Mit seiner Leidenschaft und seinem langjährigen Engagement für die Informatikbildung in Sachsen ist Thomas Knapp von der Marie-Curie-Oberschule in Dohna ein Vorbild für viele Lehrende und Lehramtsstudierende. In sieben Minuten erfährst du in diesem Longread Spannendes über den Werdegang des Informatiklehrers und Wissenswertes von den Anfängen bis zu den Zukunftsperspektiven der informatischen Bildung in Sachsen.

Überraschung! Die Auszeichnung mit dem Ursula Hill-Samelson Lehrerpreis

Thomas Knapp ist Preisträger des  Ursula Hill-Samelson Lehrerpreises 2024. Der MNU, der Deutsche Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts e. V., verleiht jährlich die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung, die von der Saarbrücker Informatik gestiftet wird. Er würdigt damit die Verdienste des Lehrers in Sachsen um den Informatik- und MINT-Unterricht im Freistaat.

 

Die Auszeichnung überraschte Knapp: „Damit habe ich im Leben nicht gerechnet. Der Preis bedeutet mir eine Menge. Er zeigt, dass mein Einsatz für die Informatik gesehen wird und etwas gebracht hat“, sagt der 63-Jährige über sein langjähriges Engagement für einen zeitgemäßen Informatikunterricht.

 

Thomas Knapp startete nach seinem Physik- und Mathematik-Studium als Diplom-Oberschullehrer 1987 an der 63. Oberschule Dresden in den Schuldienst. 1991 begann er “quasi im nullten Jahrgang” das neue, berufsbegleitende Studium der Informatik an der damaligen Pädagogischen Hochschule Dresden. An seiner Schule startete er dann 1992 in den Informatikunterricht.

 

Informatiklehrer Thomas Knapp zeigt einem Schüler den Aufbau einer Maschine.

Informatiklehrer Thomas Knapp erklärt einem Achtklässler den Aufbau eines 3D-Druckers.  Später werden die Schüler selbst Modelle planen, konstruieren und daran ausdrucken. Foto: David Schuster 

Praxisnaher Unterricht - von Anfang an wichtig

Ein praxisnaher Informatikunterricht war Anfang der 90er-Jahre keineswegs selbstverständlich. Doch Thomas Knapp setzte schon immer darauf und etablierte ihn einfach im Schulalltag. „Wir waren froh, dass der Informatikunterricht überhaupt in den Fächerkanon in Sachsen aufgenommen wurde. Da haben wir Professor Steffen Friedrich von der TU Dresden viel zu verdanken.“ 1992 wurde Informatik als Pflichtfach in Sachsen eingeführt, 2004 schließlich mit den neuen Lehrplänen auf alle Schularten für die Klassenstufen 7 bis 10 ausgeweitet. Bis heute ist der Freistaat eines von nur sieben Bundesländern, in denen alle Schülerinnen und Schüler verbindlichen Informatikunterricht haben.

 

In den Anfängen sei es vor allem um die praktische Anwendung von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbanken gegangen. „Später haben wir mit unseren Schülern aber auch Websites veröffentlicht oder Flyer und Arbeitsbücher mit MS Publisher gestaltet. Wir haben dabei immer auch die objektorientierte Sichtweise auf die Nutzung dieser Anwendungen gehabt.“ Beispiel: Ein Text soll gestaltet werden. Ein Buchstabe ist solch ein Objekt, dem bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden – etwa Schriftart, -größe und -schnitt. Oder Absätze und Überschriften, die links, rechts oder mittig positioniert werden, damit ein Text seine vorgesehene Form annimmt.

 

Im Hintergrund ist ein IPad mit der Übungsaufgabe "Du sollst eine Skytale basteln und deinem Lehrer eine geheime Botschaft senden" zu sehen. Im Vordergrund sind zwei Hände eines Kindes zu sehen, das mit zwei Wäscheklammern und einer auf einen Stift gewickelten und beschrifteten Luftschlange eine solche Skytale-Verschlüsselung gebaut hat.

Eine typische Aufgabe im wahlobligatorischen Informatikkurs in der 7. Klassenstufe an der M.I.T.-Oberschule Marie Curie: Eine Skytale basteln und dem Lehrer eine geheime Botschaft per Verschlüsselung zukommen lassen. Foto: Thomas Knapp

Digital vorneweg: die M.I.T.-Oberschule Marie Curie in Dohna

2016 wechselte Thomas Knapp nach weiteren Stationen an verschiedenen Schulen an die Oberschule Marie Curie in Dohna. Dort arbeitet er bis heute, inzwischen auch als Lehrer mit besonderen schulischen Aufgaben im Bereich M.I.T.

 

M.I.T.-Schulen sind Schulen in Sachsen, die sich  auf Medien-Bildung, informatische Bildung und digitale Technologien (M.I.T.) fokussieren. Das 2019 ins Leben gerufene M.I.T-Netzwerk ermöglicht den teilnehmenden Schulen, intensiver in diesen Bereichen zu arbeiten. Die Marie-Curie-Oberschule ist von Anfang an im M.I.T.-Netzwerk Dresden dabei und eine iPad-Schule. „Sie ist ein Leuchtturm der Digitalisierung und hat ein großes Alleinstellungsmerkmal in der Gegend.“ Im August 2024 erhielt die Marie-Curie-Oberschule Dohna, gemeinsam mit den anderen Schulen des M.I.T.-Netzwerkes, die Auszeichnung als Digitale Schule Sachsens.

 

Auch die Eltern engagieren sich und tragen das Modell, nicht zuletzt finanziell, mit. „Wir haben seit 2024 erstmals in allen Klassen iPads, die die Eltern für ihre Kinder bezahlt haben und können dadurch digitale Technologien in allen Klassenstufen nutzen.“ Das Modell funktioniert: „Wir haben im Schnitt weniger als einen Schüler je Klasse mit einem Leih-iPad der Schule.“

 

 

Es sind zwei Kinderhände zu sehen, die eine auf einen Stift gerollte Luftschlange mit einer Botschaft für eine Skytale beschriften. Eine Skytale ist eine seit der antike bekannte mechanische Verschlüsselungstechnik, die auf diesem Bild eine Übungsaufgabe im Informatikunterricht illustriert.

Eine Skytale ist eine schon aus der Antike bekannte Verschlüsselungstechnik: Eine Botschaft wird auf ein Band notiert, das auf einen Stab gewickelt wird. Der Empfänger braucht zum Entschlüsseln das Gegenstück des Stabes mit genau demselben Durchmesser. Foto: Thomas Knapp

„Ohne unseren Schulassistenten wäre ich gnadenlos aufgeschmissen“

Die aktuellste Technik nützt aber nichts, wenn es niemanden gibt, der sie wartet. Mithilfe eines Budgets aus dem Digitalpakt der Bundesregierung und dem Engagement der damaligen Schulleiterin Antje Ambos konnten genügend Mitarbeitende eingestellt werden, die im Alltag unterstützen. Ein Informatiklehrer hält den Betrieb nicht allein am Laufen, weiß Knapp: „Ohne unseren Schulassistenten David Schuster wäre ich gnadenlos aufgeschmissen. Er ist ausgebildeter Informatiker und Medienpädagoge. Eigentlich bräuchte es flächendeckend ‚digitale Hausmeister‘ an den Schulen.“

 

Wo nichts ist, wird Neues selbst gemacht

Knapp gestaltete zudem die Informatik-Lehrpläne in Sachsen von 2002 bis 2004 mit – vorher gab es keine für das damals neu eingeführte Fach – aus dem bisherigen Fach „Angewandte Informatik“ aus dem Profilbereich wurde das Fach „Informatik“. „Wir haben die Chance genutzt, das, was uns zur Verfügung stand, in einen Lehrplan zu gießen und mit informatischen Inhalten anzureichern.“ Sprich: Den Rahmen für den Schulunterricht möglichst aktuell und weit zu gestalten, so dass der Unterricht immer auf dem Stand der Zeit sein kann. „Einen Lehrplan kann ich weit auslegen, er ist immer dynamisch“, erklärt Thomas Knapp. „Es sollte aber, wie an unserer M.I.T.-Schule, immer ein passendes schulisches Konzept dahinter stehen, das man in die Praxis umsetzen kann.“

 

Auch Lehrbuch-Autor und Mitentwickler von Lehrmaterialien für Informatik wurde Thomas Knapp Anfang der 90er-Jahre beiläufig: „Wir waren das erste Bundesland, das Informatikunterricht als Pflichtfach eingeführt hat. Wir hatten die Chance, den Unterricht zu etablieren, aber es gab noch keine entsprechenden Materialien.“ Er ist Mitautor des in mehreren Bänden erschienenen Lehrbuches „Informatik und Alltag“. Auch am aktuellen Werk „Grundlagen der Informatik“ schrieb er mit. 2019 verließ Knapp mit seinem letzten Buch und mit seiner Mitautorin Katrin Büttner das schulisch-informatische Feld. Die beiden verfassten das Sachbuch für Kinder und Jugendliche „Nachrichten verschlüsseln für Dummies Junior“.

 

Informatiklehrer Thomas Knapp erklärt einem Schüler einen 3D-Drucker

Thomas Knapp engagiert sich innerhalb und außerhalb der Schule für die informatische Bildung. Den Unterricht ganz aufzugeben, käme für ihn dennoch niemals in Frage. Foto: David Schuster

Außerschulisches Engagement macht den Unterschied

Das Engagement für die informatische Bildung innerhalb der Schulen, an denen er unterrichtete, ist ein Schwerpunkt von Thomas Knapp; das außerschulische Engagement der andere, nicht weniger wichtige. Knapp ließ sich immer wieder teilabordnen – als Referent am Lehrer-Trainings- und Beratungszentrum für neue Medien und Telekommunikation (LTBZ), als Lehrbeauftragter für die Didaktik der Informatik am Staatlichen Seminar für das Lehramt an Mittelschulen Dresden, als Ausbilder für Lehrer in Fachdidaktik der Informatik im Regionalschulamt Dresden. Er qualifizierte sich zum Promotor für das Lernen mit mobilen Endgeräten. Wer, wenn nicht Thomas Knapp, wäre ein besserer Promotor für lebenslanges Lernen und die Weiterentwicklung im Beruf? Insbesondere dieses weit über den eigenen Schulhof hinausragende Engagement würdigte die Jury des Ursula Hill-Samelson-Preises.


Thomas Knapp wäre nicht er selbst, wäre er nicht auch Mitglied der Fachgruppe „Informatische Bildung in Sachsen und Thüringen“ (IBiSaTh), die genau eben diese fördert. Außerdem unterstützt er am Medienpädagogischen Zentrum (MPZ) in Meißen andere Schulen bei der iPad-Administration. „Für mich ist das eine Win-win-Situation. Ich gebe meine Erfahrungen weiter und kann von Entwicklungen in der Praxis andernorts für meine Schule profitieren.“


Engagement? Immer gerne. Aus dem Unterricht ganz herausgehen? Niemals!

Denn bei allem Engagement und übergreifenden Aufgaben wolle er an seiner Schule „nie ganz aus dem Unterricht herausgehen. Man kann so gemeinschaftlich arbeiten, die Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen mitziehen und mitnehmen. Eine M.I.T.-Schule funktioniert nur, wenn sie von allen gelebt und Informatik nicht als Nischenfach gesehen wird. Das verlangt viel Koordination und Absprache.“

 

Gefragt für die Zukunft: praxisnähere Studiengänge

Der Berufsausstieg mag am Horizont langsam sichtbar werden, „auch wenn ich noch nicht so richtig dran glauben kann.“ Doch noch ist Thomas Knapp als Motor der Informatikbildung aktiv und wie eh und je ein wichtiger Impulsgeber. Was wünscht er sich für die Zukunft? Für die Studierenden, die angesichts des Lehrerinnen- und Lehrermangels als Informatiklehrer an die Schulen in Sachsen gehen werden? Thomas Knapp bleibt seinem Lebensthema treu: „Ich wünsche mir praxisnähere Studiengänge, die auf die Bedürfnisse der Schulen zugeschnitten sind.“

 

Großes Potenzial für die Digitalisierung – und als Lehrkraft in MINT-Fächern

Studierende sowie angehende Lehrkräfte in MINT-Fächern – in Mathematik, Naturwissenschaft, Informatik und Technik (MINT) – sollten ein starkes Interesse an ihren Fächern mitbringen und sich auf die Herausforderungen des Lehrerberufes gut vorbereiten, rät Knapp. „Ich sehe trotz aller Schwierigkeiten ein großes Potenzial in der Digitalisierung. Deshalb wünsche ich mir genug Personal an den Schulen, um diesen Prozess adäquat zu begleiten.“ Thomas Knapp ist selbst das beste Beispiel dafür, dass der Lehrerberuf keineswegs auf eingetreten Pfaden verlaufen muss, sondern immer wieder neue Abzweige und Wendungen nehmen kann.

 

MINT-Interessiert? Mehr Infos:

Seit 10 Jahren sammeln Lehramtsstudierende mit dem StartTraining während ihres Studiums in Sachsen berufspraktische Erfahrungen. Erfahre, welche Vorteile das StartTraining auch für dich haben kann, wie du dich bewerben kannst und was Teilnehmende berichten.

Was ist das StartTraining?

Das StartTraining ist ein Projekt des Zentrums für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig. Das Ziel: angehenden Lehrerinnen und Lehrern längerfristig praktische Einblicke in den Lehrberuf ermöglichen. Dies kommt an, wie die vielen positiven Reaktionen der Projektteilnehmenden in der Projektevaluation zeigen: „Die zweieinhalb Jahre an der Grundschule waren eine unglaublich lehrreiche Zeit. Ich konnte dank der vielen Praxiserfahrungen voller Zuversicht und ohne Praxisschock in mein Referendariat starten“, erzählt ein Teilnehmer begeistert.

 

Im Rahmen des Projekts unterstützt du als Lehramtsstudierender oder Lehramtsstudierende Schülerinnen und Schüler sächsischer Schulen in den Klassen 1 und 5. Du bist vor Ort an einer Schule tätig und sammelst deine praktischen Erfahrungen direkt im Unterrichtsgeschehen, häufig sogar über einen viel längeren Zeitraum als den eines klassischen Praktikums. Ein zentraler Vorteil, den viele Teilnehmende hervorheben: „Eine Klasse zu begleiten, über einen längeren Zeitraum kennenzulernen, ist eine besondere und tolle Erfahrung. Das gemeinsame Arbeiten verbindet und ermöglicht eine Lehrer-Schüler-Beziehung, die über die eines vierwöchigen Praktikums hinausgeht.“

 

Beim StartTraining bist du übrigens nicht an deine studierte Schulart gebunden, sondern kannst das Projekt an deiner bevorzugten Schulform absolvieren – deine Chance, über den Tellerrand hinauszuschauen. Falls du noch unsicher bist, welche Schulart am besten zu dir passt, haben wir für dich eine Übersicht über alle Schularten in Sachsen zusammengestellt.

Mittlerweile profitieren mehr als 200 sächsische Schulen jährlich vom StartTraining. Die Wertschätzung der Projektschulen gegenüber den Lehramtsstudierenden ist enorm: „Ohne die Studierenden im StartTraining hätten wir die letzten Schuljahre nicht überstanden. Die Studierenden leisten Großartiges“, betont die Schulleiterin einer Projektschule in der Projektevaluation.

 

Wie viele Stunden arbeite ich? Und was verdiene ich?

Es ist empfehlenswert, sieben bis neun Unterrichtsstunden an deiner Projektschule zu arbeiten. Wie das genaue Stundenvolumen aussieht, besprichst du vor Ort an deiner Einsatzschule. Mit einer 45-minütigen Unterrichtsstunde verdienst du 15 Euro – daraus ergibt sich ein Stundenlohn von 20 Euro (Stand: Juli 2022). Genauere Informationen zur Vergütung erhältst du auf der Website des StartTraining.

 

 

Vorteile des Projekts

Die Teilnehmenden haben im Rahmen der Projektevaluation verschiedene Vorteile genannt, die das Projekt für sie hatte: 

  • Besseres Verständnis der Theorie durch Praxisabgleich
  • Einblick in die Schulorganisation (Schulalltag, Elternarbeit, außerunterrichtliche Angebote)
  • Länge des Praxiszeitraums
  • Aufbau einer engen Bindung zu Schülerinnen und Schülerinnen
  • Eigenständiges Arbeiten
  • Fehlertoleranz, da keine Prüfungsleistungen

Was dir das Projekt sonst noch an Mehrwert bietet, erfährst du in unserem Infoflyer zum StartTraining.

 

Wie bewerbe ich mich?

Du kannst dich einfach über das Bewerbungsformular der Universität Leipzig für das StartTraining bewerben. Der Bewerbungszeitraum ist üblicherweise im März/April. Deine Bewerbung ist daher erst wieder für den Zeitraum 2025/2026 möglich.

 

Nachdem deine Bewerbung eingegangen ist, erhältst du eine Liste mit Projektschulen, aus denen du mindestens drei und maximal fünf auswählst. Für die Zuordnung deiner Projektschule ist das Projektbüro zuständig. Die Mitarbeitenden bemühen sich, möglichst alle Wünsche zu berücksichtigen.

 

10 Jahre StartTraining - und es geht in die Verlängerung!

Im August 2024 feierte das StartTraining sein 10-jähriges Bestehen. Auf der  Festveranstaltung  gab es gleich dreifachen Anlass dazu: Neben dem Jubiläum wurde auch die Projektverlängerung bekannt gegeben. Zudem wurden die StartTraining-Preise verliehen. Für diese konnten Teilnehmende ihre Projekte zur Förderung von Schulkindern einreichen. Ziel des Preises ist es, Praxiserfahrungen zu würdigen und zur Verbesserung von Lehr- und Lernleistungen beizutragen. In diesem Jahr konnten sich Marie Fauck, Leila Amft, Sarah Vogelsang und Laura Zöllig über Hauptpreise für ihre herausragenden Leistungen im Bereich Deutsch, Inklusion und Lernstilanalyse freuen.


Interesse am StartTraining?

Das Projekt nutzt vielfältige Kanäle – sowohl online als auch offline. Neben Aushängen in der Universität Leipzig, der Ersti-Infowoche oder bei allgemeinen Informationsveranstaltungen findest du Infos zum StartTraining natürlich auch auf Instagram und der Website des Projekts.

Unser Tipp: Frag deine Kommilitonen und Kommilitoninnen! Viele Lehramtsstudierende haben das StartTraining bereits vor dir erfolgreich absolviert. Sie sind mit ihren Erfahrungen deine perfekte Anlaufstelle und geben dir gerne Tipps.

Mehr zu fachnaher Arbeit schon im Studium:

Das Schiller-Gymnasium in Bautzen bietet optimale Bedingungen für den Start in den Schuldienst. Ob Praktikum, Vorbereitungsdienst oder Einstieg als ausgebildete Lehrkraft: Entdecke, was die Schule so besonders macht und welche Möglichkeiten sie dir eröffnet!

Eine Schule der Alleinstellungsmerkmale

Im Herzen Bautzens, nur wenige Minuten von Bahnhof und historischer Altstadt entfernt, liegt das Schiller-Gymnasium. Schon beim ersten Blick auf das imposante, 120 Jahre alte Haus A wird klar: Diese Schule muss einzigartig sein.

 

750 Schülerinnen und Schüler wuseln täglich durch die breiten Gänge des aus zwei Schulgebäuden bestehenden Gymnasiums. Erst einmal kein ungewohnter Anblick. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich: Das Schiller-Gymnasium ist eine Schule der besonderen Möglichkeiten.

Das Bild zeigt eine Orgel aus rötlichem Holz mit silbernen Orgelpfeifen.

Die historische Orgel in der Aula ist ein ungewöhnliches Instrument für eine Schule. Sie wird deshalb bei den zahlreichen Konzerten gern gespielt. Foto: Katharina Knappe/Wiebke Kasper

Dies spiegelt sich besonders im üppigen Ganztagsangebot wider. Allein der Schulzoo mit Schildkröten, Fischen, Vögeln, Mäusen und Axolotl bietet den Schülerinnen und Schülern beeindruckende Tierpflege-Optionen. Die beiden Chöre der Mittel- und Oberstufe sorgen bei Konzerten in der historischen Aula, die sogar über eine eigene Orgel verfügt, aber auch beim „Magischen Treppensingen“ zur Weihnachtszeit in der Eingangshalle von Haus A für Gänsehautmomente. 

 

In der Kreativküche wird nach Unterrichtsschluss der Kochlöffel geschwungen, um unter Anleitung eines gelernten Kochs Gaumenfreuden auf den Teller zu zaubern. Und wer sportlich ambitioniert ist, kann sich beim Fechten, Floorball oder an der schuleigenen Kletterwand in der Turnhalle austoben. Letztere ist sogar fester Bestandteil im Sportunterricht – Klettersport hat am Schiller-Gymnasium eine lange Tradition.

Eine Turnhalle mit Kletterwand. Von der Decke hängen Kletterseile und an der Wand lehnen dicke Sprungmatten.

Turnhalle mit attraktiver Sonderausstattung: An der Kletterwand geht’s für alle im Unterrricht oder in der Ganztagsbetreuung hoch hinaus. Foto: Katharina Knappe/Wiebke Kasper

Vielfältige Lernmöglichkeiten

Das Sprachprofil der Schule reicht von Englisch als erster Fremdsprache bis hin zu Latein, Russisch oder Französisch als zweiter Fremdsprache. Für den Physikunterricht gibt es sogar eine eigene Experimentierwerkstatt. Der Biologieunterricht kann jederzeit spontan vom Biologielabor nach draußen ins Freie verlegt werden: Der eigene Schulgarten bietet dafür genügend lebendiges Anschauungsmaterial.

 

Das Lehr- und Lernkonzept des Schiller-Gymnasiums geht auf: Seit Jahren erreichen die Schülerinnen und Schüler hervorragende Abiturergebnisse, die über dem Durchschnitt liegen und der Schule sachsenweit zu einem herausragenden Ruf verholfen haben.

Das Foto zeigt einen üppigen Schulgarten im Sonnenschein, in dem Blumen in bunten Farben blühen.

Lebendiges Outdoor-Klassenzimmer: Im Schulgarten findet bei gutem Wetter der Unterricht im Freien statt. Tiere und Pflanzen können somit vor Ort erforscht werden. Foto: Katharina Knappe/Wiebke Kasper

Verantwortung durch tatkräftigen Einsatz

Soziales Engagement schreibt sich das Schiller-Gymnasium ebenfalls auf die Fahnen. Spendenläufe für gemeinnützige Aktivitäten stehen ebenso auf dem Stundenplan wie der Einsatz für Initiativen wie GenialSozial der Sächsischen Jugendstiftung. Dabei erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Tag lang Einblicke ins Berufsleben. Ihren Lohn spenden sie anschließend für soziale Projekte.


Volljährige Schülerinnen und Schüler können sich außerdem im Rahmen einer jährlichen Typisierung für Knochenmarksspender in die Stammzellspenderkartei eintragen lassen. Diese Aktion findet stets großen Anklang. Zwei Schüler wurden dadurch sogar bereits zu Spendern und konnten mit ihrem Einsatz Leben retten.

Schillers Gemeinschaft

Doch was ist die geheime Zutat, die das Leben, Lehren und Lernen am Schiller-Gymnasium so besonders und damit so attraktiv für angehende Lehrkräfte macht?

 

Immer wieder ist der Begriff „Schillers Gemeinschaft“ zu vernehmen. Die Orientierungsstufenkoordinatorin Ines Hermann erklärt, was es damit auf sich hat: „Wir sind ein Zusammenschluss von Schülern, Eltern und Lehrkräften. Nur wenn alle drei Partner zusammenarbeiten und in engem Austausch stehen, kann Schule, so wie wir sie anstreben, gelingen. Das ist für uns ‚Schillers Gemeinschaft‘.“

 

Dass Schule auf diese Weise gelingt, beweisen nicht zuletzt die überdurchschnittlichen Abiturergebnisse und das soziale Engagement der Schülerinnen und Schüler.

Vom Leitsatz zum Lehramt mit Perspektive

Der Leitsatz „Leb’ um zu lernen, lern’ um zu leben” bezieht sich nicht allein auf die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums. Er gilt für Schillers Gemeinschaft insgesamt – und damit auch für Lehrerinnen und Lehrer und sogar für die Eltern.

 

 

Durch die gemischte Altersstruktur lernen Jüngere und Ältere auf allen Ebenen voneinander und inspirieren sich gegenseitig. Das heißt im Hinblick auf den Lehrerinnen- und Lehrer-Nachwuchs, dass das Schiller-Gymnasium sich hervorragend für Praktika, den Vorbereitungsdienst oder den Einstieg ins Berufsleben eignet. Die Schule verfügt über ein großes Erfahrungswissen im Kollegium. Die Lehrkräfte betreuen seit Jahrzehnten angehende Lehrerinnen und Lehrer und wissen, was für diese in der Praxis wichtig ist.

 

 

Da in naher Zukunft einige der erfahrenen Lehrerinnen und Lehrer in den wohlverdienten Ruhestand gehen, wünscht sich das Schiller-Gymnasium noch viele weitere motivierte Nachwuchs-Lehrkräfte, die das Kollegium bereichern, so Ines Hermann: „Wir wollen unser Unterrichtskonzept, mit dem wir seit Jahren so gute Abiturergebnisse erzielen, an junge Kolleginnen und Kollegen weitergeben und die Erfolgsgeschichte des Schiller-Gymnasiums fortführen.“

Entdecke deine Möglichkeiten als Lehrkraft in Sachsen:

Viele Lehrkräfte übernehmen nicht nur Verantwortung für ihre Schülerinnen und Schüler, sondern oft auch für Ihre Schule als Ganzeszum Beispiel, indem sie sich in der Leitung engagieren. Ina Loschelders ist stellvertretende Schulleiterin an der Friedrich-Adolf-Wilhelm-DiesterwegOberschule in ChemnitzSie erzählt, welche Aufgaben diese Tätigkeit mit sich bringt und worauf es im Lehrberuf wirklich ankommt. 

Liebe Frau Loschelders, Sie sind stellvertretende Schulleiterin an der F.-A.-W.-Diesterweg-Oberschule in Chemnitz. Wie sind Sie zu dieser  Position gekommen? 

 

Bevor ich mich für den Lehrerberuf entschieden habe, habe ich ein Magisterstudium in Englisch und BWL in Chemnitz absolviert. Währenddessen konnte ich aber schon etwas Praxiserfahrung sammeln, als Lehrerin an der Volkshochschule und in Studienkreisen. Durch eine andere Lehrkraft in meiner Familie hatte ich die Gelegenheit, an einer Oberschule zu hospitieren. Da habe ich gemerkt, dass dieser Beruf wirklich etwas für mich ist. Also habe ich mich für ein weiteres, ein Lehramtsstudium an der TU Dresden entschieden. Es war mir wichtig, auch ein MINT-Fach zu übernehmen, in dem neue Lehrkräfte besonders gesucht werden. Ich habe mich für Chemie entschieden. Während des Studiums habe ich schon ein Praktikum an der F.-A.-W.-Diesterweg Oberschule gemacht, nach dem Abschluss direkt auch mein Referendariat. 2020 wurde ich verbeamtet.  

Und dann kam Corona… 

 

Genau! Das war natürlich eine besondere Herausforderung. Außerdem wurde ich in dieser Zeit Mutter. Seit 2022 bin ich wieder vollständig zurück im Beruf. Weil an unserer Schule dringend eine stellvertretende Schulleitung gesucht wurde, habe ich die Position übergangsweise übernommen, bis wir hierfür eine reguläre Kollegin oder einen Kollegen finden. Danach werde ich mich wieder voll auf den Unterricht konzentrieren. Ich denke, ich mache meine Sache ganz gut, auch, weil die Unterstützung aus dem Kollegium sehr groß ist. Langfristig ist das aber eine Aufgabe für eine erfahrenere Lehrkraft. 

Was ist Ihre Hauptaufgabe bei Ihrer Arbeit als stellvertretende Schulleiterin? 

 

Ein wichtige Aufgabe ist die Verwaltung der Stundenpläne. In der Regel beginnt mein Arbeitstag damit, zu klären, wie wir als Schule aktuelle Ausfälle auffangen, etwa wenn ein Kollege oder eine Kollegin sich kurzfristig krank melden müssen. Dann stellen sich Fragen wie: Können wir eine Vertretung organisieren oder müssen wir den Unterricht ausfallen lassen? Wer kann am besten einspringen? Außerdem baue ich langfristige Änderungen in unsere Stundenpläne ein, zum Beispiel, wenn wir neue Referendarinnen und Referendare begrüßen oder ältere Kolleginnen und Kollegen in Rente gehen. 

Welche Aufgaben übernehmen Sie außerdem noch? 

 

Ich übernehme vieles rund um die Planung größerer Projekte an unserer Schule: Themenwochen, Spendenläufe oder Veranstaltungen rund um die Berufsorientierung unserer älteren Schüler. Ansonsten besteht mein Job oft ganz einfach darin, ein offenes Ohr zu haben und da zu sein, wenn jemand aus dem Kollegium oder eine Schülerin oder ein Schüler mit einer Herausforderung in der Tür steht. 

Wodurch zeichnet sich die F.-A.-W.-Diesterweg Oberschule besonders aus?  

 

Ganz sicher durch unser engagiertes Kollegium und die engagierte Schülerschaft. Wir nehmen gerne vieles selbst in die Hand. Als etwa unser Essensanbieter unseren Schulkiosk länger nicht mehr in gewohnter Weise bedienen konnte, haben unsere Schülerinnen und Schüler schnell angefangen, über eigene Lösungen nachzudenken. Aktuell experimentieren sie mit einem Projekt, bei dem sie selbst in begrenztem Umfang Sandwiches und Co. vorbereiten und anbieten. An dieser Idee tüfteln sie aktuell noch herum, probieren aus, was funktioniert und was nicht. Wir sind stolz, wie ernsthaft sie bei der Sache sind und sind gespannt, was sie am Ende auf die Beine stellen.  

 

Daneben können wir uns über ein sehr schönes Schulgebäude im Bauhaus-Stil freuen. Es bietet uns geräumige Klassenräume und eine große Aula, die wir gerne nutzen, etwa für Konzerte. Außerdem halten wir einen kleinen Lokal-Rekord: Wir sind in Chemnitz die Oberschule mit den meisten iPads. Das ist für unsere Schülerinnen und Schüler natürlich auch etwas Besonderes.  

Wenn Sie an ihren Alltag denken: Was begeistert Sie am meisten am Lehrberuf? Was motiviert Sie? 

 

Die Fortschritte der Kinder und Jugendlichen über die Jahre hinweg. Es ist unglaublich spannend, dabei zusehen zu dürfen, wie ein Mensch sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Natürlich bin ich auch stolz, wenn ich selbst einen kleinen Teil dazu beitragen kann. Aber das Schönste ist, zu beobachten, was die Schülerinnen und Schüler alleine schaffen. Als Lehrkräfte geben wir ganz oft nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Meistens ist das Beste, was wir tun können, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie sie sich selbst etwas aneignen. 

Haben Sie einen Tipp für Lehramtsstudierende oder angehende Lehrkräfte? 

 

Sammelt Praxiserfahrung, wo immer ihr könnt! Nutzt die Praktika, die ihr während des Studiums machen könnt und hospitiert, was das Zeug hält! Das Meiste über den Lehrberuf lernt man, indem man mitten im Geschehen ist und aufsaugt, was um einen herum passiert. Außerdem ist es gut, zu wissen, auf welche Fächer es im Studium ankommt. Als Lehrkraft ist es oft gar nicht so wichtig, in seinen jeweiligen Fachdisziplinen überragend zu sein – auch wenn das natürlich hilft. Viel wichtiger sind Themen wie Entwicklungspsychologie. Begreife ich überhaupt, wo meine Schülerinnen und Schüler sich mental gerade befinden? Wie kann ich sie aktivieren? 

Wie zeigt sich das im Schulalltag? 

 

Praktisch gesagt: Ich lese als Englischlehrerin mit meinen Schülern nur sehr selten Shakespeare und werde mit ihnen als Chemielehrerin Themen wie die höhere organische Chemie vermutlich bestenfalls ankratzen. Aber das ist nicht schlimm. Es ist gar nicht die Aufgabe der Schule, mit den Kindern und Jugendlichen bis in die Tiefen jedes Fachs vorzudringen. Das Wichtigste ist, dass wir ihnen eine gewisse Begeisterung für ein Thema vermitteln und ihnen das Handwerkszeug mitgeben, es sich selbst anzueignen. Genauso machen wir aus ihnen gebildete, selbstbestimmte Erwachsene. Das ist, was Schule kann. 

 

Frau Loschelders, wir danken für das Gespräch!  

Hier findet ihr weitere Blogbeiträge zum Thema Oberschule:

Der Weg zum Kunst-Lehramt, einem an den Schulen stark nachgefragten Fach, ist vielfältig. Ob grundständiges Studium nach dem Abitur oder Seiteneinstieg nach einem Hochschulstudium und entsprechender Berufspraxis – je nach Ausgangsqualifikation führen unterschiedliche Wege zum Ziel.

Auch ausgebildete Gymnasiallehrer sind in Sachsens Oberschulen willkommen, wie Kunstlehrerin Jana Bens-Wiewiórski weiß. Sie machte einst selbst diesen Schwenk und empfiehlt den Perspektivwechsel in diesem 2. Teil des Artikels ausdrücklich. In Teil 1 berichteten Bens-Wiewiórski und ihr Kollege Christian Reich aus ihrem Kunstlehrer-Alltag an Oberschulen in Freiberg und Dresden.

"Warum nicht an die Oberschule?"

Kunst- und Geographie-Lehrer Christian Reich studierte ebenso wie seine Kollegin Jana Bens-Wiewiórski seine Fächer auf Lehramt grundständig. Jana Bens-Wiewiórski, die seit 2011 als Lehrerin in Oberschulen tätig ist, kennt noch jene Zeiten, in denen es kaum Kunstlehrer-Stellen gab und Flexibilität gefragt war, um überhaupt einen Job zu finden.

 

Die studierte Gymnasiallehrerin für Kunst und Deutsch war nach dem Staatsexamen 14 Jahre an einer privaten Berufsfachschule sowie an einer Fachoberschule für Gestaltung und Sozialwesen tätig, machte zudem eine Kunsttherapie-Ausbildung und arbeitete ebenfalls projektweise mit Behinderten. „Als es 2011 wieder Stellen im öffentlichen Dienst, aber ‚nur‘ für Oberschulen gab, habe ich mir gesagt: Wenn schon nicht Gymnasium, warum nicht Oberschule?“ Inzwischen ist sie ebenfalls Fachberaterin für Kunst an Oberschulen und einen Tag in der Woche in anderen Schulen unterwegs, um Hospitationen zu begleiten, Lehrer zu beraten und ergänzend zu Kunsttherapie zu informieren.

 

Jana Bens-Wiewiórski ermutigt Kolleginnen und Kollegen im Vorbereitungsdienst oder Gymnasiallehrkräfte ausdrücklich, Kunstlehrer an einer Oberschule zu werden: „Wir haben mittlerweile zum Teil gut ausgestattete Schulen, wir Kunstlehrer sind sehr gut vernetzt und nicht zuletzt: Wir brauchen überall gut ausgebildete Oberschülerinnen und -schüler.“ Sie empfiehlt, Praktika während des Studiums an Oberschulen zu machen und den praktisch-berufsorientierten Aspekt des Kunstunterrichts in dieser Schulform kennen- und schätzen zu lernen.

Von der Seite aus einsteigen

Praktiker aus künstlerischen Berufen sind über den Seiteneinstieg nicht weniger willkommen: „Das können Künstler, Designer oder beispielsweise Landschaftsarchitekten sein“, sagt Jana Bens-Wiewiórski. Die Wege in den Lehrberuf sind vielfältig; die Voraussetzungen für Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger sind auf der Lehrer-In-Sachsen-Seite auf dem jeweils aktuellen Stand nachlesbar.

Christian Reich war während seines Vorbereitungsdienstes mit einem Seiteneinsteiger im Ausbildungsseminar. Er schätzt dessen sehr breites künstlerisches Verständnis: „Der Kollege hatte zwar Anfangsschwierigkeiten in Didaktik, aber durch seinen künstlerischen Blick und aus seinem Beruf als Fotograf heraus hatte er die Fähigkeit, sehr tiefgründige Aufgaben zu stellen. Daraus resultierten dann aber auch sehr tolle und beeindruckende Ergebnisse. Insgesamt tut diese andere Perspektive von Seiteneinsteigern gut, und sie bringen ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit in den Beruf mit.“

Viel Schülermanagement - und immer nah am Zeitgeschehen

Motiviert der Lehrer, macht der künstlerische Prozess Spaß und beeindrucken die Ergebnisse, mögen die Schülerinnen und Schüler – mindestens im Nachhinein – selbst die fordernden Aufgaben. „Idealerweise lassen sich Impulse aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht integrieren“, sagt Christian Reich. So wie in einer von dem Künstler Anshuman Ghosh inspirierten Aufgabe. Die Schülerinnen und Schüler sollten spontan Legebilder mit Gegenständen aus ihren Federmappen oder Naturmaterialien plus einen im Bild sichtbaren Smartphone-Monitor kreieren, fotografieren und alles sofort wieder neu arrangieren. „Das Spiel mit der Schnelligkeit und dem Wechsel der Bildwelten macht es reizvoll“, sagt Christian Reich. Noch erfüllender ist es, wenn die Werke schließlich öffentlich gezeigt werden – so wie kürzlich im Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) Chemnitz, das die Arbeiten von Schülerinnen und Schülern mehrerer Schulen ausstellte.

Nach dem Vorbild eines modernen Künstlers wird
Schülerinnen und Schüler arrangieren Blätter und Naturmaterialien, um Bilder im Stil des Künstlers Anshuman Ghosh im Kunstunterricht zu gestalten.

Ganz wichtig: Respekt auf beiden Seiten und Arbeit auf Augenhöhe

Respekt auf beiden Seiten und eine Arbeit auf Augenhöhe, gerade auch mit den jüngeren Kindern, ist Christian Reich wichtig: „Es ist immer ein Geben und Nehmen. Als Lehrer muss ich es grundsätzlich gut finden, mit Kindern zu arbeiten. Und man muss wissen, worauf man sich einlässt. Es ist schon viel Schülermanagement dabei. Aber man ist auch immer am Zeitgenössischen dran. Wenn die Schülerinnen und Schüler mir von ihren Computerspielen erzählen, kann ich sagen, welche ich früher gespielt habe.“



Jana Bens-Wiewiórski setzt wiederum, ganz gleich ob mit Blick auf künftige Kolleginnen und Kollegen oder auf ihre Schülerinnen und Schüler, auf die Anziehungskraft ihrer Leidenschaft für das Allumfassende der Kunst: „Ich brenne für mein Fach, ich finde Kreativität enorm wichtig im Leben!“ Das kann nicht jede Schülerin und jeder Schüler unmittelbar nachempfinden, doch die Oberschulzeit mit ihrem Kunstunterricht umfasst ja immerhin sechs Jahre. Da bleibt genug Zeit, um sich mit der Passion für die Kunst anzustecken: „‘Es gibt doch nicht bloß Kunst, Frau Bens!‘, sagen meine Schüler manchmal. Ich sage: ‚Doch. Denn in der Kunst fließt so vieles zusammen.‘“

Mehr über das Fach Kunst erfahren?

Kunst-Lehrende gesucht: Kunst ist ein Mangelfach an Sachsens Schulen. Wer sich dafür interessiert, kann sich an der Leidenschaft der beiden Oberschullehrenden Jana Bens-Wiewiórski und Christian Reich für ihr Fach ein Beispiel nehmen. In Teil 1 unseres Artikels berichten beide aus ihrem Schulalltag.

„In das Fach Kunst fließt alles ein“, sagt Jana Bens-Wiewiórski. Wer sein Fach so umfassend sieht und so leidenschaftlich vertritt wie die Kunst- und Deutschlehrerin und Fachberaterin für das Kunst-Lehramt am Sächsischen Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) in Chemnitz, der weiß genau, was er tut und warum. Die 52-Jährige beweist das nicht allein durch ihre lange Berufserfahrung als Lehrer In Sachsen, sondern belegt das ebenfalls durch ihr Wissen um die Schnittmengen mit vielen anderen Schulfächern.

Kreative Problemlösung und großer Nutzen fürs Berufsleben

Ob der Goldene Schnitt aus der Mathematik, Chemie in Cyanotypien, einem fotografischen Edeldruckverfahren, Bühnenbilder oder Text-Illustrationen, in denen der Umgang mit der deutschen Sprache eine wichtige Rolle spielt oder Anatomie und Biologie, die in die Abbildung von Natur einfließen – der Fächerkanon einer Schule bilde sich in vielen Aspekten im Kunstunterricht ab, betont Jana Bens-Wiewiórski. Zudem bietet das Studienfach Kunst den Lehrenden die Möglichkeit, zwar nach Lehrplan, aber mit selbst gesetzten Akzenten zu unterrichten. 

 

„Die Schülerinnen und Schüler können etwa projektweise 3-D-Drucker erproben oder an iPads Werbematerialien gestalten. Sie richten so ihren Fokus darauf, KI-basierte Technologien sinnvoll zu nutzen. Das sind Fähigkeiten, die viel mit späteren Berufsfeldern zu tun haben“, entkräftet Jana Bens-Wiewiórski das Vorurteil, dass Kunst eher im luftleeren Raum jenseits von Nutzwertigkeit stattfinde. „Künstler waren schon immer Vorreiter beim Ausprobieren neuer Techniken. Schon Rembrandt oder Albrecht Dürer haben damals neue Druckverfahren wie Kupferstich und Radierungen genutzt.“

 

„Im Kern geht es um kreative Problemlösung“, erzählt sie aus ihrem Schulalltag an der Oberschule Clara Zetkin in Freiberg. Die findet, bei aller digitalen Nutzanwendung, immer auch analog statt. Beispiel: „Ein Schüler oder eine Schülerin hat ein fertiggemaltes Bild und dann tropft aus Versehen Tinte übers Blatt. Es ist keine Lösung, das Blatt einfach zu zerreißen und wegzuwerfen. Ich ermutige die Schülerin oder den Schüler herauszufinden, wie sie mit diesem ‚Fehler‘ so umgehen können, dass es das Bild trotzdem originell und sehenswert macht.“

„Da gibt es doch etwas, in dem sich Kunst mit Sicherheit vereinen lässt“

Klar ist: Kreatives und handwerkliches Geschick sind Voraussetzungen für das Studium Kunst auf Lehramt. Das bestätigt Christian Reich, Kunst- und Geographielehrer an der 32. Oberschule in Dresden-Tolkewitz. „Es gibt die Eignungsprüfungen und Mappen zur Zulassung.“ Als er seine Mappe „relativ zügig“ einreichte, war er längst künstlerisch unterwegs. „Ich hatte schon in den letzten Schuljahren immer das Skizzenheft dabei und gezeichnet.“ Er konnte sich „durchaus etwas mit Design als Beruf vorstellen.“ Doch zunächst drehte er nach dem Abi mit Blick aufs vermeintlich solidere Berufsfeld eine Schleife durch ein Elektrotechnik-Studium. „Aber das passte nicht.“ Einige Überlegungen, Informationen und Gespräche mit seinem Vater – ebenfalls Lehrer – später wurde Christian Reich klar, dass es mit dem Kunst-Lehramt etwas gäbe, „in dem sich Kunst mit Sicherheit vereinen lässt.“


Das Studium aufs Oberschullehramt an der TU Dresden lief reibungslos. Seinen Vorbereitungsdienst machte er „an einer kleinen Dorfschule im Raum Freiberg mit dem schicksten Kunstraum, den ich je hatte.“ Gerade in der Region sei die Situation sehr angespannt. „Im ländlichen Raum sind die Schulen direkt auf mich zugekommen, ob ich nicht bei ihnen anfangen will.“ Einen Wechsel aufs Land hält er nicht für ausgeschlossen, auch wenn er vorerst wegen seines privaten Umfelds in Dresden bleiben will.


Der 27-Jährige hat gerade sein erstes Jahr nach dem Vorbereitungsdienst als grundständiger Lehrer hinter sich. Er unterrichtete in diesem Schuljahr alle fünf 5. Klassen und zwei 6. Klassen in der 32. Oberschule auf dem Schulcampus Tolkewitz, einer der größten Schulen Sachsens. Schon den ganz jungen Schülerinnen und Schülern vermittelt er Kunst gern lebenspraktisch und alltagsnah – beispielsweise „durch Kaffeemalerei mit Geruchskomponente“, Abklatschbilder à la Rohrschachtest oder plastisch mit Tiki-Köpfen, die aus Seifenstücken geschnitzt werden. Ob Fotografie, Malerei, Plastik oder Farbtheorie: „Mein Fokus liegt auf dem praktischen Arbeiten. Ich möchte vermitteln, dass Kunst ein ernsthaftes Fach ist.“

Aliens in der Steinzeithöhle

Ist beispielsweise Steinzeitmalerei das Thema, gehe es nicht allein darum, die Formsprache zu erfassen und eine Höhlenmalerei nachzuempfinden. Auch der Kontext zählt: „Ich lasse die Schülerinnen und Schüler zehn Sätze über ein Ereignis schreiben, das zu diesem Bild geführt haben könnte, eine Jagd oder Funde.“ Anschließend wird die Geschichte erzählt. „Es ist mir ganz wichtig, dass in Kunst auch mündlich gearbeitet wird.“ Dann könne es passieren, „dass auf einmal Aliens in die Steinzeithöhle mit reinkommen.“ Interessant und kein Problem, so lange die Schülerinnen und Schüler begründen können, wie und weshalb das so geschehen sein könnte.

Im Unterricht ist Christian Reich bisweilen überrascht: „Manche Schülerinnen und Schüler sind im Geo-Unterricht ganz anders als im Kunstunterricht – dort sind sie viel freier und kreativer. Es ist eine sehr enge Zusammenarbeit, die einem ganz andere Seiten der Kinder zeigt.“

Das ist bei allem Wollen nicht selbstverständlich, denn Kunst ist eines der Mangelfächer, in denen Lehrende und Studierende in Sachsen besonders gefragt sind. Wer das Fach Kunst selbst als Studienmöglichkeit in Betracht zieht, findet in der Fächertabelle auf der Lehrer-In-Sachsen-Seite eine Übersicht, an welcher Universität und auf welchen Schultyp hin das Fach studiert werden kann.

Du möchtest LEHRERIN SACHSEN werden?

Moderner Werkunterricht geht weit über die Hobby-Ebene hinaus. Die Studienschwerpunkte umfassen verschiedene handwerkliche Tätigkeiten und den Umgang mit Geräten und Maschinen. Das Fach vernetzt analoge mit digitalen Techniken und stellt die praktische Arbeit in der Schule in einen kreativen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Kontext. Werken präsentiert sich damit als zukunftsgewandtes Fach, das auf traditionellen manuellen Fähigkeiten ebenso wie auf neuesten technischen Entwicklungen basiert.

Warum Werken auf Lehramt studieren?

Weil du als Generalist dein theoretisches Wissen immer in der Praxis anwendest und mit deinen Schülerinnen und Schülern unmittelbar die gebauten Objekte, Maschinen oder Modelle siehst. Weil du je nach Projekt deine Zeit in lebhaften Werkräumen oder draußen verbringen wirst. Und weil kein Tag dem anderen gleicht. Denn so wie deine Schülerinnen und Schüler den Unterricht kreativ mitgestalten, so unterschiedlich werden die Ergebnisse ausfallen.

Nicht zuletzt, weil du gute Berufsaussichten als Lehrer in Sachsen hast: Grundschullehrer und Sonderpädagogen sind mit oder ohne Schwerpunkt Werken gefragt. An einer Grundschule wirst du fächerübergreifend jüngere Kinder mit Augenmerk auf Technik im Alltag unterrichten. Als Sonderpädagoge wiederum arbeitest du in einer Förderschule oder in einer Regelschule mit inklusivem Schwerpunkt. Dort kannst du Kinder und Jugendliche in ihren motorischen und kognitiven Fähigkeiten stärken.

Du wirst wahrscheinlich sogar aus mehreren Angeboten wählen können, insbesondere, wenn du dich nach dem Examen für eine Stelle in ländlicheren Regionen bewirbst.

Praktische Erfahrung vor und während des Studiums.

Einen Lötkolben von einem Joystick unterscheiden zu können, ist bestimmt eine gute Voraussetzung für das Werken-Studium – Theoretiker wählen besser ein anderes Studienfach. Ein gutes Verständnis für Physik, Chemie, Biologie und Wirtschaft und ihre praktische Anwendung ist ebenfalls wünschenswert. Sechs Pflichtpraktika erwarten dich ohnehin im Rahmen deines Grundschulstudiums in Sachsen, aber vielleicht überlegst du, vorab länger in dein künftiges Fach und die Aufgabengebiete im Beruf hineinzuschnuppern? Freiwillige Praktika in einer Schule sind möglich. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) Pädagogik an einer Schule hast du vor Studienbeginn ebenfalls die Möglichkeit herauszufinden, ob du deine Erwartungen an den Lehrerberuf und die Schulrealität zueinander passen.

Neben didaktischen Methoden lernst du im Studium viel für deine praktische Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern. Projektmanagement und Arbeitssicherheit sind ebenfalls Teil deines Studiums.

Je nach Klassenstufe sind die Aufgaben, die du mit den Schülerinnen und Schülern bearbeitest und die Projekte, die du mit ihnen umsetzt, unterschiedlich komplex: Mit jüngeren Grundschülerinnen und -schülern wirst du eher aus Papier und Holzspieß einen Luftschrauber oder ein mittelalterliches Spielzeug mit Leinen, Leder und Steinen bauen. Mit älteren Schülerinnen und Schülern kannst du etwa eine Miniatur-Wasserkraftanlage oder ein Fachwerkhaus mitsamt Holzkonstruktion planen und errichten. In jedem Fall bist du dicht dran an der Lebensrealität deiner Schülerinnen und Schüler – wenn du beispielsweise mit ihnen einen Spielplatz erkundest, die Konstruktion der Geräte analysiert und sie mit ihnen im Modell nachbaust.
Schraubendreher sind ein typisches Werkzeug im Werkunterricht

Grundschullehramt oder Sonderpädagogik?

An den sächsischen Universitäten kannst du Werken auf Grundschullehramt oder auf Lehramt Sonderpädagogik studieren. In Kombination mit den sogenannten Studierten Fächern wie Deutsch und Mathematik kannst du in Chemnitz, Dresden und Leipzig im Rahmen der vier zusätzlichen Grundschuldidaktiken einen weiteren Schwerpunkt auf Werken, Kunst, Musik oder Sport legen. Schau dir die Möglichkeiten, Fächer miteinander zu kombinieren, im Detail an; sie variieren von Hochschule zu Hochschule. Die Universität Leipzig bietet außerdem als einzige der sächsischen Unis Werken als eine Grundschuldidaktik im Lehramtsstudiengang Sonderpädagogik an. Du solltest dich außerdem genau über weitere Studienvoraussetzungen wie einen Numerus clausus (NC), Praktika für das Lehramtsstudium oder ein phoniatrisches Gutachten für den Sprechberuf Lehrer informieren – damit du das zu dir passende Studium findest und zügig durchstarten kannst.

Die drei Universitäten in Sachsen und die Studiengänge, in denen du Werken studieren kannst:

Kneifzangen im Werkunterricht

Du weißt nicht, welches Fach du studieren sollst?

Neulich sagte ein Kunstlehrer im Gespräch: „Kunst ist die Mutter aller Fächer!“ Was er damit meint? Dass man für jedes andere Fach Voraussetzungen und Fähigkeiten aus dem Bereich Kunst mitbringen muss, die im späteren Beruf von großer Bedeutung sind. Sei es in der Architektur, im Bauwesen, Grafikdesign, im Handwerk – die Liste lässt sich endlos fortführen.

 

Und doch ist besonders das Fach Kunst stark vom Lehrermangel in Sachsen betroffen. Schon heute muss an sächsischen Schulen Kunstunterricht ausfallen. Ihr wollt dem entgegenwirken? Ihr habt euch immer schon gerne künstlerisch betätigt und interessiert euch für alles rund ums Thema Kunst? Dann werdet Kunstlehrerin oder -lehrer in Sachsen! Wir sagen euch, wie.

Schnell zusammengefasst: die Studieninhalte

Wenn du dich für Kunst, Kunstgeschichte und -theorie begeistern kannst und jungen Menschen die Leidenschaft dafür vermitteln möchtest, dann ist das Studium Kunst auf Lehramt sicher das Richtige für dich. Die Studienschwerpunkte liegen im künstlerisch-praktischen, kunstpädagogischen, didaktischen sowie kunstwissenschaftlichen Bereich. Darüber hinaus beschäftigst du dich mit der künstlerischen Produktion und der Kunstrezeption. Du wirst ideal darauf vorbereitet, deinen zukünftigen Schülerinnen und Schülern die Welt der Kunst altersgemäß nahezubringen.

 

Du setzt dich intensiv mit ausgewählten Epochen und Theorien des künstlerischen Gestaltens und Rezipierens sowie mit künstlerischen Positionen auseinander. Analoge und digitale Kunst sowie ihre gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und philosophischen Kontexte spielen ebenfalls eine elementare Rolle.

 

Natürlich vermittelt das Lehramtsstudium Kunst das nötige (fach-)didaktische und pädagogische Wissen, um dich auf dein Berufsleben als Kunstlehrerin oder -lehrer in Sachsen vorzubereiten. 

 

An der TU Dresden wirst du zusätzlich Einblicke in die Kunst- und Medientheorie sowie in die Kunst- und Medienpraxis erhalten. Zudem gehören interdisziplinäres und künstlerisch-ästhetisches Arbeiten zu den Schwerpunkten des Studiums.

 

Ziel des Kunststudiums auf Lehramt ist es, problem- und handlungsbewusste Lehrerinnen und Lehrer auszubilden, die zielorientiert ihren Schülerinnen und Schülern die komplexe Welt der Kunst, der Künstlerinnen und Künstler sowie der verschiedenen Epochen beibringen.

Wichtige Voraussetzung für das Studium: Kreativität

Eine wichtige Voraussetzung für das Lehramtsstudium Kunst: Kreativität – selbstredend, sowie ein allgemeines und vertieftes Interesse an künstlerischen Themen. Eigene künstlerische Aktivität ist unumgänglich. Teamwork ist außerdem ein Kompetenzbereich, in dem du stark sein solltest – sei es im Studium in der Kooperation mit deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen, später im Beruf mit deinen Schülerinnen und Schülern sowie in der Zusammenarbeit mit dem Kollegium.

 

Achtung: Eine Mappe mit eigenen Studien und Skizzen, gefolgt von einer Eignungsprüfung, wird häufig Voraussetzung für eine Zulassung sein!

 

Informiere dich auf den Seiten der sächsischen Universitäten, welche Zugangsvoraussetzungen genau auf dich zukommen:

Du hast allgemeine Fragen zum Lehramtsstudium?

Ob als Lehrer in der Oberschule Oelsnitz oder als Pflegevater zuhause: Für Immanuel Bittrich sind Kinder das Wichtigste und der Mittelpunkt seines Lebens. Bei ihm finden sie immer ein offenes Ohr. Deshalb liegt dem Fachlehrer für Mathematik und Technik eine zukunftsorientierte Bildungspolitik in Sachsen besonders am Herzen.

 

Vor 61 Jahren wurde Immanuel Bittrich in der damaligen DDR, genauer gesagt in Oelsnitz im Vogtland, geboren. Sein Vater besaß eine private Schlosserei, die Familie war Mitglied in der Kirche, so auch Immanuel. Von 1969 bis 1979 besuchte er die POS Oelsnitz. 1982 beendete er seine Facharbeiterausbildung mit dem Abitur, von dem Kirchenmitglieder in der DDR meist ausgeschlossen waren. Im selben Jahr zog er nach Chemnitz, das damals noch Karl-Marx-Stadt hieß, um Lehramt zu studieren. Nach fünfjährigem Studium schloss er die Universität als Diplomlehrer für Polytechnik ab. Seit fast 40 Jahren unterrichtet er nun an sächsischen Oberschulen.

 

Immanuel sagt, dass er trotz der Schwierigkeiten in der DDR schon immer Lehrer werden wollte. Es sei eine Berufung, die er bis heute spüre: „In der DDR gab es bestimmte politische Bedingungen, deshalb musste mein Weg zum Lehrerberuf über Umwege führen. Es war immer mein großer Wunsch, Lehrer zu sein, und ich habe dafür gekämpft.“

 

Privat und als Lehrer gehört Immanuel zu den sportlichen und aktiven Zeitgenossen: Er fährt das ganze Jahr über Rad und erkundet mit dem Motorrad die sächsische Landschaft sowie die Pässe in Südtirol. Er taucht, fährt Ski und ist begeisterter Musiker am Klavier, Saxofon oder an der Trompete. Und als wäre das nicht genug, entstehen in der eigenen Schlosserwerkstatt auch schon einmal ein Balkon, eine Treppe, oder ein geschwungenes Tor aus Metall.

Dringend gesucht: Lehrernachwuchs an der OS Oelsnitz

Immanuel ist seit 1992 Fachlehrer für Mathematik und Technik an der OS Oelsnitz. Neben seiner Lehrtätigkeit unterrichtet er die Bläserklassen der Schule im Klassenmusizieren. Außerdem leitet er eine Fahrrad-AG, in der er den Schülerinnen und Schülern die Reparatur und Wartung von Fahrrädern beibringt. Darüber hinaus ist er Beratungs- und  Klassenlehrer und wird regelmäßig in den Personalrat der Schule gewählt.

 

Immanuel wollte von Anfang an bewusst in einer Oberschule arbeiten: „Das war eine persönliche Entscheidung, weil ich Praktiker bin und so direkt mit den Kindern arbeiten kann. Als ich vor dem Studium im Betrieb meines Vaters ausgeholfen habe, habe ich schnell gemerkt, dass mir das Praktische und das Erklären liegen. Schon damals hat es mir Spaß gemacht, den jüngeren Nachbarskindern etwas beizubringen.“

 

Die aktuelle Situation an seiner Schule bereitet dem engagierten Lehrer Sorgen: „Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten, den Unterrichtsbedarf zu decken. Ab kommendem Schuljahr gehen die 8. Klassen alle zwei Wochen für einen Tag in einen Betrieb in der Region, um dort ein Praktikum zu absolvieren. Das entlastet die Unterrichtsversorgung und die Schülerinnen und Schüler müssen trotzdem nicht zu Hause bleiben, sondern sammeln praktische Erfahrungen fürs Leben und vielleicht sogar für die spätere Berufswahl.“

 

Doch das Tauziehen um die Abdeckung sämtlicher Stunden reicht trotz aller Bemühungen langfristig nicht aus. Eine Zeit lang setzte Immanuel große Hoffnungen in die Quereinsteiger. Doch deren Zahl würde bei weitem nicht mehr ausreichen, weiß er. Ginge die Entwicklung so weiter, werde es in einigen Jahren nur noch circa 13 von ursprünglich 43 Lehrerinnen und Lehrern an der Oberschule in Oelsnitz geben.

Leidenschaften auch jenseits vom Unterricht weitergeben

Immanuel steht beispielhaft dafür, dass der Lehrerberuf keine Einbahnstraße ist, sondern viele Möglichkeiten bietet, sich selbst einzubringen, Schule zu gestalten und eigene Leidenschaften an die Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.

 

Seit rund 18 Jahren gibt es an der OS Oelsnitz die Musikklassen, in denen Schülerinnen und Schüler mit musischem Profil unterrichtet werden. Alle spielen mindestens ein Blasinstrument und können sich für 20 Euro im Jahr ein Instrument ausleihen. Ihre Stücke lernen sie  zunächst individuell mit Musiklehrern einer Musikschule, bevor sie sich bei Immanuel und zwei weiteren Kollegen zum Klassenmusizieren treffen und die Einzelstücke im Orchester einstudieren. „Musik verbindet ähnlich wie eine Sportmannschaft. Die Kinder müssen individuell und im Team Leistung bringen. Das ist toll“, findet Immanuel.

Doch Immanuel ist nicht nur ein musikbegeisterter Lehrer, sondern auch ein sportbegeisterter. Alle 14 Tage organisiert er einen Bike-Kurs – und das schon seit 20 Jahren. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Fahrräder zu reparieren, mit Werkzeugen umzugehen und alten Drahteseln ein neues Leben zu schenken – Upcycling und Nachhaltigkeit par excellence. „Da gehe ich total auf, das ist für mich keine Anstrengung. Und ich kann den Kindern etwas mitgeben, das sie zu Hause vielleicht nicht vermittelt bekommen.“ Ein lokaler Fahrradladen unterstützt Immanuels Kurs. „Wenn das Wetter mitspielt und die Räder zusammengebaut sind, machen wir eine Tour durch das schöne Vogtland. Das stärkt unser Miteinander.“

Immanuel Bittrich und sein Bike-Kurs
Immanuel (links) mit zwei Schülern seines Bike-Kurses
Weihnachtskonzert in der St. Jakobikirche Oelsnitz
Immanuel (zweite Person von rechts) beim Weihnachtskonzert in der St. Jakobikirche Oelsnitz

Individueller, kreativer, persönlicher: Lehrer auf dem sächsischen Land

Immanuel hat in Chemnitz studiert, aber für ihn war von Anfang an klar, dass er in seine ländliche Heimat nach Oelsnitz / Vogtland zurückkehren würde. Heute wohnt er dort in seinem selbst umgebauten Haus in einer Siedlung direkt am Berg mit Blick auf die Kreisstadt. Die Kleinstadt mit viel Natur und den „gemütlichen Menschen“, wenig Hektik und viel Gemeinschaft, wie er sagt, hat für ihn bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. „Wir haben ein schönes Umfeld zum Leben und Lernen. Für Kinder ist es besonders schön mit den vielen Spielplätzen und der reichen Natur.“

 

Nicht nur das Leben, sondern auch das Unterrichten auf dem Land hat für Immanuel besondere Vorzüge, um seiner Kreativität auch bei der Unterrichtsgestaltung freien Lauf zu lassen: „Man kann kreativer sein als in der Stadt. Im Fach Kunst zum Beispiel kann man einfach vor die Tür gehen, Holz sammeln, es trocknen und direkt weiterverarbeiten.“

 

Einzigartig ist auch sein Verhältnis zu den Eltern seiner Schülerinnen und Schüler. Als Klassenleiter kennt er viele von ihnen gut und besucht die Familien sogar zu Hause. Das hat er aus DDR-Zeiten übernommen, in denen solche Besuche üblich waren. „So versuche ich, die Familien über meinen Unterricht hinaus zu unterstützen. Kinder sind einfach das Wichtigste für mich“, betont der verheiratete Lehrer, bei dem selbst ein leibliches und drei Pflegekinder behütet aufwachsen konnten.

Der Lehrerberuf: Handwerk mit viel Fingerspitzengefühl

„Der Lehrerberuf ist wie ein Handwerk, zu dem verschiedene Fähigkeiten gehören. Man braucht ein feines Fingerspitzengefühl für den Menschen hinter dem Schüler. Der Schüler als Mensch soll von uns Lehrern als Menschen lernen“, findet Immanuel. Doch nicht allein die Schüler kämen in die Schule, um von den Lehrern zu lernen. Dasselbe gelte auch umgekehrt: „Die Schüler unterstützen mich und zeigen mir meine Fehler! Viele haben eine unglaublich hohe Sozialkompetenz, die man sehen und fördern muss.“

 

Darüber hinaus schätzt Immanuel die Freiheiten, die ihm sein Beruf bietet. „Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen, auch wenn die groben Strukturen natürlich vorgegeben sind. Aber ich kann trotzdem mehr oder weniger frei entscheiden, wann ich mich selbst zum Beispiel mit Klassenarbeiten ‚belasten‘ möchte. Das ist ein großer Vorteil des Lehrerberufs, den man aber auch zu nutzen wissen muss.“

„Teamgeist! Einzelkämpfer können wir nicht gebrauchen“

Immanuel beschreibt sich als ‚ehrlich‘ und ‚frei heraus‘. „Aber vor allem muss man ‚zackig‘ sein! Und sich genauso verhalten, wie man es von den Schülern erwartet: identisch und ehrlich.“ Man müsse Situationen im Unterricht rechtzeitig richtig einschätzen können, um angemessen zu reagieren. Dürfe das Ruder nicht aus der Hand geben, müsse als Autoritätsperson konsequent sein und zu seinem Wort stehen: „Je mehr man die Kinder im Sack hat, desto mehr Freiheiten kann man geben.“

 

Welche zukünftigen Kolleginnen und Kollegen wünscht sich Immanuel? Solche, die den Kontakt zu den Kindern halten: „Das ist das Wichtigste!“ Die das Menschliche mit erfolgreicher Wissensvermittlung und guten Fachwissen verbinden können: „Lust und Liebe zur Arbeit mit Kindern, Teamgeist! Einzelkämpfer können wir nicht gebrauchen.“

 

Aufgeschlossenheit und Interesse an Kindern und der jungen Generation zählten ebenso: „Das bringt einen nur weiter. Wichtig ist aber: Du musst der Chef sein, aber nicht nur. Du musst den Schülern das Gefühl geben, dass sie etwas können und dass wir alle gemeinsam lernen.“ Man müsse „am Ball bleiben“ und Ansprüche an sich und an andere haben. Hoffnung und Zuversicht sind Immanuel ebenfalls wichtig. Es gehe darum, neue Generationen zu begleiten: „Man muss seinen eigenen Frust an der Klassenzimmertür abgeben. Als Lehrer muss man eine starke Persönlichkeit sein, um den Kindern in der Schule Beständigkeit zu garantieren.“

 

Immanuels Rat an alle am Lehrerberuf Interessierten: Ausprobieren, Praxisluft schnuppern, ein FSJ machen. „Jeder, der Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden und in einer Unterrichtseinheit hospitieren!“ Denn wie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wirklich geht, das lerne man im Studium nur bedingt, so der leidenschaftliche Lehrer und fürsorgliche Familienvater.

Du möchtest mehr über das FSJ Pädagogik erfahren?

An den beruflichen Schulen in Sachsen fehlt es an Lehrernachwuchs. Ein Grund dafür könnte sein, dass viele Studieninteressierte diese Schulart gar nicht kennen: Wer selbst nie an einer beruflichen Schule gelernt hat, zieht diese Schulart bei seiner Studienentscheidung möglicherweise nicht in Betracht.

Die TU Dresden hat verschiedene Ansätze entwickelt, um den Einstieg in das Lehramt an berufsbildenden Schulen zu erleichtern. Diese richten sich sowohl an Abiturienten, Techniker und Meister als auch an Schüler mit Fachhochschulreife:

Option 1: Lehramt für berufsbildende Schulen

Das Studium für das Lehramt an berufsbildenden Schulen kann mit oder ohne Berufserfahrung aufgenommen werden und vermittelt wichtige Grundlagen für die Arbeit als Lehrkraft an berufsbildenden Schulen oder in der Erwachsenenbildung. Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung.

 

Für die Zulassung zur Ersten Staatsprüfung ist der Nachweis eines mindestens einjährigen Berufspraktikums in der gewählten Fachrichtung (z. B. Bautechnik, Elektrotechnik, Metall- und Maschinentechnik) erforderlich, wobei eine fachlich einschlägige abgeschlossene Ausbildung angerechnet wird.

 

Das Berufspraktikum soll praktische Einblicke in das Berufsleben geben und muss, sofern nicht bereits vor dem Studium vorhanden, zusätzlich zum regulären Studium absolviert werden.

Option 2: Kooperative Ausbildung im technischen Lehramt

Praktische Erfahrungen in einer beruflichen Fachrichtung sind für eine spätere Lehrtätigkeit unerlässlich. Studierende, die über keine oder nur sehr geringe Berufserfahrung verfügen, können sich dennoch für das Lehramt an berufsbildenden Schulen qualifizieren, da für die gewerblich-technischen Fachrichtungen eine kooperative Berufsausbildung im Rahmen des Lehramtsstudiums angeboten wird.

 

In einer verkürzten einjährigen betrieblichen Ausbildung kann ein HWK- oder IHK-Berufsabschluss erworben werden. Die Regelstudienzeit verlängert sich um zwei auf zwölf Semester.

 

Mit dieser Studienoption wird der Zugang zum Lehramt an berufsbildenden Schulen in Sachsen auch für Personen erleichtert, die zu Beginn des Lehramtsstudiums nicht über die notwendigen berufspraktischen Erfahrungen verfügen.

Option 3: Option Studium des technischen Lehramts

Mit dem Studiengang Ingenieurpädagogik bieten die Hochschule Mittweida, die Hochschule Zittau/Görlitz und die Westsächsische Hochschule Zwickau in Kooperation mit der TU Dresden eine weitere Option für den Einstieg in das technische Lehramt an.

 

Das Studium wird von den Kooperationspartnern gemeinsam verantwortet und findet teilweise an den Standorten der Hochschulen, aber auch hochschulübergreifend statt. Nach dem Abschluss Bachelor of Engineering können die Absolventen ihr Studium an der TU Dresden fortsetzen und nach dem Ersten Staatsexamen den Weg in den sächsischen Schuldienst einschlagen.

 

Besonders attraktiv für die Studierenden ist, dass sie mit dem Bachelor bereits über einen vollwertigen Hochschulabschluss verfügen, bevor sie für das stark verkürzte Studium Lehramt an berufsbildenden Schulen nach Dresden wechseln. Darüber hinaus bietet dieser Studienweg auch Schülern mit Fachhochschulreife eine Perspektive für den Lehrerberuf. Sie dürfen ihr erstes Studium an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften aufnehmen, nicht jedoch an einer Universität. Durch den Bachelor-Abschluss einer Hochschule für angewandte Wissenschaften wird das weitere Studium an der Universität rechtlich möglich.

 

Der fachliche Schwerpunkt liegt im gewerblich-technischen Bereich. Das Studium der Ingenieurpädagogik eignet sich daher besonders für Studierende mit einer Ausbildung oder Berufserfahrung in diesen Bereichen, die sich in ihrer Region ingenieurwissenschaftlich und pädagogisch weiterbilden und für das Lehramt an berufsbildenden Schulen qualifizieren möchten. Das Studium in Mittweida, Zittau und Zwickau ist besonders praxisorientiert. So sammeln die angehenden Lehrer hier schon während des Bachelorstudiums wichtige Erfahrungen, die sie später an ihre Schüler weitergeben können.

OptLA - technisches Lehramt an Berufsschulen

Option 4: Schulassistenz in Qualifizierung

Die Option „Schulassistenz in Qualifizierung“ ist ein duales Studienmodell für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Techniker und Meister, aber auch Bachelor-Absolventen werden direkt an einem Berufsschulzentrum angestellt und absolvieren parallel ein Teilzeit-Lehramtstudium an der TU Dresden.

 

An zwei Tagen in der Woche sind die Schulassistenten an der Berufsschule eingesetzt und unterstützen aktiv die Planung und Gestaltung des Unterrichts, die restliche Zeit steht für das Lehramtsstudium in Dresden zur Verfügung.

 

Diese Studienoption bietet Interessenten mit Fortbildungsabschlüssen wie Techniker und Meister die Möglichkeit, ein grundständiges Lehramtsstudium zu absolvieren. Durch die Anstellung an einem sächsischen Berufsschulzentrum sind die Schulassistenten in Qualifizierung auch während des Studiums finanziell abgesichert.

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