Viktoryia Jyhirys ist Lehrerin auf dem sächsischen Land.

Von Minsk nach Falkenstein: Viktoryia ist Lehrerin auf dem sächsischen Land

Viktoryia, Mitte 30, mit glattem roten Haar und schüchternem Lächeln, ist seit Sommer 2023 Lehrerin an der Wilhelm-Adolph-von Trützschler Oberschule in der Kleinstadt Falkenstein im sächsischen Vogtland. Vor fünf Jahren verließ sie ihre Heimat Belarus und zog mit ihrem Mann nach Sachsen.

 

Wie ihr Weg in den sächsischen Schuldienst verlief, welche Hürden noch zu überwinden sind und was sie sich für die Zukunft wünscht, hat sie uns erzählt. Und auch mit der deutschen Sprache machte sie so manche überraschende Erfahrung.

Erste Schritte in Sachsen

Nach ihrem Pädagogikstudium der russischen und weißrussischen Sprache und Literatur an der Universität Minsk arbeitete Viktoryia als Lehrerin an verschiedenen Schulen in Minsk.

 

Als sie 2018 mit ihrem Mann, der eine Stelle als Arzt angenommen hatte, nach Deutschland kam, war schnell klar, dass sie ihre Arbeit hier fortsetzen und Lehrerin in Sachsen werden möchte.

 

„Ich musste mich zunächst um die Anerkennung meiner Abschlüsse in Deutschland kümmern.“ Das dauerte, denn es tauchten unerwartete Schwierigkeiten auf, wie zum Beispiel der durch die Heirat geänderte Nachname. „Auf meinen Zeugnissen stand noch mein Geburtsname. Ich musste also erst beweisen, dass es wirklich meine Zeugnisse sind“, erzählt sie lachend.

 

Was rät sie Lehrkräften im Ausland, die in Sachsen Lehrer werden wollen? „Habt alle eure Dokumente zusammen!“

Die Schulgemeinschaft als Integrationsstütze

Viktoryia hat eine aufregende Woche als Lehrerin an der Wilhelm-Adolph-von-Trützschler-Oberschule hinter sich: „Gestern war mein erstes Elterngespräch und heute habe ich meine erste Klassenarbeit schreiben lassen“, berichtet sie euphorisch.

 

Aber auch ein bisschen müde. Denn Viktoryias Alltag ist akribisch durchgeplant. „Sobald ich von der Schule nach Hause komme, bereite ich mich auf den nächsten Tag vor. Meistens telefoniere ich noch mit meiner Schwester und meiner Mutter zu Hause in Belarus. Außerdem habe ich noch zweimal in der Woche Englischunterricht bei einer Privatlehrerin.“

 

Bevor die Belarussin als Lehrerin an die Oberschule in Falkenstein kam, durchlief sie zwei weitere Stationen im sächsischen Schuldienst. 2021 begann sie mit einer Hospitanz am Johann-Heinrich-Pestalozzi-Gymnasium in Rodewisch und wurde dann Schulassistentin an der Oberschule in Oelsnitz. Schließlich wechselte sie als Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Englisch an die Wilhelm-Adolph-von-Trützschler-Oberschule. „Da Weißrussisch in Deutschland kein Schulfach ist, musste ich mich für ein zweites Fach entscheiden. Ich habe Englisch gewählt.“

 

Als ausländische Lehrkraft erlebt Viktoryia aber auch Situationen der Unsicherheit durch sprachliche oder kulturelle Unterschiede. Sie brauchte ihre Zeit für die Einarbeitung. Ihren Schulalltag sieht sie so: „Ich stehe immer in Kontakt mit dem Schulleiter. Er ist eine wichtige Stütze für meine Arbeit. Wir tauschen uns regelmäßig über meinen Unterricht aus, und er gibt mir wichtige Rückmeldungen: Was mache ich schon gut? Wo kann ich mich noch verbessern?“ Ebenso sehr schätzt Viktoryia das Kollegium, das sie tatkräftig unterstützt und immer ein offenes Ohr für sie hat.

Viktoryias großes Ziel: Das Erlernen der deutschen Sprache

Viktoryia ist eine ehrgeizige junge Frau. Ihr erstes großes Ziel, als sie nach Sachsen kam: Deutsch lernen. „Das war ein bisher langer Weg. Ich habe mich bemüht, so schnell wie möglich eine Sprachschule zu finden. Nachdem ich das B1-Niveau erreicht hatte, entschied ich mich, mit einer Privatlehrerin weiterzumachen, um noch intensiver lernen zu können.“

 

So erreichte sie in kurzer Zeit das Sprachniveau C1. „Dafür habe ich etwa drei Jahre gebraucht“, sagt sie. Sie wirkt dennoch ein wenig unzufrieden. Warum? „Ich bin Perfektionistin. Meine Aussprache ist noch nicht perfekt. Ich will immer alles ‚ausgezeichnet‘ machen.“

 

In den ersten Unterrichtsstunden habe sie noch sehr mit ihrer Redeweise gekämpft. Doch das bessere sich – auch dank ihrer Schülerinnen und Schüler: „Es ist beeindruckend; sie haben nicht lange gebraucht, um sich an meinen Akzent zu gewöhnen. Und das gilt umgekehrt genauso für mich. Manchmal benutzen die Schülerinnen und Schüler Ausdrücke, die ich einfach noch nicht kenne. Dann helfen sie mir aktiv und erklären sie mir.“

 

Auch für die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine ist Viktoryias Mehrsprachigkeit ein Vorteil: „Ich kann zwar kein Ukrainisch, aber über Russisch können wir uns verständigen und gegenseitig helfen.“

 

Die Lehrerin erlebt zudem auch einige sprachliche Überraschungen. „Als ich anfing Deutsch zu lernen, lernte ich natürlich Hochdeutsch und keinen Dialekt. Das kann auf dem sächsischen Land zu lustigen Situationen führen. Für mich klingt der sächsische Dialekt sehr stark. Meine Kolleginnen und Kollegen sagten zum Beispiel ab und zu ‚Annett‘. Ich fragte mich: Wer ist diese Frau? Warum sagen alle immer ihren Namen?“ Schließlich wurde ihr klar: Das ist die sächsische Aussprache für ‚auch nicht‘.

Auf dem Weg zum Glück

Und wie geht es ihr jetzt in Sachsen?  „Natürlich vermisse ich meine Familie und meine Freunde in Minsk. Aber mir gefällt es hier. Abends höre ich die Vögel zwitschern; es ist ruhiger als in der Großstadt. Ich mag das Landleben.“

 

Sie und ihr Mann wollen in Sachsen bleiben. „Jetzt bin ich auf dem Weg zum Glück, zur Zufriedenheit. Kann man das so sagen?“

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