Die „Tauschmäuse“ nutzen das Lernsax-Portal besonders kreativ: Seit zweieinhalb Jahren organisieren sich Lehrkräfte aus fünf Grundschulen in ganz Sachsen digital in einer eigenen Online-Gruppe. Lena Zscheuschler von der Grundschule Cossebaude in Dresden hat sie mit ihren Seminarkolleginnen und -kollegen bereits im Vorbereitungsdienst auf das Grundschullehramt ins Leben gerufen. Die acht Kolleginnen und Kollegen zeigen seither, dass digitale Vernetzung mehr ist als Datenaustausch – und nutzen die Möglichkeiten, die sich ihnen schulübergreifend online in der Zusammenarbeit bieten.
Datenschutzkonform, schulübergreifend und effektiv per Lernsax
Schon der Name ist ein Hinhörer: Die Tauschmäuse. Weshalb gerade dieser? „Wir werden gern als ‚Grundschulmausis‘ bezeichnet. Das haben wir aufgegriffen und spielen mit dem Klischee. Weil wir uns in der Gruppe ständig austauschen, lag der Name nahe“, erklärt Lena Zscheuschler. „In dieser Form gibt es uns seit einer Überarbeitung von Lernsax vor zwei Jahren“, erzählt die 27-Jährige. „Seitdem wissen wir, wie ein Admin über verschiedene Schulen hinweg Gruppen bilden kann. Das war der entscheidende Punkt.“ So ist es regelkonform möglich schulübergreifend gemeinsam an Dokumenten zu arbeiten. Das wäre datenschutzrechtlich nicht in einem der üblichen, privat genutzten Messenger möglich.
Das Notebook mit dem Zugriff auf das Lernsax-Portal und die sichere Vernetzung mit ihren Kolleginnen und Kollegen sind unverzichtbare Bestandteile des Arbeitsalltags von Grundschullehrerin Lena Zscheuschler. Foto: Lena Zscheuschler
Lernsax – die digitale Lern- und Kommunikationsplattform für Schulen in Sachsen
Lernsax ist die zentrale Online-Plattform für Schulen in Sachsen. Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler in Sachsen können sie als zentrale Umgebung für E-Learning, Kommunikation und Organisation in einer sicheren, datenschutzkonformen Umgebung nutzen. Lernsax wird vom Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) betrieben, ist webbasiert, über das Schullogin Sachsen erreichbar und für alle sächsischen Schulen kostenlos nutzbar.
Lehrkräfte können Materialien bereitstellen, Aufgaben verteilen, Ergebnisse kontrollieren und Feedback geben. In Lernräumen lassen sich Unterrichtsinhalte strukturiert verwalten und Lernfortschritte nachvollziehen. Kommuniziert wird per E-Mail, Messenger, Foren und Ankündigungen; Videokonferenzen laufen über BigBlueButton. So können unter anderem Teamsitzungen, Elternabende und Online-Unterricht organisiert werden.
Schwarmintelligenz für neue Ideen und Verständlichkeit
Acht Mal Wissen an einem virtuellen Fleck potenziert sich bei den Tauschmäusen. „Nicht jeder muss alles neu entwickeln. Wir stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen und nutzen die Schwarmintelligenz, um einfache Lösungen zu finden.“
Bestes Beispiel: Präsentationen im Elternabend, etwa zur Schulbesuchsordnung. Das Regelwerk zur Schulpflicht gilt für alle Schülerinnen und Schüler in Sachsen. Sie sollte klar und verständlich vermittelt werden, so dass Lehrkräfte und Eltern den rechtlichen Rahmen verstehen. Schulpflicht, Beurlaubungen oder beispielsweise Freistellungen vom Sportunterricht, „über die die Sportlehrer entscheiden“, so Lena Zscheuschler, müssen einfach und übersichtlich kommuniziert werden.
Was auch nicht jedem Elternteil klar ist: „Wann eine Leistung eine Note 1 ist. Wir zeigen darin zum Beispiel transparent, nach welchen Kriterien Noten vergeben werden. Wir würfeln die keineswegs aus.“ Die Gruppenmitglieder können kollaborativ an der Visualisierung der Elternabende arbeiten, Verbesserungen einbringen und nicht zuletzt Zeit sparen. „Ich kann in der Gruppe eine Präsentation zum Elternabend hochladen und mit den anderen diskutieren, wie man etwas verbessern kann. Ohne geschützte Daten, versteht sich“, sagt Lena Zscheuschler.
Die beiden Kuschelmonster, deren Lernreise am Rechner und in der Tauschmäuse-Gruppe entwickelt wurde, gibt’s auch in analog und zum Anfassen in Lena Zscheuschlers Grundschulklasse. Foto: Lena Zscheuschler
Mit Schauspiel-Intro in die Zweite Staatsprüfung
Die Kerngruppe der Tauschmäuse nutzte 2022 die digitalen Möglichkeiten bereits in der Vorbereitung auf die Zweite Staatsprüfung. Sie überraschten die Prüfer mit unterschiedlichen Intros „wie in einem Schauspiel“, erzählt Lena Zscheuschler. „Wir haben zusammen eine ganz schöne Kraft und Kreativität entwickelt.“ Diese Kreativpower und den Austausch nutzten die Lehrerinnen und Lehrer im Job weiter.
Vertrauen, Miteinander und Engagement im kreativen Austausch
Die Tauschmäuse sind keine geschlossene Gesellschaft. Die Gruppe wächst, und neue Mitglieder bringen ihrerseits neue Perspektiven und Ideen ein. „Das Spektrum der Schulen, an denen wir arbeiten, reicht von der städtischen bis zur klassischen Dorfschule.“ Die Kraft der Vielen erleichtert allen Mitgliedern den stressigen Alltag und gibt neuen Input. Einzige Voraussetzung: „Jeder muss etwas hineingeben, um etwas mitzunehmen, sonst funktioniert es nicht. Und es muss das Vertrauen da sein, dass wir Ergebnisse und Probleme offen miteinander austauschen können.“
Selbstverständlich digital: Lena Zscheuschler unterrichtet Deutsch, Mathematik und Sachkunde an der Grundschule Cossebaude. Foto: Lena Zscheuschler
Lernziele kreativ gestalten
In den vergangenen Sommerferien setzte sich Lena Zscheuschler etwa mit der Verbesserung ihres Classroom Managements auseinander. Sie wollte Mittel und Wege finden, um Klassen- und Arbeitsziele mit den Kindern spielerisch mit Lernzielen und Etappen zu erreichen. Mit den anderen zusammen kam sie so auf eine Idee für ihre „Monsterklasse“: Zwei Kuschelmonster auf einem Tandem erradeln sich über vier „Wolkenstufen“ hinweg jeweils eine Farbe des Regenbogens. Sind alle sieben Farben geschafft, hat die Klasse ihr Ziel erreicht. Eine Kollegin variierte das Konzept mit Blumen, die vom Samen zu voll erblühenden Blumen heranwachsen.
Partizipation war für Lena Zscheuschler dabei besonders wichtig: „Wir haben mit dem Klassenrat die Lernziele gemeinsam festgelegt. Die Schülerinnen und Schüler sind so viel motivierter, ihre eigenen Ziele zu erreichen.“
Buchstabe für Buchstabe nach oben: In der „Monsterklasse“ visualisieren die Kinder gemeinsam mit Klassenlehrerin Lena Zscheuschler ihre Lernfortschritte von Wolke zu Wolke, bis sie die letzte Farbe des Regenbogens erreicht haben – und alle Buchstaben des Alphabets schreiben können. Foto: Lena Zscheuschler.
„Wir sehen uns auch mal nur beim Ausschneiden oder Lesen zu“
Die digitale Arbeit in Lernsax ist nicht allein in der Gruppe effektiv. Lena Zscheuschler etwa plant ihren Unterricht digital und nutzt das Tafelmodul täglich. Die Zusammenarbeit mit den Tauschmäusen funktioniert ebenso im kleinerem Rahmen und mit spezielleren Absprachen: „Ein Werken-Kollege und ich organisieren unseren Stoffplan in der Gruppe.“
Oder der Austausch läuft unspektakulär nebenher – beispielsweise wenn digitale Konferenzen im Gruppenchat begleitet werden. Alleinarbeiten und Gemeinschaft lassen sich im digitalen Raum gut und ganz pragmatisch miteinander verbinden. Selbst wenn keiner Konkretes zu besprechen hat, ist es beruhigend, die anderen um sich zu wissen und jederzeit die Möglichkeit für kurze Rückfragen zu haben: „Manchmal sehen wir einander einfach nur beim Ausschneiden oder Lesen zu.“