Über die Außenansicht des Friedrich-Schiller-Gymnasiums wölbt sich ein Regenbogen

Zwei Länder, ein Klassenzimmer 

Am Rande der Sächsischen Schweiz, in der Nähe der Landeshauptstadt Dresden und unweit der tschechischen Grenze liegt Pirna. Dort befindet sich das Friedrich-Schiller-Gymnasium. Die Besonderheit? Seit 25 Jahren bietet das Gymnasium eine binationale deutsch-tschechische Ausbildung an.

 

Lernen auf Tschechisch, Deutsch und Englisch

Da Pirna nur 20 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt ist, legt das Friedrich-Schiller-Gymnasium großen Wert darauf, die Partnerschaft mit dem Nachbarland lebendig zu halten. Ein gemeinsames Sprachverständnis ist dabei essenziell. Sprache öffnet Türen, baut Brücken und ist der Schlüssel für einen kulturellen Austausch.

 

Bereits ab der fünften Klasse haben einige Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums die Möglichkeit, Tschechisch als zweite Fremdsprache zu wählen. Ab der siebten Klasse lernen tschechische und deutsche Schülerinnen und Schüler dann gemeinsam in einer Klasse. Neben Deutsch und Tschechisch kommt dabei häufig Englisch zum Einsatz. „Für uns ist es ganz wichtig, dass wir auch authentische Anlässe schaffen, Englisch miteinander zu sprechen. Anfangs vor allem da, wo Tschechisch und Deutsch noch nicht ausreichen“, erzählt Schulleiter Kristian Raum.

 

Deutsche und tschechische Schüler sitzen über Arbeitsblättern in beiden Sprachen

Gemeinsam lernt es sich besser: Unterricht auf Deutsch und Tschechisch ist am Schiller-Gymnasium ganz normal. Foto: Friedrich-Schiller-Gymnasium

Ziel der binationalen Ausbildung ist es,  Abiturientinnen und Abiturienten etwas Sinnvolles für ihr Leben mitzugeben. „Die Schülerinnen und Schüler sollen unser Gymnasium als kleine Weltbürger verlassen.“ Dazu gehört auch, dass die deutschsprachigen Schulabsolventen und -absolventinnen am Ende des binational-bilingualen Bildungsgangs gut Tschechisch und die tschechischen gut Deutsch sprechen. Pro Jahrgang hat jeweils eine Schulklasse die Möglichkeit der zweisprachigen Ausbildung – die anderen vier Klassenstufen werden auf Deutsch unterrichtet und können zwischen den Fremdsprachen Tschechisch und Französisch wählen.

Internat und Schüleraustausch: Tschechisch in der Freizeit

Angegliedert an das Gymnasium ist ein eigenes Internat, in dem 85 vor allem tschechische Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit leben. „Wir würden uns freuen, wenn auch deutsche Schülerinnen und Schüler das Angebot nutzen, weil es eine wunderbare Möglichkeit ist, außerunterrichtlich tschechisch zu lernen.“ Deshalb plant das Gymnasium, künftig etwa auch einen wochenweisen Einzug in das Internat zu ermöglichen, um deutschsprachigen Schülerinnen und Schülerin so ebenfalls mehr Chancen zu bieten, ihre Sprachpraxis zu verbessern.

 

Der Austausch zwischen dem Gymnasium und Tschechien ist sehr eng. So besteht beispielsweise eine Partnerschaft zu einer tschechischen Schule in Mělník, unweit von Prag. Zwischen den Schulen finden regelmäßig Schüleraustausche statt, die bei den Schülerinnen und Schülern sehr beliebt sind. „Wir haben den zentralen Vorteil, dass wir nur eine halbe Stunde fahren müssen und uns dann bereits im Zielland befinden. Das wollen wir künftig noch mehr nutzen, um die interkulturelle Kompetenz bei den Schülern weiter zu stärken.“

 

Eine Ansicht des Innenhofes und Internats im Friedrich-Schiller-Gymnasiums Pirna

Es dürften gern noch ein paar mehr deutsche Schülerinnen und Schüler werden: Das Internat des Schiller-Gymnasiums Pirna bietet 85 Plätze und viele Möglichkeiten, den deutsch-tschechischen Austausch auch in der Freizeit intensiv zu pflegen. Foto: Friedrich-Schiller-Gymnasium

Kollegial und im Herzen Europas

So wie viele Schulen im ländlichen Raum hat das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna mit Lehrermangel zu kämpfen. „Wir haben dieses Schuljahr Glück, dass es halbwegs geht und helfen uns viel mit Seiteneinsteigern, die wirklich tolle Arbeit machen.“ Dennoch: Durch den bevorstehenden Renteneintritt einiger Kollegen und Kolleginnen wird der Bedarf an Lehrkräften am Gymnasium in absehbarer Zeit merklich steigen. Dies trifft auf zahlreiche eher ländliche Regionen Sachsens zu. Deshalb sind die Chancen dort ebenso wie am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna eine Stelle zu finden, besonders gut.

 

Fragt man den Schulleiter, warum sich ein Praktikum, Referendariat oder der Berufseinstieg am Friedrich-Schiller-Gymnasium lohnt, zögert er nicht lange: „Wir sind im Herzen Europas. Das merkt man im Kollegium. Alle sind sehr hilfsbereit und kollegial.“ Insgesamt sind 17 tschechische Lehrkräfte am Gymnasium beschäftigt – das Beherrschen der tschechischen Sprache ist jedoch keine Voraussetzung, um dort zu arbeiten.

 

Vor den grau gestrichenen Wänden des Lehrer-Ruheraums sind maiengrüne Sitzsäcke und graue Hocker zu sehen.

Wer seine Lehrerinnen und Lehrer hegt und pflegt, hat mehr von ihnen: Das Schiller-Gymnasium richtete mehrere Ruheräume ein, in die sich die Lehrkräfte zur Erholung zurückziehen können. Foto: Friedrich-Schiller-Gymnasium

Auch das Thema Lehrergesundheit liegt Kristian Raum sehr am Herzen. „Wir haben Ruheräume eingerichtet, in die sich die Lehrkräfte zurückziehen können. Darüber hinaus haben wir jetzt auch ein betriebliches Gesundheitsmanagement entwickelt, das zur Lehrergesundheit beitragen soll.“

 

Für die Zukunft wünscht er sich ein demokratisches Miteinander und eine offene Diskussionskultur, in der Unterricht und Schulalltag gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gestaltet werden.

 

Als Lehrerin oder Lehrer in Sachsen arbeiten - aber wo?