Neulich sagte ein Kunstlehrer im Gespräch: „Kunst ist die Mutter aller Fächer!“ Was er damit meint? Dass man für jedes andere Fach Voraussetzungen und Fähigkeiten aus dem Bereich Kunst mitbringen muss, die im späteren Beruf von großer Bedeutung sind. Sei es in der Architektur, im Bauwesen, Grafikdesign, im Handwerk – die Liste lässt sich endlos fortführen.

 

Und doch ist besonders das Fach Kunst stark vom Lehrermangel in Sachsen betroffen. Schon heute muss an sächsischen Schulen Kunstunterricht ausfallen. Ihr wollt dem entgegenwirken? Ihr habt euch immer schon gerne künstlerisch betätigt und interessiert euch für alles rund ums Thema Kunst? Dann werdet Kunstlehrerin oder -lehrer in Sachsen! Wir sagen euch, wie.

Schnell zusammengefasst: die Studieninhalte

Wenn du dich für Kunst, Kunstgeschichte und -theorie begeistern kannst und jungen Menschen die Leidenschaft dafür vermitteln möchtest, dann ist das Studium Kunst auf Lehramt sicher das Richtige für dich. Die Studienschwerpunkte liegen im künstlerisch-praktischen, kunstpädagogischen, didaktischen sowie kunstwissenschaftlichen Bereich. Darüber hinaus beschäftigst du dich mit der künstlerischen Produktion und der Kunstrezeption. Du wirst ideal darauf vorbereitet, deinen zukünftigen Schülerinnen und Schülern die Welt der Kunst altersgemäß nahezubringen.

 

Du setzt dich intensiv mit ausgewählten Epochen und Theorien des künstlerischen Gestaltens und Rezipierens sowie mit künstlerischen Positionen auseinander. Analoge und digitale Kunst sowie ihre gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und philosophischen Kontexte spielen ebenfalls eine elementare Rolle.

 

Natürlich vermittelt das Lehramtsstudium Kunst das nötige (fach-)didaktische und pädagogische Wissen, um dich auf dein Berufsleben als Kunstlehrerin oder -lehrer in Sachsen vorzubereiten. 

 

An der TU Dresden wirst du zusätzlich Einblicke in die Kunst- und Medientheorie sowie in die Kunst- und Medienpraxis erhalten. Zudem gehören interdisziplinäres und künstlerisch-ästhetisches Arbeiten zu den Schwerpunkten des Studiums.

 

Ziel des Kunststudiums auf Lehramt ist es, problem- und handlungsbewusste Lehrerinnen und Lehrer auszubilden, die zielorientiert ihren Schülerinnen und Schülern die komplexe Welt der Kunst, der Künstlerinnen und Künstler sowie der verschiedenen Epochen beibringen.

Wichtige Voraussetzung für das Studium: Kreativität

Eine wichtige Voraussetzung für das Lehramtsstudium Kunst: Kreativität – selbstredend, sowie ein allgemeines und vertieftes Interesse an künstlerischen Themen. Eigene künstlerische Aktivität ist unumgänglich. Teamwork ist außerdem ein Kompetenzbereich, in dem du stark sein solltest – sei es im Studium in der Kooperation mit deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen, später im Beruf mit deinen Schülerinnen und Schülern sowie in der Zusammenarbeit mit dem Kollegium.

 

Achtung: Eine Mappe mit eigenen Studien und Skizzen, gefolgt von einer Eignungsprüfung, wird häufig Voraussetzung für eine Zulassung sein!

 

Informiere dich auf den Seiten der sächsischen Universitäten, welche Zugangsvoraussetzungen genau auf dich zukommen:

Du hast allgemeine Fragen zum Lehramtsstudium?

In Sachsen werden immer wieder kurzfristig externe Vertretungslehrkräfte gesucht, um Unterrichtsausfall zu vermeiden. Wir erklären, wer dafür in Frage kommt und wie man in Sachsen Vertretungslehrkraft wird.

Die Einstellung in den Schuldienst des Freistaates Sachsen erfolgt je nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung und ist zeitlich befristet. 

 

Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland müssen Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens nachweisen können.

 

Folgende Personengruppen kommen für alle Schulformen in Sachsen als Vertretungslehrkraft in Betracht:

 

  • Gruppe 1: arbeitssuchende Lehrkräfte

 

  • Gruppe 2: altersbedingt aus dem aktiven Schuldienst ausgeschiedene Lehrkräfte

 

  • Gruppe 3: beurlaubte Lehrkräfte

 

  • Gruppe 4: Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge, die den Zeitraum zwischen ihrem Universitätsabschluss und dem Beginn des Vorbereitungsdienstes überbrücken möchten

 

  • Gruppe 5: Bewerberinnen und Bewerber mit einem unvollständigen lehr-amtsbezogenen Abschluss oder einem ausländischen lehramtsbezogenen Abschluss vor Abschluss des Anerkennungs- und Gleichstellungsverfahrens 

 

  • Gruppe 6: Bewerberinnen und Bewerber ohne Lehrbefähigung mit einem anderen Hoch-schulabschluss (mind. Bachelor an einer Universität, Kunst- oder Fachhoch-schule ohne Fächerzuordnung)

 

  • Gruppe 7: Lehramtsstudierende mindestens mit abgeschlossenem Blockpraktikum B und SPÜ sowie Studienreferendarinnen und -referendare

 

Darüber hinaus können Personen mit einer spezifischen Ausbildung ohne Hochschulabschluss nur an Förderschulen als Vertretungslehrkräfte eingestellt werden. Diese Personen müssen entweder einen Abschluss als Erzieher oder eine pädagogische oder medizinische Qualifikation auf Fachschulniveau in den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung sowie Lernen nachweisen.

Du erfüllst die Anforderungen und möchtest Vertretungslehrerin oder -lehrer in Sachsen werden? Folgende Unterlagen sind für die Bewerbung erforderlich:

  • Bewerbungsanschreiben, das unter anderem erklärt, in welchen Schularten, Fächern und gegebenenfalls an welchen Schulen sie sich einen Unterrichtseinsatz vorstellen können

 

  • Lebenslauf

 

  • Berufs- oder Hochschulabschlusszeugnis

 

  • Sprachzertifikat auf B2-Niveau des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens, falls Deutsch nicht deine Muttersprache ist

 

  • Erweitertes Führungszeugnis gemäß § 30a Absatz 1 des Bundeszentralregistergesetzes

Hinweise zur Bewerbung

Interessierte an diesem Programm wenden sich direkt an eine Schule oder einen der Standorte des Sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung. Bei entsprechendem Bedarf und verfügbaren finanziellen Mitteln wird mit den Vertretungslehrkräften ein befristeter Arbeitsvertrag abgeschlossen.

Ob als Lehrer in der Oberschule Oelsnitz oder als Pflegevater zuhause: Für Immanuel Bittrich sind Kinder das Wichtigste und der Mittelpunkt seines Lebens. Bei ihm finden sie immer ein offenes Ohr. Deshalb liegt dem Fachlehrer für Mathematik und Technik eine zukunftsorientierte Bildungspolitik in Sachsen besonders am Herzen.

 

Vor 61 Jahren wurde Immanuel Bittrich in der damaligen DDR, genauer gesagt in Oelsnitz im Vogtland, geboren. Sein Vater besaß eine private Schlosserei, die Familie war Mitglied in der Kirche, so auch Immanuel. Von 1969 bis 1979 besuchte er die POS Oelsnitz. 1982 beendete er seine Facharbeiterausbildung mit dem Abitur, von dem Kirchenmitglieder in der DDR meist ausgeschlossen waren. Im selben Jahr zog er nach Chemnitz, das damals noch Karl-Marx-Stadt hieß, um Lehramt zu studieren. Nach fünfjährigem Studium schloss er die Universität als Diplomlehrer für Polytechnik ab. Seit fast 40 Jahren unterrichtet er nun an sächsischen Oberschulen.

 

Immanuel sagt, dass er trotz der Schwierigkeiten in der DDR schon immer Lehrer werden wollte. Es sei eine Berufung, die er bis heute spüre: „In der DDR gab es bestimmte politische Bedingungen, deshalb musste mein Weg zum Lehrerberuf über Umwege führen. Es war immer mein großer Wunsch, Lehrer zu sein, und ich habe dafür gekämpft.“

 

Privat und als Lehrer gehört Immanuel zu den sportlichen und aktiven Zeitgenossen: Er fährt das ganze Jahr über Rad und erkundet mit dem Motorrad die sächsische Landschaft sowie die Pässe in Südtirol. Er taucht, fährt Ski und ist begeisterter Musiker am Klavier, Saxofon oder an der Trompete. Und als wäre das nicht genug, entstehen in der eigenen Schlosserwerkstatt auch schon einmal ein Balkon, eine Treppe, oder ein geschwungenes Tor aus Metall.

Dringend gesucht: Lehrernachwuchs an der OS Oelsnitz

Immanuel ist seit 1992 Fachlehrer für Mathematik und Technik an der OS Oelsnitz. Neben seiner Lehrtätigkeit unterrichtet er die Bläserklassen der Schule im Klassenmusizieren. Außerdem leitet er eine Fahrrad-AG, in der er den Schülerinnen und Schülern die Reparatur und Wartung von Fahrrädern beibringt. Darüber hinaus ist er Beratungs- und  Klassenlehrer und wird regelmäßig in den Personalrat der Schule gewählt.

 

Immanuel wollte von Anfang an bewusst in einer Oberschule arbeiten: „Das war eine persönliche Entscheidung, weil ich Praktiker bin und so direkt mit den Kindern arbeiten kann. Als ich vor dem Studium im Betrieb meines Vaters ausgeholfen habe, habe ich schnell gemerkt, dass mir das Praktische und das Erklären liegen. Schon damals hat es mir Spaß gemacht, den jüngeren Nachbarskindern etwas beizubringen.“

 

Die aktuelle Situation an seiner Schule bereitet dem engagierten Lehrer Sorgen: „Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten, den Unterrichtsbedarf zu decken. Ab kommendem Schuljahr gehen die 8. Klassen alle zwei Wochen für einen Tag in einen Betrieb in der Region, um dort ein Praktikum zu absolvieren. Das entlastet die Unterrichtsversorgung und die Schülerinnen und Schüler müssen trotzdem nicht zu Hause bleiben, sondern sammeln praktische Erfahrungen fürs Leben und vielleicht sogar für die spätere Berufswahl.“

 

Doch das Tauziehen um die Abdeckung sämtlicher Stunden reicht trotz aller Bemühungen langfristig nicht aus. Eine Zeit lang setzte Immanuel große Hoffnungen in die Quereinsteiger. Doch deren Zahl würde bei weitem nicht mehr ausreichen, weiß er. Ginge die Entwicklung so weiter, werde es in einigen Jahren nur noch circa 13 von ursprünglich 43 Lehrerinnen und Lehrern an der Oberschule in Oelsnitz geben.

Leidenschaften auch jenseits vom Unterricht weitergeben

Immanuel steht beispielhaft dafür, dass der Lehrerberuf keine Einbahnstraße ist, sondern viele Möglichkeiten bietet, sich selbst einzubringen, Schule zu gestalten und eigene Leidenschaften an die Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.

 

Seit rund 18 Jahren gibt es an der OS Oelsnitz die Musikklassen, in denen Schülerinnen und Schüler mit musischem Profil unterrichtet werden. Alle spielen mindestens ein Blasinstrument und können sich für 20 Euro im Jahr ein Instrument ausleihen. Ihre Stücke lernen sie  zunächst individuell mit Musiklehrern einer Musikschule, bevor sie sich bei Immanuel und zwei weiteren Kollegen zum Klassenmusizieren treffen und die Einzelstücke im Orchester einstudieren. „Musik verbindet ähnlich wie eine Sportmannschaft. Die Kinder müssen individuell und im Team Leistung bringen. Das ist toll“, findet Immanuel.

Doch Immanuel ist nicht nur ein musikbegeisterter Lehrer, sondern auch ein sportbegeisterter. Alle 14 Tage organisiert er einen Bike-Kurs – und das schon seit 20 Jahren. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Fahrräder zu reparieren, mit Werkzeugen umzugehen und alten Drahteseln ein neues Leben zu schenken – Upcycling und Nachhaltigkeit par excellence. „Da gehe ich total auf, das ist für mich keine Anstrengung. Und ich kann den Kindern etwas mitgeben, das sie zu Hause vielleicht nicht vermittelt bekommen.“ Ein lokaler Fahrradladen unterstützt Immanuels Kurs. „Wenn das Wetter mitspielt und die Räder zusammengebaut sind, machen wir eine Tour durch das schöne Vogtland. Das stärkt unser Miteinander.“

Immanuel Bittrich und sein Bike-Kurs
Immanuel (links) mit zwei Schülern seines Bike-Kurses
Weihnachtskonzert in der St. Jakobikirche Oelsnitz
Immanuel (zweite Person von rechts) beim Weihnachtskonzert in der St. Jakobikirche Oelsnitz

Individueller, kreativer, persönlicher: Lehrer auf dem sächsischen Land

Immanuel hat in Chemnitz studiert, aber für ihn war von Anfang an klar, dass er in seine ländliche Heimat nach Oelsnitz / Vogtland zurückkehren würde. Heute wohnt er dort in seinem selbst umgebauten Haus in einer Siedlung direkt am Berg mit Blick auf die Kreisstadt. Die Kleinstadt mit viel Natur und den „gemütlichen Menschen“, wenig Hektik und viel Gemeinschaft, wie er sagt, hat für ihn bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. „Wir haben ein schönes Umfeld zum Leben und Lernen. Für Kinder ist es besonders schön mit den vielen Spielplätzen und der reichen Natur.“

 

Nicht nur das Leben, sondern auch das Unterrichten auf dem Land hat für Immanuel besondere Vorzüge, um seiner Kreativität auch bei der Unterrichtsgestaltung freien Lauf zu lassen: „Man kann kreativer sein als in der Stadt. Im Fach Kunst zum Beispiel kann man einfach vor die Tür gehen, Holz sammeln, es trocknen und direkt weiterverarbeiten.“

 

Einzigartig ist auch sein Verhältnis zu den Eltern seiner Schülerinnen und Schüler. Als Klassenleiter kennt er viele von ihnen gut und besucht die Familien sogar zu Hause. Das hat er aus DDR-Zeiten übernommen, in denen solche Besuche üblich waren. „So versuche ich, die Familien über meinen Unterricht hinaus zu unterstützen. Kinder sind einfach das Wichtigste für mich“, betont der verheiratete Lehrer, bei dem selbst ein leibliches und drei Pflegekinder behütet aufwachsen konnten.

Der Lehrerberuf: Handwerk mit viel Fingerspitzengefühl

„Der Lehrerberuf ist wie ein Handwerk, zu dem verschiedene Fähigkeiten gehören. Man braucht ein feines Fingerspitzengefühl für den Menschen hinter dem Schüler. Der Schüler als Mensch soll von uns Lehrern als Menschen lernen“, findet Immanuel. Doch nicht allein die Schüler kämen in die Schule, um von den Lehrern zu lernen. Dasselbe gelte auch umgekehrt: „Die Schüler unterstützen mich und zeigen mir meine Fehler! Viele haben eine unglaublich hohe Sozialkompetenz, die man sehen und fördern muss.“

 

Darüber hinaus schätzt Immanuel die Freiheiten, die ihm sein Beruf bietet. „Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen, auch wenn die groben Strukturen natürlich vorgegeben sind. Aber ich kann trotzdem mehr oder weniger frei entscheiden, wann ich mich selbst zum Beispiel mit Klassenarbeiten ‚belasten‘ möchte. Das ist ein großer Vorteil des Lehrerberufs, den man aber auch zu nutzen wissen muss.“

„Teamgeist! Einzelkämpfer können wir nicht gebrauchen“

Immanuel beschreibt sich als ‚ehrlich‘ und ‚frei heraus‘. „Aber vor allem muss man ‚zackig‘ sein! Und sich genauso verhalten, wie man es von den Schülern erwartet: identisch und ehrlich.“ Man müsse Situationen im Unterricht rechtzeitig richtig einschätzen können, um angemessen zu reagieren. Dürfe das Ruder nicht aus der Hand geben, müsse als Autoritätsperson konsequent sein und zu seinem Wort stehen: „Je mehr man die Kinder im Sack hat, desto mehr Freiheiten kann man geben.“

 

Welche zukünftigen Kolleginnen und Kollegen wünscht sich Immanuel? Solche, die den Kontakt zu den Kindern halten: „Das ist das Wichtigste!“ Die das Menschliche mit erfolgreicher Wissensvermittlung und guten Fachwissen verbinden können: „Lust und Liebe zur Arbeit mit Kindern, Teamgeist! Einzelkämpfer können wir nicht gebrauchen.“

 

Aufgeschlossenheit und Interesse an Kindern und der jungen Generation zählten ebenso: „Das bringt einen nur weiter. Wichtig ist aber: Du musst der Chef sein, aber nicht nur. Du musst den Schülern das Gefühl geben, dass sie etwas können und dass wir alle gemeinsam lernen.“ Man müsse „am Ball bleiben“ und Ansprüche an sich und an andere haben. Hoffnung und Zuversicht sind Immanuel ebenfalls wichtig. Es gehe darum, neue Generationen zu begleiten: „Man muss seinen eigenen Frust an der Klassenzimmertür abgeben. Als Lehrer muss man eine starke Persönlichkeit sein, um den Kindern in der Schule Beständigkeit zu garantieren.“

 

Immanuels Rat an alle am Lehrerberuf Interessierten: Ausprobieren, Praxisluft schnuppern, ein FSJ machen. „Jeder, der Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden und in einer Unterrichtseinheit hospitieren!“ Denn wie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wirklich geht, das lerne man im Studium nur bedingt, so der leidenschaftliche Lehrer und fürsorgliche Familienvater.

Du möchtest mehr über das FSJ Pädagogik erfahren?

Schule muss ein Ort der Chancengleichheit sein. Um eine Gleichberechtigung zu erreichen, muss Bildung inklusiv gestaltet werden. Inklusion dagegen bedeutet mehr Heterogenität. Für den Alltag an sächsischen Schulen bringt diese Entwicklung viel Positives, aber auch Herausforderungen mit sich.

Schule ist ein Abbild der Gesellschaft. Diese Gesellschaft soll Vielfalt leben sowie Chancengleichheit für alle schaffen und bewahren. Das Schulsystem in Deutschland – und damit auch in Sachsen – ist einem universellen Gleichheitsanspruch verpflichtet. Das bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler gleich zu behandeln sind; trotz und gerade wegen aller Unterschiede innerhalb einer Lerngruppe oder Klasse.

 

Die Unterschiede in einer Klasse bestimmen, wie heterogen sie ist. Heterogenität in der Schule heißt: Unterschiedliche Herkunftsländer der Schülerinnen und Schüler und damit auch Unterschiede ihrer sprachlichen Fähigkeiten sowie verschiedene soziokulturelle Prägungen. Geschlecht, Milieu, die physische und psychische Konstitution sowie Lern- und Leistungsunterschiede zählen dazu. Diese trennenden Merkmale können zu signifikanten Abweichungen in den Lernvoraussetzungen und -erfahrungen der Schülerinnen und Schüler führen.

Heterogenität als Chance für alle Lernenden

Entgegen der Annahme und Befürchtung vieler, dass heterogene Lerngruppen Nachteile für alle mit sich bringen, zeigen Untersuchungen, dass heterogene Gruppen die Leistungen lernschwacher Schülerinnen und Schüler fördern, ohne dass sie die Leistungen Lernstärkerer beeinträchtigen. Wichtig ist und bleibt: In integrativen Lerngruppen und Klassen müssen die Lern- und Leistungspotenziale der Einzelnen weiterhin berücksichtigt werden.

 

Diese unterschiedlichen individuellen Fähigkeiten im Blick zu behalten, kann im Unterrichtsalltag zu einer großen Herausforderung für die Lehrenden werden. Verschiedenste Bedürfnisse und Realitäten treffen in heterogenen Klassen oder Lerngruppen aufeinander. Sie erfordern unterschiedlich intensive pädagogische Betreuung und didaktische Unterstützung. Lehrkräfte allein können diesen zusätzlichen Anforderungen nicht immer gerecht werden.

 

Damit inklusive Bildung dennoch funktioniert, erhalten sächsische Schulen seit 2019 Unterstützung durch die Schulassistenz, die Schulen und ihren Lehrkräften zusätzliches nichtpädagogisches Personal zur Verfügung stellt. Weitere Personen aus anderen Professionen erweitern zudem das Kernteam einer Schule und machen aus ihm ein ‚multiprofessionelles Team‘.

Mindmap: Multiprofessionelles Team an einer sächsischen Schule

Dieses multiprofessionelle Team sorgt dafür, dass sich Heterogenität in der Schule positiv auswirken kann und zu gelebter Vielfalt und Chancengleichheit an der Schule beiträgt. So können die Schülerinnen und Schüler individuell nach ihren Bedürfnissen gefördert werden und die Lehrkräfte können sich auf ihre Kernaufgabe, das Unterrichten, konzentrieren.

Du möchtest wissen, wie die Arbeit in einem multiprofessionellen Team konkret aussieht?

Es ist Ende Januar und trotz Winterzeit liegt ein Hauch von Frühling in der Luft. Aufbruchstimmung. Das passt gut zur aktuellen Lebenssituation von Svenja (26). Die gebürtige Sächsin beginnt nach ihrem Referendariat im Februar als festangestellte Deutschlehrerin an der Oberschule Bergstadtschule Sayda.

 

Wir trafen sie zum Interview und sprachen mit ihr über den Lehrerberuf, das sächsische Landleben und ihre Wünsche für die Zukunft.

Geboren und aufgewachsen ist Svenja mit dem blonden Kurzhaarschnitt und dem einnehmenden Lächeln in Brand-Erbisdorf, südlich von Freiberg. Ihre Kindheit war behütet und geprägt von den Vorzügen des Landlebens. Ob Im-Wald-Spielen oder Mountainbike-Fahren, Svenja verbrachte viel Zeit in der Natur. Schon in der 10. Klasse stand für sie fest: Svenja will Lehrerin werden.

 

Um sich auf ihr Lehramtsstudium vorzubereiten, absolvierte sie nach dem Abitur ein FSJ Pädagogik an einer Förderschule in Sachsen, gefolgt von weiteren Praktika. Das FSJ Pädagogik festigte ihren Wunsch, Förderschullehrerin zu werden. 2016 begann sie an der Universität Leipzig Lehramt Sonderpädagogik mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung und Sprache für das Fach Deutsch zu studieren.

 

Während ihres Studiums in Leipzig lebte sie am Stadtrand, in der Nähe eines der Leipziger Badeseen. Doch mit dem Stadtleben konnte sich Svenja nie so richtig anfreunden: „Irgendwie war mir klar, dass ich nicht für immer in der Stadt bleiben würde, sondern zurück in meine ländliche Heimat gehe.“ Das ‚Überangebot‘ an Möglichkeiten des Lebens in der Stadt war für sie ein Stressfaktor. Die Ruhe und Gelassenheit des Landlebens konnte sie während ihrer Studienzeit in der Stadt nicht finden. Und die fehlten ihr.

„Ich liebe die Idylle, die die Nähe zum Erzgebirge mit sich bringt“

Seit dem Sommer 2023 lebt sie nun mit ihrem Mann und der dreijährigen Tochter in einem Ortsteil von Sayda, einem 1.700-Seelen-Dorf in der Nähe des Erzgebirges. Hier hat die junge Familie einen alten Hof gekauft. „Sayda ist wirklich klein, noch kleiner als mein Heimatort. Ich liebe die Idylle, die die Nähe zum Erzgebirge mit sich bringt. Wenn ich mich in der Umgebung umschaue, fühle ich mich wie im Urlaub, nur eben zu Hause“, schwärmt die Deutschlehrerin.

 

Dennoch ist der Lehrermangel in den ländlichen Gebieten im Vergleich zu den städtischen Ballungsräumen alarmierend hoch. Es braucht besondere Argumente, um Städter zu motivieren, aufs Land zu ziehen. Für Svenja ist die Mentalität der Menschen auf dem Land ein solches: „In der Stadt hat mich die Anonymität immer gestört. Die gibt es auf dem Land so nicht. Hier kennt sich jeder, auf der Straße grüßen wir uns mit Namen, wir treffen uns regelmäßig. Wir sind eine Gemeinschaft, und als mein Mann und ich hierher kamen, wurden wir herzlich aufgenommen“, erzählt Svenja. „Das klingt wie eine Floskel, aber es stimmt: Das Miteinander auf dem Land ist einfach angenehm familiär.“

 

Svenja macht auch auf die anstrengenderen Zeiten des Lehrerdaseins aufmerksam, die sich auf dem Land aber leichter überwinden ließen: „Der Lehrerberuf ist zwar eine besonders schöne, aber ab und an auch kräftezehrende Aufgabe. Wenn ich mir vorstelle, dass ich neben meinem stressigen Arbeitsalltag noch den Umgebungsstress des Stadtlebens hätte, dann könnte ich persönlich der Doppelbelastung in schwierigen Phasen kaum standhalten.“ Die Ruhe des Landlebens entschädige sie für jeden schweren Tag und gebe ihr neue Kraft.

 

Dennoch sei das Leben außerhalb der Stadt sicher nicht für jeden geeignet. „Man sollte schon einen Funken Liebe zum Landleben mitbringen, wenn man sich dafür entscheidet. Wer kein Landmensch ist, sollte sich nicht gezwungen fühlen, aufs Land zu ziehen“, meint Svenja.

„Niemand ist ein Universalgenie. Und das ist auch gut so“

Im Februar 2024 beginnt für Svenja ein aufregender neuer Lebensabschnitt: Ihr Referendariat ist beendet und sie startet ihr Abenteuer als fest angestellte Lehrerin an der Oberschule in Sayda.

 

„Am meisten freue ich mich auf die neuen Erfahrungen, die ich dort sammeln werde. Von der Förderschule, an der ich mein Referendariat absolviert habe, bin ich beispielsweise nur kleine Klassen mit etwa elf Schülern gewohnt. An der Oberschule werden die Klassen doppelt so groß sein.“ Das biete ihr mehr methodische Möglichkeiten für den Unterricht: „Ich möchte einfach noch mehr Schülerinnen und Schülern etwas mitgeben.“ Es sei ihr Traum, möglichst viele junge Menschen mit ihrer Arbeit positiv zu beeinflussen, „auch wenn das natürlich nicht immer klappen wird.“

 

Im Zentrum ihrer Arbeit steht für Svenja die Wissensvermittlung. „Darüber hinaus möchte ich meinen Schülerinnen und Schülern aber auch Wissen fürs Leben mitgeben. Ich möchte der nächsten Generation Mut und Selbstvertrauen schenken und ihnen dabei helfen, gute Menschen zu werden.“

 

Sie habe nicht den Anspruch, dass alle sie und ihr Fach mögen, denn: „Ich glaube, das sollte nie der Anspruch sein. Niemand ist ein Universalgenie. Und das ist auch gut so.“

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Ihre Lieblingsmusik ist Metalcore und Klassik, sie arbeitet ehrenamtlich in einer christlichen Gemeinde und ihr liebster Ort ist der Wald. Wenn Jana Richter (34) aus dem Erzgebirge dort nicht anzutreffen ist, dann wahrscheinlich an einem weiteren Lieblingsort, der Schule. Denn Jana, Mutter eines kleinen Kindes, ist leidenschaftliche Deutsch- und Englischlehrerin am Sportgymnasium in Dresden.  

Die Schule als der Ort, an dem man seine Freunde trifft

Jana absolvierte 2008 ihr Abitur am Gymnasium in Marienberg. Eigentlich wollte sie Ärztin werden, doch noch während der Schulzeit kamen vermehrt Lehrerinnen und Lehrer auf sie zu, um ihr den Lehrerberuf ans Herz zu legen: „Und ich dachte mir irgendwann: Hey, warum eigentlich nicht? Ich bin selbst immer gerne zur Schule gegangen und habe mich deshalb sogar auf das Ende der Ferien gefreut.“

 

Für die Lehrerin war und ist Schule ein Ort, an dem man seine Freunde trifft und an dem man eine gewisse Routine, aber auch die nötige Abwechslung hat. „Ich habe die Schule immer als eine gute Mischung aus beruhigender Routine, neuen Herausforderungen und dem Erwachsenwerden empfunden.“

 

Vorbilder aus ihrer eigenen Schulzeit sind „definitiv die Lehrer, die Humor hatten und das Leben nicht zu ernst genommen haben, aber gleichzeitig auch ein Auge dafür hatten, dass jeder Schüler weiterkommt. Diese Lehrer sind mir bis heute in Erinnerung geblieben.“

Lehramtsstudium in Dresden

Nach dem Abitur 2008 zieht Jana deshalb nach Dresden, um an der TU ihr Studium der Erziehungswissenschaften, Germanistik und Ethik / Philosophie zu beginnen. Ihre Fächerwahl war eine logische Konsequenz aus ihrer eigenen Schulzeit: „Ich habe die Fächer gewählt, die mir als Schülerin Spaß gemacht haben. Deutsch lag mir und in Ethik hatte ich einfach beispielhafte Lehrerinnen, die ich als meine weiblichen Vorbilder bezeichnen würde. Diese Lehrerinnen haben mich inspiriert.“

 

Im zweiten Semester stellt sie jedoch fest, dass Ethik vielleicht doch nicht die richtige Fächerwahl war: „Nach den ersten Hausarbeiten und Klausuren habe ich gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich bin dann zur Anglistik gewechselt, da mir Sprachen schon immer Freude bereitet haben. Außerdem macht es mir Spaß, mein eigenes Englisch immer weiterzuentwickeln.“

 

Ihr Bachelorstudium schloss sie 2012 ab, zwei Jahre später beendete sie erfolgreich ihr Masterstudium. Im Februar 2015 begann sie ihr Referendariat am Sportgymnasium Dresden, an dem sie nun im achten Jahr als erst festangestellte und mittlerweile verbeamtete Lehrerin unterrichtet.

Heute Sportgymnasium in Dresden, morgen Olympia oder Bundesliga

Das Sportgymnasium in Dresden hat eine Besonderheit: Es ist eine ‚Paragraf-4-Schule‘. Das bedeutet, dass die Einrichtung nach der sächsischen Schulordnung eine vertiefte sportliche Ausbildung garantiert, um ein intensives, leistungsorientiertes Training mit der gymnasialen Ausbildung zu verbinden.

 

„Das gesamte Schulleben muss sich um den Sport herum entwickeln: In erster Linie geht es darum, dass die Schülerinnen und Schüler trainieren und ihre sportlichen Erfolge verfolgen können“, erklärt Jana. Das bedeute zum Beispiel viele Trainingsstunden und somit Fehlzeiten einzelner Schülerinnen und Schüler. „Deshalb arbeiten wir noch intensiver mit den Schülerinnen und Schülern, die unterwegs sind. Teilweise stehen wir über digitale Medien mit ihnen in Kontakt.“

 

Für die Lehrkräfte bedeutet diese besondere Aufmerksamkeit im Einzelfall mehr Arbeit: „Es kann vorkommen, dass Schülerinnen und Schüler in den Ferien Stoff nachholen müssen. Dann muss ich manchmal in den Ferien arbeiten. Ich bin darauf vorbereitet und mache das gerne. Ich will meine Schülerinnen und Schüler weiterbringen und sie in ihren Träumen unterstützen.“

 

Als zusätzliche Förderung bietet das Gymnasium das ‚Lernatelier‘ und die drei ‚Studierzeiten‘ an. Im ‚Lernatelier‘ trainieren die Kinder verschiedene Lernmethoden für die Hauptfächer Mathematik, Deutsch und Englisch. In den ‚Studierzeiten‘, die über das Schuljahr verteilt jeweils eine Woche stattfinden, erarbeiten die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend Produkte und setzen sich intensiv mit einem oder mehreren Themen der Lehrpläne auseinander.

 

Muss man denn selbst ein Sportgenie sein, um an dem Dresdner Sportgymnasium zu arbeiten? „Nein“, sagt Jana, „aber persönlich finde ich es manchmal schade, dass ich logischerweise nicht nachempfinden kann, wie es den Schülerinnen und Schülern wirklich geht, weil ich selbst nie Profisportlerin war.“ Sie habe zwar hobbymäßig Schwimmunterricht bei der Wasserwacht genommen, aber das sei kein Vergleich zu den Anstrengungen, die ihre Schülerinnen und Schüler auf sich nähmen. „Da fehlt mir manchmal die Sensibilität für die Tatsache, dass sie einen richtig harten Alltag haben und hohe Ziele verfolgen, wie beispielsweise die Teilnahme an den Olympischen Spielen oder das Spielen in der Bundesliga.“

 

Andererseits sei es vielleicht gut, dass nicht alle Schulakteure aus dem Sportbereich kommen: „An der Schule gefällt mir eben auch die gelebte Vielfalt, die man nicht nur im Vorbeigehen auf der Straße trifft, sondern wirklich kennenlernt.“

Lese-Rechtschreibstörung: Diagnostik und gezielte Förderung

Janas Stärken liegen vielleicht nicht im sportlichen, dafür aber im sprachlichen Bereich: An der Dresdner Schule ist Richter nämlich nicht nur Lehrerin für Deutsch und Englisch, sondern ebenso für die Lese-Rechtschreib-Diagnostik und -Förderung (LRS) verantwortlich.

 

Den Weg dorthin ebnet die Schulleitung, als Jana neu an die Schule kommt. Die Leitung fragt sie, ob sie am Zertifikatskursus Lese-Rechtschreib-Schwäche teilnehmen möchte. Sie sagt zu. Der Freistaat Sachsen fördert den Kursus und führt ihn durch. Die Kurse laufen über zweieinhalb Jahre und finden jeweils in einer Ferienwoche statt. 2018 beendet Jana ihre Weiterbildung.

 

Wie sieht ihre Arbeit in der Lese-Rechtschreib-Förderung am Sportgymnasium konkret aus? „Ich habe ein bis zwei Förderstunden pro Woche, um herauszufinden, welche Schülerinnen und Schüler Tendenzen in Richtung Lese-Rechtschreib-Schwäche haben. Dabei bin ich auch auf die Mitarbeit des Kollegiums angewiesen, das mir Schreibproben zukommen lässt. Nach einer Diagnose kann die gezielte Förderung beginnen.“

 

Im Förderunterricht übt Jana mit ihren Schützlingen das Lesen, sozusagen die Gewöhnung an die Buchstaben. Sie erarbeitet mit ihnen ebenfalls Strategien, um sogenannte Problemwörter, also Wörter, die immer wieder falsch geschrieben werden, regelmäßig richtig zu schreiben. „Das braucht natürlich Zeit. Die Lese-Rechtschreib-Schwäche ist nicht heilbar und ich möchte den Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass das heutzutage gar nicht mehr schlimm ist.“

 

Ihr Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern Selbstbewusstsein zu vermitteln, damit sie sich selbst akzeptieren und Strategien finden, um das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen.

„Wer will schon lernen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt?“

Obgleich der Lehrermangel in den ländlichen Regionen besonders groß ist, geht dieses Problem nicht an den städtischen Schulen vorbei. Das große Ganze könne man nicht ändern, aber in kleinen Schritten könne Schule angenehmer und schöner gestaltet werden, findet Jana. Für sie steht vor allem der Mensch im Mittelpunkt: Es gehe ihr um das Miteinander, um die Familien hinter den Kindern. Sie glaubt fest daran, dass jeder lernfähig ist, „wenn wir Wege finden, dass sich alle in ihrem eigenen Tempo entfalten und sich nach ihren Möglichkeiten individuell entwickeln können.“

 

Dafür braucht es genügend Lehrkräfte, an denen es in Sachsen derzeit mangelt. „Ich wünsche mir für den Lehrerberuf Menschen, die den Osten Deutschlands nicht abgeschrieben haben und in ihm mehr sehen als das rechte Klischee. Ich wünsche mir Lehrerinnen und Lehrer, die den Osten mögen und gerne hier leben, die vorurteilsfrei und hoffnungsvoll sind.“

 

Denn Lehrer zu sein bedeute, sich selbst immer wieder zu motivieren und diese Motivation an die Schülerschaft weiterzugeben. „Und damit selbst auch eine Art Hoffnungsträger zu sein und vor allem zu bleiben. Wer will schon lernen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt?“

Du möchtest LEHRERIN SACHSEN werden?

Weihnachten steht vor der Tür. Für viele Menschen bedeuten die Feiertage Ruhe und Besinnlichkeit im Kreise der Familie. Für viele andere wiederum Stille und Einsamkeit. Besonders die Älteren unter uns sind davon betroffen.

 

Um ihnen eine Freude zu bereiten, haben die Mitarbeiterinnen von ‚Praxis im Lehramtsstudium‘ (PiL) zur Aktion ‚Post gegen Einsamkeit‘ aufgerufen.

Anke Weinreich, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS), und Katharina Saunders von den Maltesern Leipzig haben das Projekt gemeinsam mit den Projektschulen von PiL und Studierenden der Universität Leipzig ermöglicht.

Anfang November wurden die sächsischen Partnerschulen über die Aktion informiert. Bis zum 6. Dezember, also knapp einen Monat, hatten sie Zeit, ihre Aufmerksamkeiten zu teilen und Gutes zu tun – ganz im Sinne der Weihnachtsbotschaft. Sage und schreibe 66 Schulen aus ganz Sachsen haben sich an ‚Post gegen Einsamkeit‘ beteiligt. Briefe aus Leipzig, Dresden, der Gemeinde Bennewitz oder Kleinolbersdorf erreichten das PiL-Team.

 

So konnten am Stichtag insgesamt 2.439 von den Schülerinnen und Schülern liebevoll gestaltete Briefe und Postkarten an die Malteser übergeben werden.

 

In der Vorweihnachtszeit werden sie an alleinlebende Seniorinnen und Senioren des Malteser Besuchs- und Begleitungsdienstes, des Menüservice und des Betreuten Wohnens in Leipzig verteilt. Und auch über Leipzig hinaus kann ein Lächeln verschenkt werden, denn dank der unerwartet großen Anzahl an Briefen wird die Post auch in anderen Teilen Sachsens verteilt.

Maren Reichert, Projektleiterin von ‚Praxis im Lehramtsstudium‘, freut sich über das Engagement der sächsischen Schülerinnen und Schüler:

 

„Wir haben zwar mit Beteiligung gerechnet, aber die Anzahl und die Herkunftsorte der Karten und Briefe haben uns doch überrascht. Weit über die Grenzen Leipzigs hinaus haben wir zum Beispiel Post aus Aue, Dresden und Chemnitz bekommen. Auch Erstklässler verstehen schon, dass es Menschen gibt, die sich an Weihnachten einsam fühlen.“

 

Das Mitgefühl aller sei in dem Gemalten und Geschriebenen zu spüren gewesen und auch bei den Empfängerinnen und Empfängern angekommen, berichten die Malteser.

 

Die gemeinsame Aktion von ‚Praxis im Lehramtsstudium‘ und den Maltesern Leipzig ist ein inspirierendes und motivierendes Beispiel, das zeigt: Gutes tun kann so einfach sein.

Post gegen Einsamkeit

Du hast Fragen zum Lehramt in Sachsen?

Viktoryia, Mitte 30, mit glattem roten Haar und schüchternem Lächeln, ist seit Sommer 2023 Lehrerin an der Wilhelm-Adolph-von Trützschler Oberschule in der Kleinstadt Falkenstein im sächsischen Vogtland. Vor fünf Jahren verließ sie ihre Heimat Belarus und zog mit ihrem Mann nach Sachsen.

 

Wie ihr Weg in den sächsischen Schuldienst verlief, welche Hürden noch zu überwinden sind und was sie sich für die Zukunft wünscht, hat sie uns erzählt. Und auch mit der deutschen Sprache machte sie so manche überraschende Erfahrung.

Erste Schritte in Sachsen

Nach ihrem Pädagogikstudium der russischen und weißrussischen Sprache und Literatur an der Universität Minsk arbeitete Viktoryia als Lehrerin an verschiedenen Schulen in Minsk.

 

Als sie 2018 mit ihrem Mann, der eine Stelle als Arzt angenommen hatte, nach Deutschland kam, war schnell klar, dass sie ihre Arbeit hier fortsetzen und Lehrerin in Sachsen werden möchte.

 

„Ich musste mich zunächst um die Anerkennung meiner Abschlüsse in Deutschland kümmern.“ Das dauerte, denn es tauchten unerwartete Schwierigkeiten auf, wie zum Beispiel der durch die Heirat geänderte Nachname. „Auf meinen Zeugnissen stand noch mein Geburtsname. Ich musste also erst beweisen, dass es wirklich meine Zeugnisse sind“, erzählt sie lachend.

 

Was rät sie Lehrkräften im Ausland, die in Sachsen Lehrer werden wollen? „Habt alle eure Dokumente zusammen!“

Die Schulgemeinschaft als Integrationsstütze

Viktoryia hat eine aufregende Woche als Lehrerin an der Wilhelm-Adolph-von-Trützschler-Oberschule hinter sich: „Gestern war mein erstes Elterngespräch und heute habe ich meine erste Klassenarbeit schreiben lassen“, berichtet sie euphorisch.

 

Aber auch ein bisschen müde. Denn Viktoryias Alltag ist akribisch durchgeplant. „Sobald ich von der Schule nach Hause komme, bereite ich mich auf den nächsten Tag vor. Meistens telefoniere ich noch mit meiner Schwester und meiner Mutter zu Hause in Belarus. Außerdem habe ich noch zweimal in der Woche Englischunterricht bei einer Privatlehrerin.“

 

Bevor die Belarussin als Lehrerin an die Oberschule in Falkenstein kam, durchlief sie zwei weitere Stationen im sächsischen Schuldienst. 2021 begann sie mit einer Hospitanz am Johann-Heinrich-Pestalozzi-Gymnasium in Rodewisch und wurde dann Schulassistentin an der Oberschule in Oelsnitz. Schließlich wechselte sie als Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Englisch an die Wilhelm-Adolph-von-Trützschler-Oberschule. „Da Weißrussisch in Deutschland kein Schulfach ist, musste ich mich für ein zweites Fach entscheiden. Ich habe Englisch gewählt.“

 

Als ausländische Lehrkraft erlebt Viktoryia aber auch Situationen der Unsicherheit durch sprachliche oder kulturelle Unterschiede. Sie brauchte ihre Zeit für die Einarbeitung. Ihren Schulalltag sieht sie so: „Ich stehe immer in Kontakt mit dem Schulleiter. Er ist eine wichtige Stütze für meine Arbeit. Wir tauschen uns regelmäßig über meinen Unterricht aus, und er gibt mir wichtige Rückmeldungen: Was mache ich schon gut? Wo kann ich mich noch verbessern?“ Ebenso sehr schätzt Viktoryia das Kollegium, das sie tatkräftig unterstützt und immer ein offenes Ohr für sie hat.

Viktoryias großes Ziel: Das Erlernen der deutschen Sprache

Viktoryia ist eine ehrgeizige junge Frau. Ihr erstes großes Ziel, als sie nach Sachsen kam: Deutsch lernen. „Das war ein bisher langer Weg. Ich habe mich bemüht, so schnell wie möglich eine Sprachschule zu finden. Nachdem ich das B1-Niveau erreicht hatte, entschied ich mich, mit einer Privatlehrerin weiterzumachen, um noch intensiver lernen zu können.“

 

So erreichte sie in kurzer Zeit das Sprachniveau C1. „Dafür habe ich etwa drei Jahre gebraucht“, sagt sie. Sie wirkt dennoch ein wenig unzufrieden. Warum? „Ich bin Perfektionistin. Meine Aussprache ist noch nicht perfekt. Ich will immer alles ‚ausgezeichnet‘ machen.“

 

In den ersten Unterrichtsstunden habe sie noch sehr mit ihrer Redeweise gekämpft. Doch das bessere sich – auch dank ihrer Schülerinnen und Schüler: „Es ist beeindruckend; sie haben nicht lange gebraucht, um sich an meinen Akzent zu gewöhnen. Und das gilt umgekehrt genauso für mich. Manchmal benutzen die Schülerinnen und Schüler Ausdrücke, die ich einfach noch nicht kenne. Dann helfen sie mir aktiv und erklären sie mir.“

 

Auch für die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine ist Viktoryias Mehrsprachigkeit ein Vorteil: „Ich kann zwar kein Ukrainisch, aber über Russisch können wir uns verständigen und gegenseitig helfen.“

 

Die Lehrerin erlebt zudem auch einige sprachliche Überraschungen. „Als ich anfing Deutsch zu lernen, lernte ich natürlich Hochdeutsch und keinen Dialekt. Das kann auf dem sächsischen Land zu lustigen Situationen führen. Für mich klingt der sächsische Dialekt sehr stark. Meine Kolleginnen und Kollegen sagten zum Beispiel ab und zu ‚Annett‘. Ich fragte mich: Wer ist diese Frau? Warum sagen alle immer ihren Namen?“ Schließlich wurde ihr klar: Das ist die sächsische Aussprache für ‚auch nicht‘.

Auf dem Weg zum Glück

Und wie geht es ihr jetzt in Sachsen?  „Natürlich vermisse ich meine Familie und meine Freunde in Minsk. Aber mir gefällt es hier. Abends höre ich die Vögel zwitschern; es ist ruhiger als in der Großstadt. Ich mag das Landleben.“

 

Sie und ihr Mann wollen in Sachsen bleiben. „Jetzt bin ich auf dem Weg zum Glück, zur Zufriedenheit. Kann man das so sagen?“

Du bist Lehrkraft aus dem Ausland und willst LEHRERIN SACHSEN werden?

Bis zum 10. April 2024 kannst du dich für das kommende Schuljahr für ein FSJ Pädagogik  bewerben, um bereits vor deinem Lehramtsstudium wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln. 

 

Das FSJ Pädagogik ermöglicht dir mehr als nur einen Perspektivwechsel: Du lernst den vielfältigen Schulalltag aus der Sicht der Lehrerinnen und Lehrer kennen, unterstützt sie aktiv bei der Unterrichtsplanung und -gestaltung, hilfst bei der Umsetzung von Schulprojekten oder übernimmst die Hausaufgabenbetreuung.

So bewirbst du dich für ein FSJ Pädagogik in Sachsen

Um dich zu bewerben, benötigst du

  • das ausgefüllte Bewerbungsformular
  • einen tabellarischen Lebenslauf
  • eine Kopie deines letzten Zeugnisses

Gib im Bewerbungsformular deine Wunscheinsatzstelle an. Im besten Fall hast du mit dieser bereits vorab Kontakt aufgenommen und dich persönlich vorgestellt.

 

Falls du noch nicht genau weißt, an welcher sächsischen Schule du dein FSJ absolvieren möchtest, findest du hier eine Liste aller Einsatzstellen in Sachsen. 

 

Bitte beachte, dass die Bewerbung ausschließlich online möglich ist.

 

Kleiner Tipp: Wirf auch einen Blick auf Ober- und Förderschulen sowie Schulen im ländlichen Raum  in Sachsen. Wenn du dich dort bewirbst, erhöhst du deine Chancen auf einen FSJ-Platz.

Wir haben ehemalige FSJlerinnen und einen FSJler gefragt, was das Praxisjahr für sie bedeutet:

Henriette FSJ Pädagogik in Dresden

„Durch die vielen Praxiserfahrungen während des FSJs weiß ich genau, worauf ich mit meinem Studium hinarbeite. Die Zeit an der Oberschule hat mir außerdem mehr Selbstvertrauen, neue Kontakte und tolle Erlebnisse geschenkt, aber auch den Umgang mit herausfordernden Situationen gezeigt. Ich würde es immer wieder machen.“

 

Henriette hat im Schuljahr 21/22 ihr FSJ Pädagogik an einer Oberschule in Dresden absolviert und studiert nun Lehramt.

„Das FSJ Pädagogik hilft mir, Erfahrungen für mein späteres Berufsleben als Lehrerin zu sammeln sowie den Umgang mit Schülerinnen und Schülern einer Förderschule zu erlernen, da es ein ganz neues Bild einer Schule für mich vermittelt und meinen Wunsch festigt, Lehramt für Sonderpädagogik zu studieren.

 

Antonia während ihres FSJ Pädagogik an einer Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung im Erzgebirge.

Antonia FSJ Pädagogik im Erzgebirge
Max FSJ Pädagogik im Landkreis Meißen

„Ich höre oft: ‚FSJ? Du wolltest doch nur ein Jahr mehr Zeit?‘ oder ‚Du weißt noch gar nicht, was du machen möchtest.‘ Dann sage ich: ‚Falsch, ich habe ein Jahr mehr Erfahrung in dem, was ich später machen möchte.‘ Das FSJ ist eine wertvolle Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann.“

 

Max absolvierte sein FSJ Pädagogik an einer Grundschule im Landkreis Meißen.

„Das FSJ-Pädagogik bietet die Möglichkeit, eigene Stärken und Schwächen herauszufinden und an diesen zu arbeiten.
Es war für mich eine unbeschreibliche Zeit, in der ich viel über mich und den Beruf Lehrerin lernen konnte.“

 

Sandra hat ihr FSJ Pädagogik an einer Grundschule im Vogtland absolviert.

Sandra FSJ Pädagogik im Vogtland

Neugierig geworden? Weitere Einblicke aus dem FSJ-Alltag in Sachsen bekommst du von Lisa, die ihr FSJ an einer Grundschule in Bautzen absolviert hat.

Du hast weitere Fragen?

Hartha, Kleinstadt mit rund 7.000 Einwohnern, gelegen am sogenannten Sachsenkreuz in der Mitte zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz. Keine Spur von Großstadthektik, sondern beschauliche Landidylle in herrlicher Natur. Hier befindet sich das Martin-Luther-Gymnasium, dessen Schulhof bis vor einem Jahr wenig von dieser Idylle widerspiegelte. Kurzerhand machte die Schule bei ‚Schulhofträume‘ mit.

 

Bei der Aktion des Deutschen Kinderhilfswerks, Rossmann und Procter & Gamble (P&G) können sich Schulen aus ganz Deutschland mit Konzepten bewerben, wie sie ihre in die Jahre gekommenen Außenanlagen in Richtung mehr Nachhaltigkeit und Natur optimieren und ‚grüne Klassenzimmer‘ oder Schulgärten anlegen wollen.

 

Das Konzept ‚Betonwüste ade – wir schaffen uns eine grüne Oase‘ des Martin-Luther-Gymnasiums setzte sich 2023 gegen 300 weitere Schulen aus ganz Deutschland durch und gewann den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis von ‚Schulhofträume‘.

 

Wie kam es zu diesem Erfolgsprojekt, welche Unterstützer fand es auf dem Weg zur Umsetzung, welche Stolpersteine mussten überwunden werden und wie geht es weiter?

Aus einem Wunsch wird ein Herzensprojekt

Die Initiative zur Teilnahme an der Aktion ging von den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen Sandra Völs und Mareike Gerhardt gemeinsam mit der Direktorin Heike Geißler aus.

 

Sandra Völs, Fachleiterin für den musisch-künstlerischen Bereich an der Schule, erzählt: „Die Idee, etwas am tristen Grau unseres Schulhofes zu ändern, entstand während der Corona-Zeit. Durch die vermehrten Pausen im Freien stellten wir fest, dass unsere Schüler kaum Möglichkeiten zum Spielen, Bewegen und Kommunizieren in der Natur hatten – ein trauriges Bild“, so die Lehrerin.

SuS des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha

Und auch in der Schülerschaft machte sich Unmut über den ‚Betonhof‘ breit. Die Schülervertretung wurde aktiv und trat mit Verbesserungsvorschlägen an die Schulleitung heran. „Auf der Wunschliste standen mehr Sitz- und Spielmöglichkeiten, aber auch mehr Grün und blühende Pflanzen. Wir haben beschlossen, dass etwas getan werden muss und dass ein ‚Weiter so‘ einem zeitgemäßen Schulhof im Sinne von Bewegung, Kommunikation und Naturerfahrung nicht entspricht“, berichtet Frau Völs.

 

Nachdem die gesamte Schulgemeinschaft das Problem erkannt hatte, galt es zu handeln. „Am Anfang standen wir vor vielen offenen Fragen“, erinnert sich Sandra Völs. „Wo fangen wir an? Was genau wollen wir umsetzen? Was bedeutet Nachhaltigkeit in Bezug auf Schulhöfe? Wer kümmert sich um die Pflege und wie können wir das finanzieren?“

Der neue Schulhof: Ein Ort zum Treffen, Wohlfühlen, Entspannen und Lernen

Das Trio aus Frau Geißler, Frau Gerhardt und Frau Völs nahm daraufhin an der zweitägigen Fortbildung des Freistaates Sachsen zum Thema ‚AUS GRAU MACHT GRÜN!‘ teil. Der erste Schritt in Richtung grüner Schulhof, denn hier fanden die drei Frauen Inspiration zum Thema Nachhaltigkeit, aber auch erstmals Antworten zur Klärung rechtlicher Fragen.

 

Parallel dazu ging die Schulleiterin, Frau Geißler, den Wünschen der Schülerinnen und Schüler auf den Grund: „Während unserer Projektwoche wurde eine Umfrage unter den Schülern durchgeführt; wir wollten konkret von ihnen wissen, was nach einer Umgestaltung des Schulhofes auf keinen Fall fehlen darf“. Die Antworten fielen ebenso einfach wie verantwortungsbewusst aus: Ein Basketballkorb, Bänke und Tische, ein Insektenhotel und viele blühende Pflanzen.

 

Und damit schien alles da zu sein, was es für eine Neugestaltung braucht: Eine Gemeinschaft, die der Wunsch nach Veränderung eint, Ideen und Motivation. Offen blieb jedoch die Frage nach den finanziellen Mitteln.

 

So kam der Schulleiterin die Idee, das Konzept zur Umgestaltung bei ‚Schulhofträume‘ einzureichen. Nicht nur die gesamte Schüler-, Lehrer- und Elternschaft, sondern auch Firmen und Institutionen aus Hartha wollten sich beteiligen. „So rückten wir als Schulgemeinschaft mit externen Kräften wie Fremdfirmen und dem Bürgermeister Ronald Kunze näher zusammen“, sagt Sandra Völs. „Aus dem anfänglichen ‚Wir schaffen etwas als Gemeinschaft‘ wurde eine noch größere Gemeinschaftsleistung.“

 

Mit dem Konzept ‚Betonwüste ade – wir schaffen uns eine grüne Oase‘, gewann das Gymnasium Hartha 2023 den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis von ‚Schulhofträume‘.

 

Im September war es dann so weit: Der lang ersehnte Spatenstich fand statt, begleitet von Feiern, Chor- und Klaviermusik sowie Reden der Schulleiterin und des Schülersprechers Julius May.

Lehrer und Schüler des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha

Danach ging es gleich ans Werk: Gemeinsam wurden Baumstümpfe entfernt, Unkraut gejätet, Hecken geschnitten, Bänke abgeschliffen und frisch gestrichen.

 

Natürlich pflegt sich so ein grüner und nachhaltiger Schulhof nicht von allein. Deshalb erhält der Wahlpflichtbereich ‚Lernen, Tanzen, Kreativ sein‘ eine Stunde pro Woche für die Gestaltung und Pflege des Geländes.

„Wir wollen keine Einzelkämpfer“

Ein Schulhof, der sich sehen lassen kann und auf dem sich die Schülerschaft und das Lehrerkollegium wohlfühlen, ist nicht der einzige positive Effekt des gemeinschaftlichen Schulprojekts. „Die Schüler haben endlich die Möglichkeit bekommen, aktiv etwas zu verändern, mit anzupacken und so eine Verbesserung für die Gemeinschaft zu erreichen“, erläutert Fachleiterin Völs, „wir wollen keine Einzelkämpfer, sondern Menschen, die in der Gemeinschaft an Problemlösungen arbeiten – und natürlich auch exzellentes Fachwissen mitbringen“. 

Gerade bei der Spatenstichveranstaltung sei ihr bewusst geworden, wie viel Spaß es den Schülerinnen und Schülern macht, ein ‚staubtrockenes Beet‘ umzugraben, einen ‚blühenden Hügel‘ anzulegen oder ‚stacheliges Gestrüpp‘ zu schneiden: „Am Ende des Tages waren alle schmutzig und verschwitzt, aber glücklich über ihr blühendes Beet. Die Schüler lernen so, stolz auf ihre eigene Leistung zu sein“.

 

Diese gemeinsamen Aktionen würden alle als Schulgemeinschaft näher zusammenbringen und man lerne, die Schülerinnen und Schüler mit anderen Augen zu sehen: „Die, die sonst eher still auf der Schulbank sitzen, sind plötzlich Experten beim Blumenzwiebelpflanzen und leiten andere an.“

SuS des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha beim Bepflanzen des Schulhofs

Und auch die Elternschaft habe ein ganz neues Verhältnis zum Kollegium entwickelt, mit viel weniger Vorbehalt und Distanz. „Insgesamt ist unsere Schule enger zusammengerückt“, zieht Sandra Völs ein Zwischenresümee.

 

Die Schulleiterin Frau Geißler hofft, durch das Projekt neue Lehrkräfte für ihre Schule im ländlichen Raum begeistern zu können: „Bei diesem Projekt habe ich das Herzblut des kleinen Kollegiums und der beteiligten Schüler und Eltern gespürt. Das Miteinander, die kurzen Wege zu den Verantwortlichen, denen die Schule als Ort des geistig-kulturellen Lebens und Motor der Region wichtig ist, zeichnet uns als Schule im ländlichen Raum aus“.

 

Bis zum Frühjahr soll das Projekt ‚Betonwüste ade – wir schaffen uns eine grüne Oase‘ umgesetzt sein. Wir bleiben dran!

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