrt, ist erst einmal das Geld knapp. Zuerst verdingt er sich als Tutor an der TU Dresden, erledigt dann immer mehr Promo-Jobs in der Gastronomie. Auch dort nützt es ihm, dass er leicht auf Fremde zugehen kann. 2014 nimmt er einen Job bei einer Agentur an, bevor er ein Jahr später sein Erstes Staatsexamen schreibt. Durch einen unglücklichen Zufall kann er seinen Vorbereitungsdienst nicht direkt anschließen. Also bleibt er erst einmal im Sales Marketing. Nur für ein Jahr, bis er im darauffolgenden sein Referendariat beginnen kann – denkt er. Doch es kommt anders: Er bleibt, kommt in der Branche viel herum. 

Die Geburt seiner Tochter lässt ihn innehalten

Ein großer Schritt in die Zukunft: 2020 arbeitet Junghannß als Gebietsverkaufsleiter in Leipzig/Dresden für eine Spirituosenfirma als seine Tochter zur Welt kommt. Durch die Zeit mit ihr beginnt er, sich auf sein ursprüngliches Vorhaben zurückzubesinnen. In ihm regt sich eine Stimme: „Ich hab das doch mal studiert! Seit der zweiten Klasse will ich mit Kindern arbeiten und bin dann irgendwie auf Umwege geraten.“  

Ein anderes Bundesland als Sachsen kam für Junghannß nie infrage

Missen möchte er diese Erfahrungen um nichts in der Welt: „Alles, was ich privat und beruflich erleben und sehen wollte, habe ich gehabt!“ Immer wieder wird er gefragt, warum er nicht in Hamburg oder Berlin lebe. Doch schon zu Studienbeginn kam ein anderes Bundesland für Junghannß nicht infrage: „Ich wollte immer in Sachsen bleiben, denn das ist mein Zuhause. Ich werde hier einfach gebraucht!“ 

 

Jetzt sei es für ihn an der Zeit, sich seiner eigentlichen Aufgabe zu widmen – Kindern die Welt zu zeigen. Also bewirbt sich Junghannß für seinen Vorbereitungsdienst, den er an einer Schule auf dem Land leistet – denn gerade dort bedürfe es moderner Strukturen und der Unterstützung von Heterogenität. „Weltoffenheit und Demokratieerziehung sind Grundsätze, die schon in der Grundschule die Basis für unsere Demokratie legen!“  

Grundschulkinder bedürften dringend männlicher Vorbilder

„Da kann man noch was bewegen, gerade als eines der wenigen männlichen Vorbilder.“ Viele Kinder erlebten in ihren ersten Jahren ausschließlich Frauen im erzieherischen Umfeld. Gerade im Sinne der Gleichstellung und Gleichberechtigung war für Junghannß daher klar, dass er als Lehrer an die Grundschule müsse. Und aufs sächsische Land: „Gerade die brauchen jemanden, der da ein wenig frischen Wind reinbringt.“ 

 

Etwa indem er seinen Schülerinnen und Schülern ganz selbstverständlich beibringe, Dinge zu hinterfragen. Geschlechterklischees zum Beispiel: „Wenn ich etwa mit einem rosafarbenen Hemd in die Schule gehe, finden die Schülerinnen und Schüler das völlig verrückt. ‚Haben Sie ein Frauenhemd an, Herr Junghannß?‘, fragen sie dann. Und ich sage: ‚Rosa ist doch eine schöne Farbe, und wenn es mir gefällt, darf ich das doch auch tragen, oder?‘ Das sehen die Kinder dann ein.“ 

Der Lehrer ist Lernpartner und Unterstützer in der Persönlichkeitsentwicklung

Ohnehin begreife er sich nicht allein als Wissensvermittler und Lernpartner. Die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstbewusstsein seiner Schützlinge zu stärken, stünden für ihn an erster Stelle: „Die Kinder wissen jetzt schon, was sie alles nicht dürfen. Das möchte ich umdrehen. Was heißt zum Beispiel ‚lieb sein‘ in den Klassenregeln und was kannst du aktiv dafür tun? Diese Art der positiven Affirmation ist mir extrem wichtig. Es wird immer nach Fehlern gesucht, aber wir müssen doch die Stärken festigen.“  

 

Lehrerinnen und Lehrer tragen dazu einen großen Teil bei, das müsse aber endlich auch in der Gesellschaft ankommen: „Früher dachte ich in meiner Naivität: Lehrer arbeiten vormittags und haben nachmittags frei. Aber das ist natürlich absolut nicht wahr. Wir arbeiten viel und hart!“ Allein für die Organisation rund um den Unterricht ginge viel Zeit drauf. „Eigentlich brauche ich eine Sekretärin.“ 

Lehrer brauchen mehr gesellschaftliche Anerkennung

Trotzdem ist Grundschullehrer nach wie vor Junghannß‘ Traumberuf, und er genießt es, für seine Schülerinnen und Schüler da zu sein, ihnen ernsthaft zuzuhören. Bindung stehe für ihn vor Erziehung und Bildung: „Überall müssen Kinder funktionieren, aber ich lasse sie gern auch Kind sein.“ Annäherung und Austausch seien im Kollegium sein Credo: „Ich will eine Verbindung sein zwischen allen – alten Lehrern, neuen Lehrern, Schülern und Eltern.“ Dass er ein guter Lehrer ist, daran zweifelt man kaum. Er hat immerhin seit der 2. Klasse dafür geübt. 

Du interessierst dich auch für den Schuldienst auf dem sächsischen Land? Hier findest du viele Gründe, die dafür sprechen.